Haltestelle Claudiaplatz
Keine Angst, ich dilettiere jetzt nicht über die IVB, das Straßenbahnwesen, die Technik oder so was daher. Das wäre unanständig.
Wenn wir davon ausgehen, dass dieses Pressefoto nicht gestellt ist – welches Pressefoto ist das schon? – dann ist erfreulich, wie viele vor allem junge Menschen die Linie 1 benützten. Der Knabe in der Bildmitte scheint noch ein freundliches Lächeln Richtung des Mädchens links zu werfen. Es ist Einiges los. Interessant ist auch, dass wir uns in der Zeit vor den Rucksäcken befinden, die meiner Erinnerung nach wohl um 1985 begonnen haben dürfte.
Wir alle erinnern uns, dass das Ein- und Aussteigen in die alten Straßenbahnen einen recht hohen Schritt erforderte. Für ältere PassagierInnen war das eine Herausforderung und auch gefährlich. Was mir aber nicht mehr in Erinnerung ist, ist wie schmal diese Einzel-Türen waren. Die junge Frau links muss schon zielen, dass sie ihre Tasche hinausbalanziert.
Wenn man dieses Bild sieht, dann muss man der IVB dankbar sein, dass die alten Bahnen durch die viel komfortableren neuen ersetzt wurden.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Ph-19.696)
Damals hats im Gegensatz zu heute eine dauernd benutzbare Straßenbahn gegeben, derzeit ist sie eher eine sporadische Schienenersatzbusersatzstraßenbahn. Aber ehe der Krieg ausbricht, es stimmt, mit den alten Garnituren möchte man nimmer tauschen. Die stammten noch aus der Zeit, in der vom Bürger der Besitz eines Autos als selbstverständlich erwartet worden ist.
Für die Schüler – wenn ich das Szenario richtig deute – war das die Haltestelle Handelsakademie.
Der sommerliche Schienenersatz auf den Linien 1 und teilweise 6 und STB ist einer ganzen Reihe von koordinierten Gleis- und Infrastrukturbauarbeiten geschuldet, die während der Sommerurlaubszeit, der Zeit der geringsten Auslastung des ÖV, nach präzisem Zeitplan abgewickelt werden. Das kam auch damals schon vor, eine Schienenbahn ohne wartungs- oder sanierungsbedingte Betriebsunterbrechungen zumindest auf Teilstrecken gibt es leider nicht. Schienenersatzverkehr bedeutet leider immer Hassle für alle Beteiligten. Mir wär’s auch lieber, wenn nicht ausgerechnet die Linie 6 ein Jahr nach ihrer Verlängerung auch davon betroffen wäre, aber das war leider unvermeidlich. Immerhin konnte die Zeiten mit Schienenersatzverkehr minimiert werden.
Mein Leiden ist eng, ganz eng begrenzt 😀 . Hab mich eher am Schienenersatzbus-Ersatzstraßenbahn ergetzt.
Komisch. Der Hagener Triebwagen Nr. 85 kam ab 1983 nur auf der Stubaitalbahn zum Einsatz und ist auf diesem Foto auch als diese ausgeschildert. Was macht er am Claudiaplatz? Seit 1996 klebt, wenn ich mich nicht irre, das IVB-Logo auch auf den Wagen der Stubaitalbahn. Nur: Geben die Fön- und Beatlefrisuren der Jugendlichen ein Entstehungsjahr nach den 80ern her? Herr Schneiderbauer, ihr Auftritt bitte!
Wir sind hier irgendwann von August 1983 bis ca. 1990 unterwegs, genauer kann ich’s auf die Schnelle leider nicht sagen. Ab August 1989 wurden diese Fahrzeuge dann modernisiert (hier noch nicht modernisiert), wann das genau abgeschlossen war, weiß ich ad hoc leider nicht (könnte man aber mit Fotos noch eingrenzen). Erst ab 1994 waren alle Straßenbahnen auch schaffnerlos, diese hier noch nicht. Ungefähr zu dieser Zeit wurden auch die klassischen Haltestellenschilder abgeschafft, hier haben wir noch ein altes.
