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Gewitterstimmung An Der Sill

Gewitterstimmung an der Sill

Das Foto erregte meine Aufmerksamkeit, da es auf mich ungemein friedlich und energetisch zugleich wirkt. Zu sehen ist der Unterlauf der Sill, kurz vor der Mündung in den Inn. Das genaue Jahr kann nicht datiert werden, ich vermute jedoch, dass die Aufnahme zwischen 1910 und 1930 entstanden ist.

Es scheint ein idyllischer Moment gewesen zu sein. Ein Mann mit Tiroler Hut und Feder sitz etwas verträumt im hohen Gras und Blickt auf das gegenüberliegende Ufer. Eine Frau spaziert der Sill entlang, den Regenschrim (oder war’s doch ein Sonnenschirm) hat sie vorsichtshalber schon dabei. Ein kleine Wegkapelle wird von den letzten Sonnenstrahlen gestreift. Die tiefhängenden dunklen Wolken über der Nordkette wirken bereits bedrohlich, lange kann es nicht mehr dauern, bis das Unwetter losbricht.

Auf dem Umschlag, in dem das Negativ ursprünglich aufbewahrt wurde, stand zu lesen: „Gewitterstimmung an der Sill“. Der Titel des Bildes könnte kaum Treffender sein, denn es versinnbildlicht für mich die Ruhe vor dem Sturm.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-Pl-733, 1910 – 1930)

Autor: Lucas Brand

Dieser Beitrag hat 36 Kommentare
  1. Der Strommast an der Eisenbahnbrücke würde dort erst ab 1927 stehen. Freilich nur wenn’s einer wär, leider ist’s aber nur ein Schornstein, vermutlich der Fa. Weyrer. Deshalb eindeutig vor der Elektrifizierung, also vor 1927.

  2. Der Strommast an der Eisenbahnbrücke würde dort erst ab 1927 stehen. Freilich nur wenn’s einer wär, leider ist’s aber nur ein Schornstein, vermutlich der Fa. Weyrer. Deshalb eindeutig vor der Elektrifizierung, also vor 1927.
    Die Häuser links hinter der Kapelle gehören wohl zum Wasenmeister bzw. zur Stadtgärtnerei. Den Schlachthof gab’s auch schon, schaffte es aber nicht mehr ins Bild.

  3. Ja, schau genau bei einem unscharfen Foto. Mir kommt allerdings vor, daß sich die Feder auf der rechten Seite des Hutes befindet, ein absolutes No-Go für den Alpini. Die Form des Hutes ist allerdings von frappanter Ähnlichkeit. Der Herr scheint auch eine Achselklappe zu tragen.

    Weiß eigentlich jemand den Namen der Kapelle? Auskünfte auch gerne mit Hinweis auf nahegelegene Akzishäuschen.

      1. Ja, da bin ich schön „auf der Leitung gestanden“, denn d i e s e Kapelle habe ich nicht mit der Pietà in unserer Pfarrkirche in Verbindung gebracht….
        ….falls es diese Kapelle war….
        Aber auf den Plänen steht eigentlich keine andere in der Gegend herum.
        Und die Pietà war schon um 1902 in den Besitz des damaligen Pfarrers Vinatzer gelangt.

  4. Was den Namen der Kapelle anbelangt, weiß leider nicht einmal das beste aller diesbezüglichen Nachschlagewerke (gell, Herr Roilo!), nämlich „Alt- und Neupradl – ein Heimatbuch“ etwas zu sagen.
    Auch in der Tiroler Kulturzeitschrift „das Fenster/12) vom Frühjahr 1973 sowie in der Doktorarbeit des HH Sebastian (Manfred) Huber 1975 findet sich keine Erwähnung dieser Kapelle…..
    „So nah am Wasser“ habe ich den St.Joh.v.Nep. „im Verdacht“ – aber, wie gesagt – nix Genaues weiß man nicht.
    Gut, daß es Pläne, Karten ……und dieses Foto!…..gibt.

