Fast unverändert
Eigentlich beschäftigen wir uns vor allem mit Innsbruck. Dafür sind wir da, dafür gibt uns der Steuerzahler (etwas) Geld und da kennen wir uns am relativ besten aus. Trotzdem blicken wir heute über die Stadtgrenzen hinaus. Aber nicht weit. Bis Mutters. Also noch recht gut fußläufig von Innsbruck aus.
Es geht um den Bahnhof Mutters, an dem die Stubaitalbahn einen der schönsten Stopps einlegt. Bis heute hat sich an dem Anblick von 1904 nicht viel geändert. Das ist auch gut so. Bei einer eingleisigen Strecke gibt es nicht so viele Ausweichen, an denen sich Bahnen an einander vorbeischlängeln können. Das ist bis heute so. Können Sie auswendig alle aufzählen?
Auch die Menschen, die in die Bahn drängeln, haben sich nicht geändert. Die Mode allerdings schon. Besonders nett die beiden Mädchen rechts, die sich mehr um den Fotografen kümmern, als in die Bahn zu kommen.
Nur der linke Bildrand hat sich deutlich verändert. Heute ist Mutters eine der profitierenden Gemeinden im Speckgürtel von Innsbruck. Entsprechend sind die Preise für Grund und Boden in den letzten Jahren förmlich explodiert. Jeder Flecken wird verbaut. Damit verliert auch hier das Dorf zunehmend seine ursprüngliche Identität.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum, So-4-016)
Ausweichen: Sonnenburgerhof, Hölltal, Mutters, Nockhofweg, Feldeler, Kreith, Telfer Wiesen, Luimes, Telfes.
Tatsächlich begegnen sich die regulären Züge nur in den Stationen Hölltal, Feldeler und Luimes.
Stationsgebäude gibt es außerhalb des Stb Bahnhofs in Innsbruck noch in Mutters, Kreith, Telfes und Fulpmes.
Mir sticht natürlich das heute nicht mehr existente Gleis 3 des Bhf Mutters, ganz rechts im Bild, ins Auge.
Dafür wurde erst vor wenigen Jahren ein kleiner Verladebahnhof für Arbeitszüge unweit des Aufnahmestandortes, in Mutters-Burgstall, errichtet.
Die Aufnahme stammt wahrscheinlich aus 1904 oder 1905. Interessant ist im Bildhintergrund der Palast in Patsch? Igls?
Zur Zeit der Aufnahme gab es folgende Ausweichen: Mutters, Kreith, Telfes. Ladegleise gab es in Mutters, auf den Telfer Wiesen (der heutigen Ausweiche) und in Telfes. Auch gab es in Innsbruck und Fulpmes noch Weichen zum Umfahren der Beiwagen, womit kein Schwerkraftverschub (das rückwärts hinauf Schieben der Beiwagen in die Steigung, und Ausweichen des Triebwagens mit anschließendem Abrollen der Beiwagen) zum Umsetzen des Triebwagens um die Beiwagen am Anfang nötig war.
Und auch wenn die Aufnahme wohl nicht aus Innsbruck stammt, und die Eisenbahn zur Zeit des Baus nicht aus Innsbruck sondern aus Wilten weg fuhr, gehört die Stubaitalbahn doch eindeutig zu Innsbruck und zum Selbstverständnis der Stadt, auch wenn die Fulpmer das als „ihre“ Eisenbahn bezeichnen und ganz beleidigt sind, wenn man von einer Straßenbahn spricht (was sie in der Tat auch nicht ist).