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Hühnerplage Auf Dem Friedhof

Hühnerplage auf dem Friedhof

Das Rätsel des Mühlauer Friedhofs, das im August im Forum so fleißig gelöst wurde, hat mich neugierig gemacht und ich habe mal in unserer Datenbank gestöbert, ob sich vielleicht irgendwo noch Bilder des Friedhofs auftreiben lassen – entweder vor oder nach seiner Umgestaltung durch Wilhelm Stigler. Und siehe da, ich bin tatsächlich fündig geworden. Das Bild zeigt das Eingangstor des Mühlauer Friedhofs, das von Wilhelm Stigler beim Umbau 1926 neu gestaltet wurde.

Es weist die „für den frühen Stigler typische, spätexpressionistische Ornamentik auf. Die beiden Türflügel sind mit einem kraftvollen vegetabilen Schmiedeeisengeflecht geschmückt“, wie Juliane Meyer in ihrer 2018 erschienenen Dissertation Der Architekt Wilhelm Stigler sen. 1903-1976 schreibt. (An dieser Stelle ein Dank an Frau Barbara Pöll für den Literaturhinweis!) Das von Margarete Hye-Weinhart aufgenommene Schwarz-Weiß-Foto ist zwar undatiert, wird aber wohl einige Jahre nach 1926 entstanden sein, sonst hätte der wuchernde Efeu wohl nicht die Zeit gehabt, bereits einen Großteil des Giebels zu erobern.

Ein solch imposantes Friedhofstor hat natürlich Symbolcharakter, aber durchaus auch einen praktischen Nutzen. Zwei Jahre vor dem Umbau wurde der Mühlauer Friedhof nämlich von einer Hühnerplage heimgesucht. Im Gemeinderatssitzungsprotokoll der Gemeinde Mühlau vom 28. Mai 1924 kann man dazu folgendes lesen:

„Weiters wird Klage geführt, daß im neuen Ortsfriedhofe Hühner frei herumlaufen und sollen dieselben, soferne sie nicht ergriffen werden können, niedergeschossen werden. Es wird beantragt dies an der Gemeindetafel zu verlautbaren. Ferner wurde beantragt, am Friedhofeing[ang] ein Gitter anzubringen, daß selbsttätig schließt. Angenommen.“

Das sind drastische Maßnahmen für ein bisschen Federvieh, wie ich finde. Aber naja. So toll ist die Vorstellung von pickenden und herumscharrenden Hühnern auf den Gräbern auch wieder nicht. Bleibt nur zu hoffen, dass das Gitter sie bis zur Errichtung des neuen Eingangstors auch tatsächlich ferngehalten hat.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-6606)

Elisa Wasserer

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Wenn ich jetzt nur den Herrn Stigler auch noch kennen würde, dann wüßte ich sogar, wer das ist 🙂 .

    An Kleinigkeiten gerne hängenbleibend fasziniert mich das einbruchsicher und haubitzenfest vergitterte kleine Fenster neben dem Tor. Die Gitter passen stilistisch geradezu wehtuend nicht zusammen. Hat man das Gitterle erst später eingebaut, als die Hühnerplage losging? Was war es sonst? Eine Nische für eine Figur, Madonna, Engel, Tuifl, oder ein Gartenzwerg in Trauer?

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