    1. …….. und Kontakte – das Pfarrblatt der Pfarre Pradl (gell, Frau Sepanek!). Den Link dazu siehe oben – auch *.pdf herunterladen!!

      1. Lieb von Ihnen, Herr Roilo, mich an das Pfarrblatt der Pfarre Pradl „Kontakte“ zu erinnern!
        Daß „unsere“ Pieta in d i e s e r Kapelle tatsächlich einmal gestanden hat – wie aus „34.Jahrgang, 167, April 2009“, Seite 4 hervorgeht, habe ich entweder total verschwitzt – oder schon damals überlesen…
        Aber N a m e n wissen wir noch immer keinen….
        (Ob diese Pieta womöglich zur „Bilderstürmerzeit“ vom Inn angeschwemmt worden und auf einer Sandbank liegengeblieben ist, wäre eine Erklärung für die Errichtung einer Kapelle an einem damals – und noch bis zum Ende des 19.Jhdts- so entlegenen Ort….. (Ich denke an die Geschichte des „Fritzner Hauptes“, die uns in der Volksschule Fritzens von Lehrer u n d Pfarrer erzählt wurde – es sei „aus dem Inn gefischt“ worden) r

  5. Interessant! Noch nie vorher von einer an dieser Stelle stehenden/gestandenen Kapelle – auch nicht von einem Akzishäuschen 😉 – gehört. Die Unterkircher-Chronik gibt diesbezüglich nichts her, ebenso nicht die Stadtteilbeschreibungen von Pradl und der Reichenau (Hye), auch nicht die Pläne im Schönegger oder sonstige historische Karten und Ansichten. Mag daran liegen, dass die Sill-Mündung auf diesen noch außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes lag. Die Eisenbahnbrücke über den Inn ist meist grad noch ersichtlich, die Sill-Mündung schon nicht mehr. Wenn doch, dann ohne Kapelle.

    Einzig auf der von Herrn Roilo geposteten „Umgebungskarte von Innsbruck 1931/35“ ist eine eingezeichnet. Dann hätte sie ja noch eine Weile nach dieser Aufnahme Bestand gehabt. Aufgrund der Kleidung der Dame schätze ich, das Foto wurde um 1915 gemacht.

    Vielleicht gehörte die Kapelle zum Reichenauer Gutshof, der ja aus mehreren Gebäuden bestand. Gut möglich, dass sich auf dem Areal eine befand. In der o. e. Beschreibung von Hye werden zwar nur „Maierhaus, Stadl, Stall, Holz- u. Wagenschuppen und […] ein Getreidespeicher“ genannt, größere Bauernhöfe hatten aber oft ihre eigene Kapelle (vgl. Dodlhof) und haben sie z. T. noch heute.

    Sie sieht jedenfalls bereits recht mitgenommen aus, hat vermutlich das eine oder andere Hochwasser erlebt und wurde irgendwannd dem Verfall preisgegeben. Kapellenschicksal.

  6. Gerade wollte ich auch darauf hinweisen, Frau Stepanek. Gut, dass ich vorher nochmal den Bericht geöffnet und Ihren Kommentar gesehen habe.

    Dieses winzige Etwas bei der Weggabelung könnte tatsächlich die Kapelle sein. Das Titelbild des Beitrages „Ganz viel Wiese“ wurde auf ca. (!) 1938 geschätzt. Das würde dem Eintrag in der „Umgebungskarte von Innsbruck 1931/35“ schon mal nicht widersprechen.

    Mittels ANNO habe ich gehofft, etwas über den Abtrag dieser Kapelle und damit ihren Namen zu finden, bisher ergebnislos. https://innsbruck-erinnert.at/ganz-viel-wiese/

  7. Ja, Frau Stolz – schon gestern habe ich da ein bissl herumprobiert, das Ergebnis hat mir nicht ganz gefallen und ich habe es dann nicht weggeschickt – siehe die beiden Links in meinen Einträgen 20:32 und 20:34

  8. Wenn ich gewußt hätte, wie ihr euch plagt…hier ist ein besseres Foto, welches wir meiner bekannten Flughafennarretei zu verdanken haben.

    https://postimg.cc/G8wz9kX2

    Ich hab eine hochauflösende Kopie des Fotos von der Nationalbibliothek für die Benutzung zum Privatgebrauch gekauft.

