Frechheit siegt!
Eine Zugfahrt mit Kaiser Franz Joseph? Für viele höhere Beamte der Habsburgermonarchie war das – wenn wir den Erinnerungen von Markus Freiherrn von Spiegelfeld (1858-1943) glauben dürfen, der von 1906/07 bis 1913 als k. k. Statthalter in Tirol und Vorarlberg amtierte – nicht wirklich ersterbenswert.
Am 29. August 1909 ging in Tirol mit viel Pomp die Jahrhundertfeier 1809-1909 über die Bühne, an der auch Franz Joseph selbst teilnahm. An die Feierlichkeiten in Innsbruck schloß sich ein Festakt in Bregenz an, zudem auch Markus Spiegelfeld in seiner Eigenschaft als Statthalter den Monarchen begleiten musste.
In den Morgenstuden des 30. August verließ Franz Joseph mit seiner Entourage Innsbruck per Eisenbahn. In Landeck ließ der Kaiser den damaligen österreichischen Ministerpräsidenten Baron Bienerth-Schmerling und Statthalter Spiegelfeld zu sich in den Salonwagen rufen „und da begann für mich [Markus Spiegelfeld] die Geografieprüfung. Es war des Kaisers Gewohnheit auf seinen Reisen den betreffenden Statthalter unausgesetzt um die Namen der Ortschaften, der Schlösser, der Berge usw. zu fragen und [der Obersthofmeister] Fürst Montenuovo hatte mich schon im Voraus darauf aufmerksam gemacht und lachend hinzugefügt, es habe sich noch jeder Statthalter bei diesem Examen blamiert. Mein Verhängnis nahte. Der Kaiser frug und frug und ich antwortete so gut ich konnte und wenn ich die Namen der Bergspitzen nicht wusste, sagte ich auf Gut Glück Schwarzkopf oder Silberhorn. Alles ging gut, aber ich atmete auf, als wir in die Station Bludenz einfuhren, wo der Voralberger Landeshauptmann Romberg [sic] einstieg und nach Vereinbarung mit mir die Beantwortung der Fragen übernehmen sollte.“
Unser Titelfoto zeigt Markus Spiegelfeld (x) nach der glücklich bestandenen „Allerhöchsten Geographieprüfung“ beim Verlassen des Hofzuges in Bregenz.
(Foto: Privat)