Großdeutsche Not
Im Jahr 1921 kam es von Seiten der Parteileitung der Großdeutschen Volkspartei (GDVP) zu einem recht interessant formulierten Aufruf an alle Parteifreunde. Offiziell gegründet wurde die Großdeutsche Partei erst im Jahr davor und wurde aus vielen deutschnationalen Gruppierungen zusammengewürfelt. Die wichtigste Forderung der Partei, wie sollte es auch anders sein, die Bildung des „deutschen Volkes“ und damit der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Die „Fremdherrschaft“ über deutsche Siedlungsgebiete der ehemaligen Monarchie wurden selbstverständlich abgelehnt.
Zurück zu unserem Dokument, so scheint es, dass die Partei vor finanziellen Engpässen stand. Begründet wurde dies durch die „aussergewöhnlichen Teuerungsverhältnisse“ der Zeit. Laut eigenen Angaben haben sich „die laufenden Ausgaben der Grossdeutschen Volkspartei vervielfacht [..], während die Einnahmen unverändert geblieben sind“. Um die bevorstehenden finanziellen Schwierigkeiten abzufedern, wurde von der Parteileitung veranlasst, „einen grossdeutschen Opfer- und Werbemonat festzusetzen“. Während dieses Werbemonats wurden Mitglieder dazu erbeten mindestens 100 Kronen zu spenden und zusätzlich im näheren Bekanntenkreis um Spenden zu bitten – letzteres galt auch für Parteifreunde. Zur einfacheren Spendenakquirierung wurde der ansonsten als Beitrittsmeldung fungierenden Bogen zum Spendenblatt für das „Grossdeutsche Notopfer“ umgestaltet.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, SammelA-484)