Geld oder Hund!
In den Innsbrucker Adressbüchern gibt es einen Beruf, der über die Jahre immer nur von einem, über die gesamte Erscheinungsdauer insgesamt nur von drei Männern ausgeübt worden war: Der des städtischen Wasenmeisters. Mehr als 25 Jahre lang war das zunächst Sebastian Ulm, den wir auf dem Titelfoto bei der Inspektion seines 1903 neu errichteten Domizils in der Reichenau sehen.
Der Wasenmeister hatte einen harten Job. Er assistierte beim Trichinenschauen und wann immer es galt, verendete Tierkadaver zu entsorgen, war dieser dem städtischen Veterinäramt unterstellte Problemlöser gefragt. Aber auch lebende Tiere, die eingefangen werden mussten, fielen, wie in vielen Zeitungsberichten nachzulesen ist, in die Zuständigkeit Sebastian Ulms. Die von Bürgermeister Falk 1889 verordnete Hundesteuer-Regelung sah im Fall der Nichtbezahlung das Einschreiten des Wasenmeisters vor (was für den Hund nicht immer gut ausging). Ein Artikel in der sozialdemokratischen Volkszeitung von 1928 schildert ausführlich und eindrücklich die Bandbreite der Tätigkeiten seines Nachfolgers Vinzenz Kralinger:
Dieser Beitrag passt zeitlich sehr gut zum 95. Todestag von Sebastian Ulm, welcher am 22. Feber 1928 im 71. Lebensjahr als Magistrats-Pensionist verstorben ist.
Wie die Innsbrucker Nachrichten vom 5. Dezember 1903 berichten, wurde in der neuerbauten Wasenmeisterei auf großzügige Veranlassung des Bürgermeisters auch ein Tierheim samt Badeanstalt für Hunde eingerichtet:
„Seinerzeit ist der Ausschuß des tirolisch-vorarlbergischen Tierschutz-
vereines an den Bürgermeister von
Innsbruck Herrn Wilhelm Greil, mit der Bitte
herangetreten, dem Vereine geeignete Räum-
lichkeiten zur Aufnahme und Verpflegung her-
renloser und kranker Hunde zur Verfügung zu
stellen. Dieses ,,Tierasyl“, das zugleich mit ei-
ner Klinik, sowie einer Schur- und Badeanstalt
für Hunde versehen werden wird, hat durch die
zuvorkommende Zusage des Herrn Bürgermei-
sters seine Verwirklichung gefunden, indem der-
selbe dem Vereine die gegenwärtig freien Räume
der neuerbauten Wasenmeisterei unter den gün-
stigsten Bedingungen angeboten hat. Dem Herrn
Bürgermeister wurde in der letzten Ausschuß-
sitzung der Dank durch Erheben von den
Sitzen geziemend ausgesprochen.“
Im Titelbild des Beitrages https://innsbruck-erinnert.at/der-schoenste-kasernenbau-tirols-der-gutshof-in-der-reichenau-teil-iii/
kann man die Wasenmeisterei gut sehen – unterhalb der Eugenkaserne (heutiges Landesmilitärkommando) in der General-Eccher-Straße in der Nähe des Sillzwickels
In diesem aufschlussreichen Beitrag sieht man die Wasenmeisterei im Jahre 1936. Als Standort der Wasenmeisterei erwähnt Herr Herbst die Adresse General-Eccher-Straße 1:
https://innsbruck-erinnert.at/eine-neue-kaserne-fuer-innsbruck-ii/
Auch in dieser herrlichen Aufnahme des Beitrages https://innsbruck-erinnert.at/ganz-viel-wiese/ sieht man die Wasenmeisterei, im Gegensatz zu Kaserne und Lodenfabrik leider etwas dunkel. Dafür strahlt die General- Eccher Straße heraus