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Frühjahrsputz Beim Goldenen Dachl_Teil 4

Frühjahrsputz beim Goldenen Dachl_Teil 4

Die Gürtler Walter und Karl Griesser erhielten den Auftrag, das Gold am Goldenen Dachl wieder zum Glänzen zu bringen. Nach der Reinigung stellte sich heraus, dass durch die Korrosion bei 14 Krabben und zehn Abdeckplatten der ursprüngliche Goldbelag fast verschwunden war und erneuert werden musste.
Die Kupferteile waren original feuervergoldet. Das Brüderpaar beherrschte die alte Technik und hatte auch noch die Möglichkeit, diese in ihrer Werkstatt mitten in der Altstadt anzuwenden.

Wie liefen die Arbeiten ab?
Die Kupferplatten und -krabben wurden gesäubert und poliert, dann in eine sogenannte „Quickbeize“, eine Lösung aus Quecksilber, Salpetersäure und Wasser getaucht. Dann wurde eine silbrig glänzende Paste aufgetragen, ein Amalgam aus in Quecksilber aufgelöstem Gold. Nun wurde die Schindel oder Krabbe erhitzt und das Amalgam mit einer Hasenpfote gleichmäßig verteilt. Bei weiterem Erhitzen verdampfte das Quecksilber und das Gold, zwei Gramm pro Quadratdezimeter, kam als durchgehender, noch messingfarben und rauh schimmernder Belag zum Vorschein.
Eine Konzession an die modernere Technik hatten die Gebrüder Griesser allerdings gemacht, denn erhitzt wurde nicht mehr über glühender Holzkohle, sondern mit einer Lötlampe. Eine Arbeitserleichterung, die man durchaus zugestehen kann, wenn man weiß, daß die vergoldeten Schindeln und Krabben noch zwei bis dreimal erhitzt (der Fachmann nennt das „sändern“) werden mussten, um den spezifischen warmen Goldton zu erhalten.
Bis hierher dauerte der Arbeitsvorgang an einer Krabbe beinahe drei Stunden und man versteht den von der Stadt pro Stück zu entrichtenden Preis, Material und Arbeit inbegriffen, von 2600 Schilling, zumal die beim Erhitzen entwickelten Quecksilberdämpfe für den Vergolder nicht gerade gesund waren.

Seit einigen Jahrzehnten wird diese besondere handwerkliche Fertigkeit nicht mehr ausgeübt, da die aufsteigenden Quecksilberdämpfe hochgradig gesundheitsgefährdend sind sowie die verwendeten Materialien umweltschädlich.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-1411, 1975)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Das waren ja extrem aufwändige und ungesunde Arbeitsschritte. Ich habe mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, was „feuervergoldete Kupferschindeln“ wirklich bedeutet, dachte an eine Art Tauchverfahren. Bei diesem hohen gesundheitlichen Risiko, so wird sich Herr Grießer gedacht haben, ist es grad schon egal, wenn ich dabei auch mein Pfeifchen schmauche.

    Nicht minder interessant: die Hasenpfote! Die war mir bisher nur als Glücksbringerin bekannt.

    Vielen Dank, Frau Ursprunger, dass Sie diese alte handwerkliche Technik so ausführlich vorgestellt haben!

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