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Fahren Am Trottoir

Fahren am Trottoir

So langsam geht das Jahr seinem Ende zu und das ist ja auch oft Zeit, um Bilanz zu ziehen. Das ist nicht neu, und das heutige Titelbild führt uns das deutlich vor Augen. Was wir heute als Polizeistatistik des Innenministeriums oder auch untergeordneten Stellen kennen, gab es auch schon im 19. Jahrhundert: Eine Auflistung von durchgeführten Amtshandlungen und Anzeigen in Innsbruck, geordnet nach unterschiedlichen Kategorien.

Ein Blick auf diese Statistiken – hier in der Form einer Zeitungsmeldung in den Innsbrucker Nachrichten – lässt und vielleicht erschaudern oder staunen, sie offenbart aber jedenfalls einige interessante Kontinuitäten. Umgekehrt wurden auch zahlreiche Vergehen zur Anzeige gebracht, die heute wohl so nicht mehr geahndet würden („Muthwilliges Schnalzen mit Peitschen“). Somit bieten solche Statistiken auch immer einen Einblick darin, welche Rechts- und Moralvorstellungen geherrscht haben und welche gesellschaftlichen Bereich besonders von Übertretungen betroffen waren oder anders reguliert waren als heute. Auch lässt sich natürlich immer auch fragen, ob die Veröffentlichung einer solchen Statistik einen gewissen Zweck erfüllen sollte und wie die ZeitgenossInnen diese Zahlen wohl wahrgenommen haben.

Und schließlich bringt manches in der Auflistung auch durchaus zum Schmunzeln, wie etwa die letzte Kategorie, die zur Anzeige gebracht wurde: „Trottoir-Verunreinigung durch Ausschwenken von Abstaubtüchern.“

(Innsbrucker Nachrichten, 7. Jänner 1886)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Im Folgejahr 1886 gab es bereits 73 Anzeigen wegen Mitnahme von Hunden ins Caféhaus sowie 29 Anzeigen wegen Rauchens von Kindern inkl. Abnahme der Tabakspfeife. Die Gesamtzahl der Anzeigen stieg von 1437 auf 2173, das ist ein Plus von fast 50%.

    Vom Ausschütteln der Staubtücher auf dem Trottoir ist keine Anzeige verzeichnet.

  2. 2020 gab es im Vergleich dazu 10.906 angezeigte Delikte. Die Kriminalitätsstatistiken werden auch in der Gegenwart noch jährlich veröffentlicht, wenn auch nicht mehr so genau wie damals.

    Man wird im Jahr 2500 oder 3000 die entsprechenden Daten bestimmt auch noch vergleichen können.

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