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Aus Fadenwurm Wird Fleckerlteppich

Aus Fadenwurm wird Fleckerlteppich

In der kleinen Serie mit der Stadtplanungspublikation anno 1980 widmen wir uns heute dem komplexen Thema Radwege. In der Titelgrafik sind einige davon zu sehen, mit einem Schönheitsfehler: Die gepunktelten Routen waren erst erdacht, es gab zu dieser Zeit eigentlich nur an der Kranebitter Allee und entlang des Inn reguläre Radwege.

Im etwas helleren Orange (hier ist wie immer die interaktive Karte) erscheinen einzelne Fußwege, meist als Zubringer zu Wanderwegen und gerade an der Höhenstraße damals für zu Fuß Gehende sicher mit Gefahr für Leib und Leben verbunden. Auch um den noch nicht errichteten Lago Maggiore di Iglo ist bereits ein Wanderweg angedacht.

Die Stadtplanung hält 1980 fest:

+ Die autogerechte Stadt kann und soll heute nicht mehr angestrebt werden, die einzelnen Verkehrsarten sind nach ihrer speziellen Eignung einzusetzen:

– Dem öffentlichen Verkehr ist, speziell im Berufsverkehr, Priorität einzuräumen.

– Er ist durch gezielte Maßnahmen zu einem leistungsfähigeren und damit attraktiveren Verkehrsmittel auszubauen.

– Ergänzend dazu sollte ein Fuß- und Radwegenetz als zusammenhängendes System von den Wohngebieten in den Stadtkern sowie hinaus in die Erholungsgebiete führen.

Absolute Lieblingsidee für den hartgesottenen Innsbrucker Radler auf diesem Fantasie-Plan ist die Brücke über den Frachtenbahnhof (könnte auch ein Tunnel sein aber eher war es überirdisch). Interessanterweise hat sich diese Idee bis in die Gegenwart erhalten, ich bin gespannt „ob ich das noch erleben werde“.

A propos erleben. Es gibt eine gnadenlos ehrliche 100seitige Fahrradstudie der Stadt Innsbruck, die Ende 2020 im Gemeinderat beschlossen wurde und Masterplan Fahrrad 2030 heißt. Darin wird zunächst einmal ein nüchterner Befund aufgestellt, was wirklich 1980 bis 2020 an Radwegen in der Stadt eingerichtet wurde. Andere Grafiken beschäftigen sich mit den Lückenschlüssen, die den heute bestehenden, man kann es nicht anders nennen, Fleckerlteppich dereinst in ein (man darf sich ja was wünschen) amsterdamenhaftes Radwegenetz verwandeln werden.

Nicht bei der Stadt Innsbruck, sondern – Radfahrer sind ja immer so schnell an der Stadtgrenze – pragmatischerweise beim Land Tirol gewartet wird ein interaktiver Radwegeplan.

Disclaimer: Der Autor dieses Artikels hat 1979, dem Enstehungsjahr der Titelgrafik, seinen Radlführerschein gemacht und freut sich seither über jeden Radweg, so bald es ihn gibt.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  1. Hurra! Da ist sie ja bereits eingezeichnet – die Radwegbrücke über den Inn in der Gegend der Eisenbahnbrücke – als Verbindung vom Saggen hinüber „gen Arzl“!
    Wie lange geht die Stadt Innsbruck eigentlich schon schwanger damit? Oder ist es inzwischen zu einer Totgeburt gekommen?

    1. Man glaubt es kaum, aber tatsächlich steht die Fuß-/Fahrradwegbrücke vom Sillzwickel nach Mühlau vor der Realisierung. Im Radmasterplan steht sie an erster Stelle der Radbrückenprojekte. Wenn der Radmasterplan in der laufenden Gemeinderatsperiode angemessen budgetiert werden hätte können (was leider verhindert wurde von der Achse der Autoparteien in Stadtsenat und Gemeinderat), dann gäbe es sie schon.

  2. Wir haben uns einmal darauf geeinigt, auf die aktuelle Politik zu verzichten. Diese Grüntümelei geht mir langsam einwenig auf den Nerv. insbesonders der Begriff autogercht. Menschenskind! Ein Auto ist ein seelenloses Trum Eisen, welches weder Recht noch Unrecht verspürt, das spürt nur der Mensch, der es fährt. Und so ist es auch wieder menschengerecht. Man kann nur sagen genug ist genug und zuviel ist zuviel, aber ich rate dringenst, endlich den Frieden mit dem Auto, d.h. mit den Autofahrern zu schließen.

    1. Lieber Herr Hirsch… das von Ihnen bemängelte Zitat ist von 1980. Da waren Sie und ich schon auf der Welt aber der Bürgermeister war ein gewisser DDr. Alois Lugger – aktuelle Politik ist damit also keine besprochen (und ich bin wie alle hier dafür dass wir das weiterhin nicht tun, gerne bis zur Gemeinderatswahl und darüber hinaus).

  3. Das Wort „autogerecht“ wurde m.W. von Architekt Reichow aus der Taufe gehoben. Er meinte es aber auch anders, als es später benutzt wurde. Und er war im damaligen Trend. In Großbritannien sagten manche Architekturhistoriker rückblickend überspitzt formuliert , dass die Stadtplanung, die dem New Towns Act folgte, in den historischen Städten mehr Schaden angerichtet hat, als die deutschen Bombenangriffe.
    All das war gut gemeint, kam ja aus der Gartenstadtbewegung – aber wenn man sich aus einem Gesamtkonzept nur Einzelnes herausnimmt wird es dann auch dysfunktional.
    Jedenfalls habe Epigonen von Planern wie Reichow, Hilberheimer (letzendlich die ganze Charta von Athen), die nur das „autogerechte“ übernahmen, indirekt Gegenpostionen befeuert – wie z.B. Townscape-Bewegung, Pattern-Language, Promenadologie (zu letzerem in gewisser Weise auch Knoflachers Gehzeug gehört).

    Der gezeigte Radwegplan hat sich i.Ü. in meinem Gedächtnis eingebrannt. Es würde reichen, solche Pläne über Jahrzehnte durchzuhalten und bei jeder Einzelentscheidung die jeweilige Trasse zu berücksichtigen. Zwischenzeitlich mag das ein Fleckerteppich sein, mit der Zeit wird aber was brauchbares daraus.

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