skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Fotografisches Erbe Sucht Fotografisches Gedächtnis

Fotografisches Erbe sucht fotografisches Gedächtnis

„Pembaur, wer?“, fragten wir uns jüngst im Stadtmuseum. „Oczlon, wer?“, fragt man sich derzeit im MuseumPasseier. Ausgehend von einer kleinen Fotokiste mit der Aufschrift „Alois Oczlon Photograph St. Leonhardt Paseier“ begab man sich in Südtirol auf eine spannende Spurensuche, die auch nach Innsbruck führt:

Der Fotograf wurde am 2. Juni 1882 im mährischen Znaim / Znojmo geboren. Wann und wie es ihn in den Westen der Monarchie verschlagen hat, ist noch ungeklärt. In jedem Fall überschritt er 1907 die Grenzen der Monarchie in Richtung Schweiz. Im September dieses Jahres heiratete er in Zürich die um neun Jahre ältere Oberperferin Notburga Raich; gleichzeitig wurde damit das am 19. Juli 1907 in Innsbruck vorehelich geborene Kind Rafael legitimiert. Ein Jahr später zog die Familie nach Meran – Tochter Martha (*1909) und Sohn Innozenz (1914-1916) sollen in Innsbruck geboren worden sein, dazwischen kamen noch zwei Söhne in Meran zur Welt.

Der weitere Lebensweg führte Alois Oczlon als Kriegsfotograf an die Front und anschließend nach Brixen, St. Martin in Piccolein, St. Vigil in Enneberg, St. Johann im Pongau sowie nach Bruneck, wo er am 10. November 1961 verstarb.

„Noch mehr Rätsel als Oczlon selbst geben seine Fotografien auf“, sagt Judith Schwarz, vom MuseumPasseier. Unter anderem umfasst der Bestand 18 Glasplatten-Negative im Mittelformat, „durchwegs Studioaufnahmen von bürgerlich gekleideten Menschen vor Leinwandkulisse, entstanden sind sie vermutlich vor dem Ersten Weltkrieg. Es ist schwer vorzustellen, dass sie in Passeier aufgenommen worden sind. Vielleicht sind sie in Meran oder Innsbruck entstanden“, so Schwarz.

Obwohl manche der Bilder sehr prägnante Elemente, wie einen Rollstuhl oder eine Automobilkulisse, enthalten, waren weder die Recherche in unserer Archivdatenbank noch die Google-Bildersuche erfolgreich. Mir bleibt somit nur noch die Hoffnung, dass Sie liebe Leserinnen und Leser über ein fotografisches Gedächtnis verfügen und Details oder Personen auf diesen Fotos – oder auf jenen der Seite des MuseumPasseier erkennen. Herzlichen Dank im Voraus für jegliche Hinweise!

(Bilder: MuseumPasseier, Oczlon Glasplatten Mittel, Nr. 6, 8 und 10)

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare
  1. Während ich in der Frage „Pembaur – wer?“ noch eine dreiste Provokation für das Innsbrucker Bildungsbürgertum gesehen habe, möchte ich in diesem Rätsel sogar das wer durch ein häää? ersetzen. Ein vergessener Photograph, wie es hunderte seiner Art gegeben hat, mit Ablichtungen von Menschen unbeschreiblicher Anonymität – und dann die Frage an ein Publikum, welches auf Urahnen als Auskunftspersonen zurückgreifen müßte, um eine Antwort geben zu können.

    Vom Sujet her sind die Aufnahmen sicher noch aus der alten Monarchiezeit. Auch wenn das Studio theoretisch in Zürich bestanden haben könnte, ist mir der Hintergrund zu untypisch für diese Stadt. Wenn schon, dann mit dem Matterhorn als Kulisse, auswechselbar mit Züriseepromenade. Eher so ein Phantasieberg im Dolomitenstil, ich tippe auf Meran. In Innsbruck hätte man doch eher die Serles im Rücken. Die Gegenfrage, ob in Meran ein Zug mit Schlafwagen angekommen ist, zerschellt an der Möglichkeit, daß ein gebürtiger Meraner voll Stolz seine berufliche Avancierung für die Ewigkeit festhalten wollte.
    Mehr an „Rätsel“ wird sich aus dieser eigentlichen Belanglosigkeit kaum herausholen lassen.

