Gelassenheit und Eleganz
strahlt der Herr im Lodenmantel aus, der sich zum Beweis der Widerstandskraft seines Baur-Ensembles im strömenden Regen in der Altstadt unter die sprichwörtliche Traufe stellt.
Ein vierseitiges Firmen-Werbeblatt aus der Zwischenkriegszeit bewirbt nicht nur den einheimischen Tiroler Loden sondern besonders auch die wasserdichten Kamelhaar-Loden-Palette, deren Widerstandsfähigkeit wie ein Märchen aus 1000 und einer Nacht besungen wird. Die Beispielbilder der Capes und Raglans sind als Stadtrundgang durch die Sprengel der Stadt ausgeführt.
Vielleicht ist die gute Laune der gezeichneten Figur ja ansteckend und alle, denen beim Betreten der Altstadt gerade ob der aktuellen Pflastersteintauschproblematik der Kragen platzen möchte, versuchen es mal mit etwas Gemütlichkeit. Angesichts des angesprochenen Kameelhaar-Schwerpunktes der Kollektion hätte man bei dauerndem Erfolg wohl bald auf Höttinger und Arzler Alm Wüstenschiffe hochtreiben müssen.
Die Standorte der Modelle im Stadtplan und in Natters sind leicht zu erraten. Wo genau der Jäger jagt ist vielleicht nicht herauszufinden, der Turist scheint auf der Schlick zu posieren.
Schöne Pfingsten zuerst einmal.
Zum Raglanmodel in „Natters“ eine Bemerkung: Der Herr steht eher in einem künstlerisch verballhornten Ampass. Jedenfalls sieht man den in Natters nicht vorrätigen Glockenturm am Ampasser Palmbichl. Und die Nockspitze sieht man von Natters aus frontal dreizackig. Auf dem Raglanbild sieht man den Pfriemes wie von der „enteren“, östlichen Seite gewohnt. Der große Bau mit dem Walmdach ist vielleicht das pittoreske Pfarrhaus.
Die Winkelverhältnisse zwischen den beiden Türmen und dem Berg sind allerdings komplett verdreht. Aber man soll ja Mäntel kaufen und nicht die Landschaft begaffen. Jedenfalls mag der elegante Raglan tatsächlich eher was fürs nahe Mittelgebirge sein als für die schroffen Schrofen.
Die Schlicker Kapelle steht mit diesem Hintergrund auch auf der falschen Talseite und der Turm ist dann ebenso auf der falschen Seite. Aber es ist sicher in der Schlick.
Wo der Jager mit seinem Gewehr hinzielt ist tatsächlich schwieriger. Vielleicht in der Lizum, mit Ampferstein und Marchreisenspitz im Hintergrund. Kemater Alm wär auch noch ein Kandidat, oder Issenanger im Pinistal?
Wieder einmal witzig ist die von der Google-KI angebotene Bildentsprechung. Also auf Wilhelm Busch wär ich nicht gekommen.
https://postimg.cc/ZC09wt8k
Ja, ebenfalls schöne Pfingstgrüße! –
– und dazu gleich ein Geständnis: Ich fürchte, ich habe einen Augenfehler! Denn das, was Sie als Ampasser Glockenturm identifiziert haben, schaut für mich aus wie der Eckturm des Stiftes Wilten – und der Kirchturm wie derjenige der Stiftskirche und die Nockspitz… Ja, mir gehts halt wie unserm Herrn Roilo, der manchmal zuallererst auf Pradl tip-
pen würde.
Und der Jäger? Auf Habicht-Jagd?
J, Frau Stepanek, das kann auch die Stiftskirche sein mit ihrem hohen Dach und davor wieder einmal das Leuthaus, der kleine Zwiebelturm dann einer jener zwei wo beim Kloster angeschraubt, Nockspitze paßt auch. Jedenfalls nicht Natters.
Die Andeutung des Habichts entspräche dann meiner Issenangertheorie, aber dort hat es hangseitig eigentlich keine Häuser. Und der Habicht wäre ums Eck?
JEdenfalls bin ich froh, daß Sie beim Titelbild nicht den „Knopfleistentest“ gemacht haben – sonst wären Sie genauso verwirrt wie ich.
Und die Begegnung mit (soviel ich weiß) „Schmulchen Schievelbeiner“ bestürzt nicht nur Sie. Und weil wir schon bei „Plisch & Plum“ sind – nach der hier geschilderten „Pädagogik“ mit Rohrstock wurde in „meiner“ Landvolksschule auch noch in den Schuljahren 1946/47 und 47/48 unterrichtet – und zwar von Lehrer u n d Pfarrer!
Um solchene Lodenmäntel wäre man damals allerdings heilfroh gewesen….
Nicht nur die Knopfleiste , auch die Schuhe…
So wandeln sich die Zeiten. Heutzutage genügt nicht einmal der Anblick einer komplett entblößten Person um deren Position auf einer stolz hinausposaunten genderverbindlichen Zwischenskala zu erkennen. Knopfleiste! Schuhe! Pah! Ich bin ein Mann, der lieber eine Frau wäre, die lieber ein Mann wäre, der sich als Frau usw…naja, „wern scho wieder gscheida wern“ hieß es aus Omas Mund. Und die hat für ihre Sprüche 90 Jahre lang Beweise gesammelt.
Vielleicht trauen sich die ‚Zwischenskalen‘ immer öfter raus aus die Stauden, dort wo sie all die Zeit unsichtbar waren? Wie immmer bei solchen Dingen begleitet von Trittbrettfahrerinnen und – fahrern. Aber das soll hier ja nicht Thema sein.
Apropos Trittbrett. Der Damen Automantel fasziniert mich besonders, ich kann nämlich kein einziges Detail erkennen, das ihn für eine Autofahrt besonders prädestinieren sollte, auch wenn man die Autos der Zeit vor sich sieht. Auch wirbt man schon kräftig aber für unsere heutigen Begriffe noch etwas naiv mit Dingen wie hier mit verschiedensten Mantelnuancen die man plötzlich alle haben muss ohne sie wirklich zu benötigen. Aber das sollte ja noch viel schimmer werden wie wir wissen.
Doch, doch, so ein Kamelhaarmantel für eine Dame am Beifahrersitz bei zurückgeklapptem Dach – gegen den Fahrtwind – da konnte man wohl ohne hochgeklappten Kragen des Kamelhaarmantels sich leicht ein schmerzendes steifes „G’nack“ zu- ziehen.
(Ich betone: „Dame“!)
Ach, das ist doch ein alter Geschäftstrick, einen Gegenstand zu nennen, dessen Benutzung erst durch Zukauf eines Accessoires wirklich vollkommen ist. So wie es zum Tomaten schneiden eben kein Messer, sondern ein Tomatenmesser braucht, das mit der Tomatenkernauswurfkralle. Wenn man noch zögert, mit dem Zusatz „Einfach unter kaltem Wasser abspülen!“ nachhelfen – und gekauft.
Und am Mantel findet sich sicher eine Entsprechung zur Tomatenkernauswurfkralle, die doppelt gerändelte Einstiegsfalte z.B., die der normale Mantel eben nicht hat, der dann beim Einsteigen Schmutz auffängt. Passiert beim Damenautomantel, äh Autodamenmantel auch, aber – bingo! – einfach mit kaltem Wasser usw….