Eröffnungsfeier im Besele
Die Wartezeit hat ein Ende, denn der Wiltener Beselepark wird am Freitag, 27. Juni, wieder geöffnet. Um 14:00 findet die offizielle Eröffnungsfeier statt und wird von einem bunten Programm begleitet. Nähere Informationen entnehmen Sie dem folgenden Flyer.

Eine Anekdote zum neuen Besele möchte ich Ihnen an dieser Stelle nicht vorenthalten, denn die Umbauarbeiten brachten einen nicht ganz unspektakulären Fund ans Tageslicht.
Eines Tages, während die Grabungsarbeiten im Gange waren, wurden wir im Stadtarchiv von den KollegInnen der Planung Grünanlagen verständigt, dass man auf etwas gestoßen ist. Eine Fliegerbombe war es zum Glück nicht, was auch für wesentlich mehr Aufruhr gesorgt hätte. Gefunden wurde hingegen ein kleiner Schacht, über welchen man Zugang zu einem bisher nicht bekannten (zumindest uns nicht bekannten) Stollensystem gelangte. Dieser wurde sodann von Fachpersonen begangen und mittlerweile geht man davon aus, dass es sich möglicherweise um einen Luftschutzstollen der nahe gelegenen Seuchenbaracke handeln könnte – Gewissheit besteht aber nicht. Der Stollen bleibt auch weiter bestehen, da die Wände sehr massiv angelegt wurden und daher keine unmittelbare Einsturzgefahr besteht.


(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Titelbild: Sommer2-466)
Danke für die Fotos. Ich würde meinen, dass es sich mit ziemlicher Sicherheit um den Deckungsgraben bei der Seuchenbaracke handelt. Die Länge des Bauwerks liegt laut Aufstellung „Behelfsmäßiger Ausbau von Liftschutzkellern und Splitterschutzmaßnahmen“ vom 13.12.1943 bei 66,8 m, was dem heutigen Befund entsprechen dürfte. Anzahl der unterzubringenden Personen: 68, Kosten: 8.700 Reichsmark (lfd.Nr. 18). Am Luftbild vom 1.9.1947 ist die schräg stehende Seuchenbaracke mit hellem Dach gut erkennbar. Zwischen dieser und dem Westfriedhof lag bzw. liegt der Deckungsgraben. Super, dass der Deckungsgraben erhalten werden kann!
Zu den Vorschriften und Baubeschreibungen siehe unten das Beispiel Luftschutzdeckungsgräben bei Schulen. Der ggst. Deckungsgraben bei der Seuchenbaracken wurde vermutlich ganz ähnlich geplant. Eine Gegenüberstellung von Vorschriften und tatsächlicher Umsetzung wäre natürlich interessant.
L.S-Deckungsgräben für Schulen – Antrag auf Ausnahme vom Bauverbot, 14. November 1943.
Pembaur- u. Reichenauerstraße (Schemmschule), Speckbacherstraße (Fischer- u. Haspingerschule), Inn-Uferweg (Hauptschule Hötting), Hof der Pradler-Schule, Falk- u. Sennstraße (Falksschule), Kindergartenweg (Schule Mariahilf), Hörtnagl-Siedlung (Notschule Hötting), Anichstraße (Höhere Staatsgewerbeschule,), Angerzellgasse (Staatsgymnasium).
Baubeschreibung: Deckungsgräben für 1890 Personen, 0.45 m stk. Stampfbetonmauern, Lichtweite des Grabens 1.50 m, Eisenbeton-Flachdecke oder Stampfbeton-Gewölbe, Überschüttung mit Erde, 0.50 m stk. Überdeckte Länge mit Notarborten (ohne Eingänge): 1.042,00 m.
Gesamtbausumme: RM 246.000,-
Zu leistende Tagwerke: 9.500
Ausführende Baufirmen: Stadtbauamt Innsbruck (Eigenregie), Reichsarbeitsdienst, Wehrmacht, Dipl. Ing. Retter, Baumeister Auer Georg, Baumstr. Todeschini Alfons, Baumstr. Senn Josef
Baubeschreibung, 4. November 1943
„Die öffentlichen Deckungsgräben werden nach den Erlaße As-41-L-42-39 Nr. 4718/43 g vom 24. März 1943 durchwegs in Massivbauweise erstellt.
Für die allgemeine Anlage der Deckungsgräben ist maßgebend:
Eine Luftdruckwell (sic!) soll beim Eingangsbauwerk möglichst wenig Widerstand finden. Daher wird dieses Bauwerk so ausgebildet, daß entweder ein Doppeleingang entsteht oder die Luft wenigstens ohne Hemmung in der Achsrichtung des Bauwerkes wieder abgeleitet werden kann. Die Gasschleuse wird gegenüber der Achse des Einganges um 90° verdreht, damit auf die Türen womöglich kein Druck entsteht. Sollte trotzdem eine Druckwelle die Türen treffen und in den Raum werden, so fliegen sie durch die nochmalige Abwinkelung des Grabens nach der Gasschleuse nicht in einen durch Menschen benützten Grabenschnitt, sondern an die Betonmauern.
Jeder Graben besitzt 2 Eingänge und bei einem Fassungsvermögen über 100 Personen einen Notausstieg. Die Grabenlänge wird möglichst so beschränkt, daß nur 100 – 120 Personen darin Aufenthalt nehmen können. Die notwendige Anzahl von Aborten wird angeordnet.
Aus Gründen der Durchschlagssicherheit gegen Brandbomben wurde die Deckenstärke vergrößert, und zwar bei Eisenbetonplatten auf 25 cm, bei Stampfbetongewölben auf 30 cm.
Jeder Graben erhält elektrische Beleuchtung. Die Installation wird ausgeführt mit Feuchtraumkabel und L.S.-Leuchten hinter Drahtgeflechte. Petroleumlampen werden in jedem Grabenabschnitt als Notbeleuchtung angebracht.
Deckungsgräben mit Eisenbeton-Flachdecke
Der Graben erhält eine lichte Breite vom 1.50 m und eine lichte Höhe von 1.95 m. Der Aushub wird in standfestem Boden möglichst mit senkrechten Grabenwänden ausgeführt.
Die seitlichen Stampfbetonmauern, 0,45 m stk., stehen auf Stampfbeton-Grundkörpern (M.V. 150 kg P.-Zem./1 m3 F.B.), 0,65 m x 0,15 m. Die Stampfbetonmauern (M.V. 200 kg P.-Zement/1 m3 F.B.) enthalten die notwendige Anzahl von Be- und Entlüftungsöffnungen, die durch Einlegen von Betonfalzrohren erzeugt werden. Ebenso werden die Rauchabzugsöffnungen für die Öfen ausgebildet. Die dachförmig von 0.25 m und einer Seitenstärke von 0.20 m erhält sofort bei der Herstellung eine Zementabgleichung. Nach dem Trocknen wird ein zweimaliger Anstrich mit Inertol aufgebracht. Die Rundstahl-Bewehrung entspricht dem vorangeführten Erlaß.
Die Überschüttungshöhe wird mit 0.50 – 0.70 m bemessen und entspricht ansonsten den Vorschriften.
Auf einer Seite werden feste Holzbänke, auf der anderen Seite Klappbänke versetzt. An Einrichtungsgegenständen sind vorgesehen: Kisten für Sand, Eimer für Löschwasser, Eimer für Trinkwasser, Werkzeug, Sanitäts-Kasten.
Deckungsgräben für Stampfbetongewölbe
Der Graben enthält eine lichte Breite von 1.50 m und eine lichte Höhe am Rande von 1,60 m, in der Mitte von 1.95 m. Der Aushub wird in standfestem Boden möglichst mit senkrechten Grabenwänden, bei Aushubtiefen über 2.00 m mit 5 : 1 geneigten Grabenwänden ausgeführt. Es gilt sonst dasselbe wie vor.
(Dipl.Ing. Mignon, Bauoberrat)
Das Foto oben links dürfte den Notausstieg und/oder Lüftungsschacht zeigen. Am rechten Foto sieht man die Abdrücke der Schalungsbretter des Stampfbetongewölbes.