    Erinnert mich an die am Dachboden gefundenen einst soo wichtigen Fotos desMaturajahrgangs 1908 und des 30-jährigen Jubiläums der Kunkelsteiner Dorfmusik 1911. Kein Mensch kennt mehr wen. Der eingekreiste Kopf könnte auf dem Körper von Urgroßvater Wilhelm gesessen sein. Wenigstens die Urgroßmutter scheidet mit Sicherheit aus.

    Die richtige URL der Passeier Museums Website lautet https://www.museum.passeier.it

    1. Lieber Herr Hirsch! Ihnen kann man es aber auch nicht recht machen! 🙂 ‚Pembaur wer?‘ war eine „dreiste Provokation“, weil eh bekannt und sooo bedeutend, und ‚Oclon wer?‘ ist Ihnen wieder viel zu unbedeutend und zu schwierig. Es ist natürlich bedauerlich, wenn die Frage nun ins Leere gegangen ist. (Zumindest vorerst.) Aber wie soll ich das im Vorhinein wissen? Dass nicht gewisse Lesende wissen, was man aus einer (n.b. nummerierten) Zugsuniform herauslesen kann. Dass nicht vielleicht ein(r) der Abgebildeten eine bekannte Person ist, die den entscheidenden nächsten Hinweis liefert? Und gerade weil diese Aufnahmen, wie leider so viele, im Archiv unerkannt und unbekannt schlummern, schiene es mir lohnenswert, sie dieser Anonymität zu entreißen. In Akten und Zeitungen hat man andererseits oft nur gesichtslose Namen. Beides verbinden zu können, ist für diese Zeit oft ein wahrer Glücksfall. Die Frage, nach der historischen Relevanz ist eigentlich dann auch eine philosophische. Sollen wir nur Kaisers und Bischöfe und Entrepreneurs archivieren und den Rest entsorgen, den wer kennt schon die einfachen Leute und wen kümmern sie noch? In jedem Fall, danke noch zur Korrektur des Links, zu Beginn des Beitrags war er richtig, am Ende hat sich ein Fehler eingeschlichen.

      1. Auweh 🙂 ! Ihr Smiley beruhigt mich aber doch, Herr Bürgschwentner, daß die Kopfnuss nicht ganz ernst gemeint war.
        Und richtig, selbst wenn man die Identität der Personen nur durch einen wenn auch per definitionem nicht ausschließbaren Zufall erfahren kann, der Gruß aus der versunkenen Zeit der Monarchie hat immer den Reiz schlichter Betrachtung wie zum Beispiel, daß der damalige straffe Beamtenstaat männliche Kopfbedeckungen, zumindest auf den ersten Blick, sowohl als Militärtschako als auch als Amtskappel deuten ließ. Apropos Amtskappel: Heute ein fast in Vergessenheit geratenes Schimpfwort für beamtete Sturheit, war es im Riesenreich der Monarchie ein nützliches Zeichen. Der Träger des Amtskappels war schon von weitem als mindest zweisprachige Auskunftsperson im babylonischen Sprachgemenge des Kaiserreichs erkennbar. Man hatte ja kein Smartphone :-).

  2. Das Titelbild ist ein schönes Beispiel für das Branding in der Zeit um 1900. Die Initialen WL finden sich auf der Mütze, den Knöpfen und wohl auch den Manschettenköpfen. Das Monogramm war das Logo der Compagnie Internationale des Wagons-Lits, dem seinerzeit größten Anbieter von Schlafwagenzügen auf dem europäischen Kontinent, u.a. auch des berühmten Orientexpress.

  3. Der junge Herr im Rollstuhl (Knopflochleiste – eindeutig männlich!) ist vermutlich an der Lunge erkrankt und kommt zur Kur nach Meran. Zum Schieben des Rollstuhls bedarf er eines Bediensteten. Woher er selbst stammt? Ich denke an den nord-östlichen Teil der K u K Monarchie, dem Typus nach (könnte geradezu ein Verwandter meiner Großmama väterlicherseits sein, die aus Prerau in Mähren „gebirtig“ war….)
    Die Dame am zweiten Foto hingegen scheint mir eher aus der Gegend Meran – Bozen – Bozner Unterland zu stammen, ihren Gesichtszügen nach – rein gefühlsmäßig.
    So nehme ich eher „Meran“ als Standort des Fotoateliers an.

    1. Die Gesichtszüge kann ich nicht beurteilen – aber unsere Vermutung gingen auch in Richtung Kurgast / Meran. Weil uns auch der Hintergrund eher Süd- als Nordtirolerisch anmutet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche