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Erinnerungsstücke Aus Dem Ersten Weltkrieg

Erinnerungsstücke aus dem Ersten Weltkrieg

Im kommenden Jahr wird vermutlich der Erste Weltkrieg wieder stärker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit rücken, jährt sich doch 2024 der Ausbruch der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ zum 110. Mal. Wir befassen uns aus aktuellem Anlass schon heute mit dem Ersten Weltkrieg, wurden dem Stadtarchiv doch erst kürzlich äußerst interessante Dokumente und Objekte aus den Familien Weyrer und Seifert geschenkt, die auch Einblicke in individuelle Kriegserfahrungen eröffnen.

Am 21. Juli 1915 griff der 23jährige Reserveoffizier Gustav Seifert an der Italienfront zu Papier und Bleistift und schrieb an seine Schwester den oben abgebildeten Brief. Darin gratuliert er ihr zur Anstellung als Lehrerin, wünscht ihr „viel Glück für die Zukunft“ und gibt ihr einige brüderliche Ratschläge mit auf den Weg. Nach der „Moralpredigt“ berichtet er noch kurz über seinen Alltag:

Gestern habe ich an Euch eine Karte geschrieben. Heute feiern wir den Gedenktag der Schlacht bei Bezecca [sic] 1866, in der unsere Kanonenbatterie Nr. 2 gegen die Garibaldiner mit Erfolg kämpfte. Habe jetzt seit einer Woche viel Edelweiß gesammelt und werde es Euch nach und nach senden.
Viele herzliche Grüße und Küsse
sendet Dir, der lieben Mutter und der lieben Steffi
Dein Gustav

Dies scheint der einzige Feldpostbrief aus seiner Feder zu sein, der erhalten geblieben ist. Anhand der überlieferten Dokumente und Auszeichnungen lässt sich jedoch seine Militärdienstzeit zumindest in ihren wesentlichen Etappen nachvollziehen. Gustav Seifert, geboren 1892 in Wetzelsdorf (NÖ), hatte nach der Volksschule die Realschule in Znaim besucht, 1911 maturiert und sodann sein Einjährig-Freiwilligen-Jahr 1911/12 abgeleistet:

Am 1.10.1911 rückte ich als Einjährig-Freiwilliger zum Festungs-Art.Reg. nach Pola ein. Nach zirka 6 Wochen wurde ich zum Geb.Art.Reg. [GAR] Nr. 14 transferiert und besuchte die Einjähr.Freiw.-Schule (Reserve-Offiziers-Schule) in Brixen. Am 3.9.1912 wurde ich in die Reserve entlassen und am 1. Jänner 1913 mit Rang Nr. 235 zum Kadetten in der Reserve ernannt.

Aus dem Lebenslauf von Gustav Seifert.

Infolge der Allgemeinen Mobilmachung musste er am 2. August 1914 zum GAR 14 einrücken. Bereits Ende August 1914 wurde er in Galizien schwer verwundet (Oberschenkeldurchschuss). Nach längerer Rekonvaleszenz im Reserve-Spital Nr. 2 in Wien, ging er am 21. Jänner 1915 wieder an die Front ab und wurde kurz darauf zum Leutnant in der Reserve befördert. Zwei Jahre später erfolgte die Ernennung zum Oberleutnant in der Reserve.

Handschlag mit Kaiser Karl – ein Foto mit besonderem Erinnerungswert für Gustav Seifert.

An der Tiroler Front machte Seifert u.a. die Südtirol-Offensive („Strafexpedition“) 1916 und die Juni-Offensive im Jahr 1917 mit. Während des Ersten Weltkrieges wurde er mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er u.a. das Signum Laudis sowohl in Bronze (1916) als auch in Silber (1917).

Die silberne Militär-Verdienstmedaille (Signum Laudis), die Gustav Seifert im November 1917 verliehen wurde.
Urkunde zur silbernen Militärverdienstmedaille.

Am 4. November 1918 geriet Oberleutnant Seifert bei Folgaria in italienische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Juli 1919 zurückkehren sollte. Er teilte dieses Schicksal mit Hunderttausenden anderen ehemals österreichisch-ungarischen Soldaten und Offizieren. Mit 1. August 1919 – beinahe auf den Tag fünf Jahre nachdem er eingerückt war – wurde er aus dem Militär entlassen. Die Erinnerungsstücke an seine Dienstzeit in der k. u. k. Armee bewahrte er jedoch sorgfältig auf.

In den Jahren 1919/20 beendete Gustav Seifert sein bereits vor dem Ersten Weltkrieg begonnenes Studium an der Technischen Hochschule in Wien, übersiedelte sodann nach Innsbruck und heiratete am 5. November 1921 „Karoline Weyrer, Tochter des Fabrikanten Max Weyrer“.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)

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