Es lässt sich zumindest sicher sagen, soweit ich nichts übersehen habe: vor 1983 und allzu lang nach 1990 kann das nicht gewesen sein.
Schönes Bild vom damaligen Öffi-Alltag, danke dafür, Lukas!
Ich sag’s ja nur ungern auf dem wiehernden i-Tüpfchen sitzend, aber die Linie 1 ist das nicht. Als Linie 1 fuhren die DÜWAG-Zweirichtungswagen nur in kurzer Version. Dieser Triebwagen, 1976 gebraucht gekauft aus Hagen/DE und seit 1977 in Innsbruck in Verwendung auf den Linien 1 und 3, gehörte ab 19. Februar 1981 zum Fuhrpark der Linie 6. Erst mit August 1983 war er umgebaut zum dreiteiligen Achtachser mit zwei Gelenken, so wie auf dem Foto zu sehen, und wurde in den Fuhrpark der Stubaitalbahn übernommen, die ab ihrer Verlängerung in die Innenstadt auch direkte Pendler:innenkurse bis Mühlauer Brücke hatte. Bis dahin war er, seit 1977, zweiteilig (Sechsachser, nur ein Gelenk) auf den Linien 1, 3 und ab 1981 auch 6 eingesetzt. Ab 1983 waren diese Wagen nur noch gelegentlich als Einschübe auf anderen Linien als der STB anzutreffen. 25 Jahre lang haben sie die Stubaitalbahn geprägt und wurden dafür in den 1990ern sogar noch einmal modernisiert.
Super finde ich, dass Schultaschen auch als Datierungshilfe dienen können. An diese offensichtliche Epoche der Sport- und Umhängetaschen kann ich mich gar nicht erinnern. Ich weiß nicht mehr, was ich selber in den 1980-ern als Schultasche verwendet habe.
Natürlich sind solche Fahrzeuge in Österreich schon lange nicht mehr im Linienverkehr, Barrierefreiheit im ÖV ist auf EU-Ebene vorgeschrieben. Nur Wien hinkt nach, dort rollen immer noch ein paar Hochflurstraßenbahnen. Wer aber mit genau so einer Kiste fahren will, kann mit etwas Glück an allen kommenden Samstagen um 13:07 bei der Endstation Bergisel aus dem Schienenersatzverkehr der Linie 1SE in die Museumslinie der TMB umsteigen, die heuer im Sommer wegen der Gleisbauarbeiten am Südring nach Igls fährt, und das öfter mal mit Triebwagen Nr. 83.
Der Umbau der STB Garnituren beinhaltete u.a. die Entfernung der nicht mehr benötigten, von den Alphatieren der Schüler okkupierten, Schaffnerkojen, Eine wichtigere, wenn auch eher unsichtbare Maßnahme war schon ein Jahr vorher(?) die Einrichtung einer Art Zugfunk mit einem rechnergestützten Zugleitsystem, Anlass war der spektakuläre Zusammenstoß zweier Züge zwischen Mutters und Burgstall. Gehört aber nicht daher.
Aber an den Schülerzug, der von Mutters oder Natters(?) außerplanmäßig zur beschriebenen Stadtrunde aufbrach, kann ich mich noch gut erinnern. Ob er nur der freifahrenden Jugend zur Verfügung stand, oder ob auch begleitende Erwachsene mitfahren durften, weiß ich in Ermangelung persönlicher Erfahrung nicht.
O.T.: Gibt es eigentlich noch die einwenig an Hogwarth erinnernde Linie 1/3 noch immer? Ich glaub nicht. War aber auch so ein Stoßzeiten-Sonderzug.
Auf die Schultaschen hab ich garnicht geachtet. Aber tatsächlich, der einzige Schüler, der noch mit klassischer Aktentasche unterwegs ist, ist der mit dem Blick zurück. Die Uniformierung durch die Tornister hat noch nicht begonnen.
Die größere Veränderung als die technische war m.M. die Schaffung des VVT.