    Die Kapelle ist wirklich nirgends auf einer der Onlinekarten zu sehen, die Umgebungskarte hab ich im Original.

      1. Eigentlich hätte ja schon bald einmal jemand mit dem Namen herausplatzen müssen, meine Frage war eigentlich ein wenig sinnlos. Außerdem glaub ich, daß die Kapellen, wenn ihnen keine besonderen Widmungen wie „Pestkapelle“ zugedacht werden, nicht vom Besitzer sondern von der Bevölkerung so oder so genannt werden. Die einsame Abgelegenheit des namenlosen kleinen Heiligtums hat eine allgemein gültige Bezeichnung vielleicht verhindert. Für die Pradler war das etwa die Sillzwickelkapelle, während die Amraser eher den dazwischenliegenden Gutshof als Namensgeber ansahen. Wer weiß.
        Jedenfalls macht die Kapelle auf meinem Foto einen baulich renovierten Eindruck, während das Gitter verschwunden zu sein scheint, die Pieta – wenn wir bei der plausiblen Annahme bleiben, daß diese dort war und durch das am Titelfoto erkennbare Gitter geschützt wurde – war ja schon in Sicherheit. Der, der sie in Sicherheit, d.h. in seinen zeitweiligen Besitz gebracht hat, hat anscheinend auch keine andere Bezeichnung als wie Kapelle in der Reichenau gewußt.
        Aus dem Luftbild läßt sich auf Grund der sichtbaren, bis knapp an die Kapelle heranreichenden Bodenveränderungen auf eine bald folgende Bautätigkeit inklusive Abriss der Kapelle schließen (??).
        Das Foto stammt laut Nationalbibliothek aus dem Jahr 1930.

    1. Meines Wissens wurde die Lodenfabrik 1931 eröffnet (muss erst genauer nachschauen – oder findet die Expertin Frau Stolz früher etwas??), das Aufnahmedatum 1930 würde also ziemlich passen. Die „knapp bis an die Kapelle heranreichenden Bodenveränderungen“ dürften wegen des Abwasserkanals entstanden sein. Wahrscheinlich wurde alles, was in der Fabrik entsorgt werden musste, jahrzehntelang ungeklärt in den Inn geleitet.
      Noch eine zweite Umweltsünde kann man auf dieser Luftaufnahme sehen: Die damalige Mülldeponie am Sillzwickel!

  9. Es lebe die Flughafennarretei, was für ein tolles Foto, Herr Hirsch! Ich hatte die Fabrik nicht so riesig in Erinnerung, aber ich kannte sie ja auch nur aus Sicht des Bodenpersonals, vom Vorbeigehen entlang der General-Eccher-Straße. Auch die Gutshof-Gebäude scheinen aus der Luft um einiges größer als zu ebener Erde.

    1930 als Aufnahmejahr dürfte etwas zu früh angesetzt sein, weil am 22. August 1930 erst über das Vorhaben, eine Fabrik in der Reichenau errichten zu wollen, berichtet wird:
    „Errichtung einer Kammgarnfabrik in Innsbruck (Reichenau). Laut „N. Z.“ wird die Schafwollwarenfabrik Franz Bauers Söhne A.-G., Mühlau, in der Reichenau an der Sillmündung eine neue Fabrik erbauen, die der Kammgarnerzeugung dienen soll.“ Gesamter Artikel siehe:
    https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tan&datum=19300822&query=%22Lodenfabrik%22+%22Baur%22+%22Reichenau%22&ref=anno-search&seite=10

    In den AB scheint die Fabrik mit der Adresse Reichenau 3 erstmals im Jahr 1934 auf. Nachdem als Basis für die AB-Daten immer die Angaben des Vorjahres dienen, dürfte die Fabrik 1933 fertiggestellt worden sein.

