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Feierlichkeiten Und Trotzdem Stau Am Brenner?

Feierlichkeiten und trotzdem Stau am Brenner?

Heute widmen wir uns wieder einmal aufs Neue der Brennerautobahn. Unser Foto ist auf den 22. Dezember 1968 datiert, den Tag der Öffnung des letzten großen Teilstücks auf der Nordtiroler Seite. Ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk? Es zeigt jedenfalls im Stau stehende österreichische PKW, mutmaßlich aus Wien (mit einem „Presse“-Schild), Linz und Kärnten auf der idyllisch verschneiten Strecke. Nach den Eröffnungen der Abschnitte Innsbruck-Schönberg und Schönberg-Matrei/Steinach, zu denen es bereits Beiträge hier auf unserem Blog gibt, stellte an diesem Tag die Inbetriebnahme der Strecke von Matrei/Steinach bis zur Anschlussstelle Brennersee den letzten großen Schritt hin zur kompletten Fertigstellung dar, inklusive der derzeit aufgrund der Baustelle große mediale Aufmerksamkeit genießenden Luegbrücke. Es fehlte jetzt nur noch eine etwa einen Kilometer lange Strecke bis zur Staatsgrenze, weshalb wir auch auf unserem Bild rechts auf einem Schild die Ankündigung des Autobahnendes ausmachen können. Das dürfte, zusammen mit dem Andrang aufgrund der Neueröffnung, den Stau auf unserem Bild erklären.

Die Freude aller Beteiligten und auch die der Presse über die (Fast-)Fertigstellung der Nordtiroler Brennerautobahn war natürlich sehr groß, so war die im Vergleich zum schon Erreichten doch sehr kurze noch zu bauende Straße im Bewusstsein vielleicht zu vernachlässigen. „Die Brennerautobahn steht nun vor dem Endspurt“ (Tiroler Tageszeitung, 23.12.1968, S. 3), hieß es stolz. „Von kleinlichem Neid gezeichnet mutet am Tag der Fertigstellung der Brennerautobahn bis dicht an die Höhe des berühmten Alpenpasses die Kritik der letzten Monate an.“ (Tiroler Tageszeitung, 21.12.1968, S. 1) Im Rahmen einer Festsitzung der Brennerautobahn AG mit zahlreichem hohen Besuch wurden Auszeichnungen und Ehrenmedaillen verliehen sowie danach der pünktliche Abschluss des Projekts gefeiert. Zudem wurden erneut die Bedeutung der Strecke für das europäische Verkehrsnetz und vor allem die technische Leistung des Baus als erste Gebirgsautobahn der Welt gewürdigt, sowie der zehn beim Bau gestorbenen Arbeiter gedacht. Auf dem zweiten Bild sehen wir bei den Feierlichkeiten links die Tafel haltend Landeshauptmann Eduard Wallnöfer, mit Bundesfinanzminister Stephan Koren sowie rechts die Tafel haltend (vermutlich) den Bundesminister für Bauten und Technik Vinzenz Kotzina, direkt bei ihm Alois Lugger.

Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-5765, Erich Birbaumer

Der letzte verbleibende Teil bis zur Grenze mit einer Länge von circa 1,3 Kilometern wurde übrigens erst am 5. April 1971 für den Verkehr freigegeben, was, wie im Blogbeitrag zum zweiten Abschnitt vermutet wird, wahrscheinlich mit dem Bau des neuen Zollgebäudes zusammenhängt. Auf eine große Feier wie die gerade geschilderte wurde dann verzichtet. Es bleibt zu vermuten, dass auch eine Fertigstellung dieses letzten kleinen Teils gleich zusammen mit dem Abschnitt Matrei/Steinach-Brennersee den Stau auf unserem Foto wohl nicht verhindert, sondern nur etwas weiter gen Süden verschoben hätte, denn ab der italienischen Grenze erfolgte die weitere Freigabe des Abschnitts Brenner-Klausen erst im Jahr darauf.

(Titelbild: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-5766, Foto: Erich Birbaumer)

Elias Lanzinger

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Der Abschnitt vom Brennersee bis zur Grenze wurde erst 1971 eröffnet weil vorher noch kein Anschluss an die italienische Autobahn bestanden hat, wie im Text erwähnt war die 1968 noch nicht fertig. Und besser die Autobahn endet für 3 Jahre an einer fertigen Anschlussstelle anstatt im Dorf Brenner irgendein Provisorium als Anschluss zur Bundesstraße \Staatsstraße zu haben.

  2. Man steht in beiden Fahrtrichtungen und wartet auf die Ereffnung. „…Zukunft…Verkehr…Eiropa…mege dienen…usw“ wird es aus den Lautsprechern scheppern. Und Lugger wird noch einmal das Wort Olympia auskommen. Abt Stöger – ist er doch, oder? – wird den Segen Gottes erbitten, auf dass die Bricken ein paar Jahre halten.

    Ich nehme an, wir sehen links und rechts die selbe Kolonne. Unter der Autobahn durch wieder zurück Richtung Norden. Ein einsamer VW 1600(?) der Autobahngendarmerie konnte sie zusammen mit einem einsamen Posten in Schach halten.

    Ein an dieser Stelle Jahrzehnte bestehendes Wahrzeichen – das bedenklich zur Seite geneigte Rasthaus mit Lebensmittelladen – wurde vor nicht allzu langer Zeit abgerissen. Zur Zeit der Eröffnung ahnte man noch nichts von den dort einmal postierten grenzbewachenden Präsenzdienern.

    Wenn die Politiker nicht wären könnte man an einen Fünften oder Zwanzigsten denken.

    Kennt jemand den rechtsgescheitelten jungen(?) Mann im damaligen krawattenlosen Rollkragen(?)- Kultur-Look? Vielleicht ein auf bella figura achtender Vertreter der sidlichen Fortsetzung.

  3. Zu erwähnen wäre noch, daß es erst ab April 1974 über die Autobahn Richtung Süden freie Fahrt gab, da der Abschnitt bei Klausen erst zu dieser Zeit fertiggestellt war.

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