    Zu den von Herrn Roilo angesprochenen Umweltsünden: An der Sillmündung gab es eine geschotterte „Rampe“, auf der man bis zum Wasser hinunter gelangte. Da konnte man oft sehen, wie so mancher Autobesitzer sein Fahrzeug dort gewaschen hat. Besonders von der Haller aus war das gut zu beobachten. Die Kommentare der Fahrgäste gab’s gratis dazu.

    1. Das Gleiche passierte jahrelang beim Pradlerbrunnen, von überall kamen Leute her, um hier ihre Schlitten zu waschen und dann im Schatten unseres Hauses zu trocknen und zu polieren. Was man nicht mehr brauchte blieb liegen oder wurde gar über den Zaun in unseren Hof geworfen! Ja ja – die Menschheit!!

  10. Das von der ÖNBibliothek angegebene Aufnahmejahr 1930 hat noch den Zusatz „etwa“.

    Die Lodenfabrik sieht ja derart knallweiß oder baufrisch aus, daß ich Zweifel habe, ob sie überhaupt schon in Betrieb war. Gibts da Indizien? Die Türen scheinen alle offen zu sein, zu sehen ist bis auf zwei Personen niemand.

  11. Bezeichnend auch einer der Gründe, warum der Foradori damals in die Reichenau übersiedelte: Man könnte das weichere Wasser der Sill verwenden (das dann nach Verwendung bei der Kammgarnerzeugung und Schafwollwäscherei entsprechend verschmutzt in den Inns abgeleitet wurde).

  12. Inzwischen kann die Fertigstellung der Kammgarnfabrik in der Reichenau auf das Jahr 1932 vordatiert werden. Am 23. Juli 1932 verunglückte ein Elektriker im Transformatorenraum der Fabrik tödlich: https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tan&datum=19320723&query=%22Franz+Wallner%22&ref=anno-search&seite=8

    Und am 9. Nov. 1932 berichten die IN auf Seite 7 von einem Brand:
    „Am 7. d. M., um halb 9 Uhr abends, entdeckte ein Wächter der Wach- und Schließgesellschaft im Trockenraum für Wolle der Schafwollfabrik Baur & Co., in der Reichenau einen Brand. Die im Trockenraum aufbewahrte Wolle ist zur Gänze verkohlt. Die Schadenssumme ist noch nicht festgestellt. Da der Brand sofort bemerkt worden war und der Raum mit Eisenblech verschalt ist, bestand keine Gefahr für die übrigen Räume. Die Ursache des Brandes soll Selbstentzündung sein.“

    Ein wenig irritiert hat mich ein Bericht in „Innsbruck informiert“ vom November 1995. In einem Artikel zur Stadtgeschichte mit dem Thema „70 Jahre Flughafen Innsbruck“ wird ein Foto des Flughafens gezeigt, das, will man der Bildunterschrift glauben, eine Aufnahme aus dem Jahr 1925 sein sollte. Darauf ist die Fabrik bereits zu sehen, sogar mit rauchendem Schlot, was aber nicht gut möglich sein kann, wenn man erst im August 1930 vor hatte, die Fabrik dort bauen zu wollen.

    Ich gehe davon aus, dass man ein späteres Foto verwendet hat. Da es aus der Sammlung Walter Kreutz stammt, könnte das tatsächliche Aufnahmejahr doch bestimmt ermittelt werden, oder, liebes Stadtarchiv?
    http://www.literature.at/viewer.alo?objid=1030895&viewmode=fullscreen&scale=3.33&rotate=&page=40

    1. Liebe Frau Stolz,

      Für Tanja Chraust lege ich textlich alle Hände ins Feuer. Sie forscht und publiziert seit „ewigen“ Zeiten zur Tiroler Fluggeschichte. Und ihr Wissen ist unbestritten. Die Datierung des Fotos ist allerdings wirklich falsch. Ohne jetzt den Eintrag zu kennen, kann es sein, dass das Foto gar nicht oder falsch datiert ist. Das kommt leider immer wieder vor. Die Sammlung von Walter Kreutz erstreckt sich über vermutlich 50.000 Bilder. Vielleicht auch mehr. Beschrieben ist davon nur ein überschaubarer Teil. Sehr überschaubar…
      Trotzdem zolle ich Ihnen jeden Respekt für Ihre Recherchen. Nicht nur in diesem Fall. Dafür bedanke ich mich auch im Namen unserer zahlreichen LeserInnen ganz herzlich und bitte auch in Zukunft um Ihre Arbeit.
      Beste Grüße,
      Lukas Morscher

    2. Imma dat noch Jenauere.
      Es wird in der Bildlegende nicht behauptet, daß das Foto aus dem Gründungsjahr des Flugplatzes stammt, sondern schildert nur das bauliche Inventar, die Hangars, das hölzerne Gebäude (war die Verwaltung und das „Terminal“) sowie die Piste, und das sieht man eben auf dem Foto. der gleiche Text wäre auch noch für eine 20 Jahre ältere Aufnahme gültig.

      Leider nicht erklärt wurde die riesige Menschenmenge. Am Gras steht ein kleines Flugzeug. Mein erster Gedanke war, das könnte die Maschine von Udet gewesen sein, der einmal hier seine waghalsigen Künste vorführte bis es dann tatsächlich krachte. Das war aber schon 1925, also Fehlanzeige. Vielleicht das Publikum in Erwartung von Teilehmern der Pfingstflüge, die in den 30ern mehrmals stattgefunden haben? Vielleicht weiß es Frau Dr. Chraust.

      Die Kapelle scheint weg zu sein, dafür eine wunderschön öd-glatte Fläche.

  13. Ich habe den Beitrag und die vielen Kommentare interessiert verfolgt. Dabei frage ich mich, wie Pfarrer Vinatzer zur Pietà kam.

    Pfarrer Johannes Vinatzer war ein ‚Wiltener‘
    Geb. 1864 in Hall, Gest. 1927.
    Pfarrer in Pradl  war er von 1902 bis 1927.
    1902 war auch das Jahr, an dem die Stadt Innsbruck den Gutshof Reichenau kaufte, der in den Jahrzehnten davor mehrfach den  Besitzer wechselte.
    Just 1902, so liest man, gelangte auch die Skulptur in den Besitz des Pradler
    Pfarrers Johann Vinatzer, er
    verwahrte die Pietà zunächst im
    Widum, schenkte sie aber später
    der Pradler Kirche.
    Naheliegend erscheint, dass mit dem Gutshof auch die Kapelle, die höchstwahrscheinlich Teil dieses Ensembles war, den Besitzer wechselte. Die Tatsache dass nichts Älteres über die Kapelle und die Skulptur bekannt ist lässt weiters vermuten, dass die Bedeutung der Kapelle und der  Skulptur durch den häufigen Besitzerwechsel des Gutshofes in Vergessenheit geriet, oder man diese gering schätzte. Pfarrer Vinatzer scheint den Wert erkannt zu haben und nutzte wohl den Besitzerwechsel um an die Piéta zu gelangen. Hat er sie dem letzten Besitzer abgekauft und so vor  dem Verfall  bewahrt? Das würde erklären, dass sie anfangs in seinen Privatbesitz war.
    Wann die Pietà dann wirklich ‚berühmt‘ wurde ist nicht überliefert. Warum er die Aufstellung in ’seiner‘ Kirche nicht selbst veranlasste erscheint ebenfalls etwas mysteriös, denn das geschah erst 2 Jahre nach seinem Tod 1929.

    Zum Namen der Kapelle hab ich mir ebenfalls Gedanken gemacht.
    In Anlehnung an das Spaur’sche Schlösschen (Die Familie von Spaur war von 1666 bis 1812 in Besitz der Reichenau samt Gutshof) tippe ich auf Spaur’sche Kapelle.

    1. Vielleicht müsste man die Liste der Pradler Pfarrer – natürlich alles Chorherren aus dem Stift Wilten – noch weiterverfolgen:
      Nach dem Langzeitpfarrer Johann Vinatzer (wie oben angeführt 1902 – 1927, also 25 Jahre!) gab es die kurzen Intermezzi von Hieronymus Koch (1927 – 1929) und Nikolaus Rogger (1930 -1932). Dann kam die Rekordperiode von Alfons Kröss, der auch „mein“ Pfarrer war (31 Jahre von 1933 – 1964!!).
      Pfarrer Koch oder Pfarrer Rogger werden wohl die Pietà vom Widum in die Kirche gebracht haben.
      Noch was: Während Pfarrer Vinatzer den Kirchenneubau durchführte, fand die Innengestaltung unter Pfarrer Kröss statt. Erster Weltkrieg und Geldmangel nach dem Krieg verzögerte alles. Auch der Wiederaufbau des durch Bomben arg in Mitleidenschaft gezogenen Kirchengebäudes oblag Pfarrer Kröss.

      1. Aus dem hier bereits öfters zitierten Pfarrblatt der Pfarre Pradl geht hervor, dass Pfarrer Vinatzer die Pietà zwar zunächst im Widum verwahrte, sie aber später der Pradler Kirche schenkte. Das kann freilich auch etwas geschönt formuliert sein, und die Skulpur wurde nach seinem Tod im Widum einfach vorgefunden und seine Häusnerin wusste noch woher sie stammte. Vielleicht erkannte ja erst Pfarrer Kröss den Schatz.
        Eigentlich egal, trotzdem ließ mich der Gedanke an diesen Widerspruch lange nicht los.

  14. Nur eine „Spintisiererei“:
    Wenn man von der Amraser Pfarrkirche am Stadtplan eine Linie zum ehem. Standpunkt der Kapelle zieht, geht die Verlängerung dieser Linie …… zur Mühlauer Pfarrkirche.
    Ohne etwas von „Kraftlinien“ zu „schwalbeln“: Vielleicht diente sie einst (auch) als Vermessungspunkt“- weiß mans???

  15. Dann spintisiere ich mal Ihren Gedanken weiter und verlängere die Linie von der Kapelle zur Pradler Kirche weiter und komme…. zur Wiltener Basilika.

  16. Ich muss meinen Kommentar vom 31. März 2023 / 17:30 Uhr in zwei Punkten korrigieren. 1) ist die Kapelle nicht nur in der von Herrn Roilo geposteten Umgebungskarte aus dem Jahr 1931 zu sehen, sondern auch im Franziszeischen Kataster und 2) sieht man sie auch im Schönegger.

    Nachdem der Beitrag heute wieder einmal aufgetaucht ist, habe ich nochmals den Franziszeischen Kataster geöffnet und den betreffenden Ausschnitt so lange vergrößert, bis tatsächlich das Kapellen-Symbol sichtbar wurde. Sehr, sehr klein und trotz der Vergrößerung auch nur wegen des Kreuzes erkennbar, für mich jedenfalls.

    Daraufhin auch gleich im Schönegger nachgesehen. Hier ist dieser Ausschnitt auf Seite 255 auch abgebildet, die eingezeichnete Kapelle konnte ich im März nicht als solche identifizieren. Man erkennt sie wirklich nur, wenn man aufgrund der digitalen Version weiß, wo genau man schauen muss und selbst dann ist vermutlich auch für „Adleraugen“ eine Lupe zwingend notwendig. Aber irgendwo hat halt auch die beste Buchdruck-Qualität ihre Grenzen.

    Zwar noch immer keinen Namen, aber wenigstens eine weitere Datierungshilfe, es muss sie bereits 1857 gegeben haben.

    Das Suchen und Blättern – in tollen Nachschlagewerken kann man sich manchmal richtig verlieren – hat sich auch noch in anderer Sache gelohnt. Stichwort Memminger Schlössl: https://innsbruck-erinnert.at/selten-ist-noch-zu-oft/

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