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Eine Zeremonie Mit Tradition

Eine Zeremonie mit Tradition

Am vergangenen Freitag fand in der Aula der Leopold-Franzens-Universität der Festakt statt, mit dem die neue Rektorin Veronika Sexl und ihr Team, feierlich in das Amt eingeführt worden ist. Mit der Übergabe der Rektorenkette von Altrektor Tilman Märk an seine Nachfolgerin erfolgte feierlich und symbolisch die Übergabe des Amtes an die neue Rektorin. In der mehr als 350-jährigen Geschichte der Universität hat nun erstmals eine Frau dieses Amt inne.

Die Inauguration des Rektors oder der Rektorin, die Übergabe der Amtskette als Zeichen der Würde des Amtes, ist ein Ritual, das die Geschichte der Universität seit Beginn begleitet und in ihrer jeweiligen Ausprägung sowohl die Traditionen der Universität als auch den jeweiligen Zeitgeist widerspiegelt. Die Zeremonie dient der universitären Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit und zur Repräsentation der akademischen Kultur durch symbolische Handlungen und Kommunikation und ist somit auch eine Form der Selbstvergewisserung der Institution in ihrer jeweiligen Zeit.

Die ersten, meist knappen Berichte über die Amtseinführung des Rektors finden sich in den Fakultätstagebüchern der Universität. Die Wahl des Rektors fand damals anders als heute alljährlich statt, somit war auch die feierliche Inauguration eine regelmäßig stattfindende Zeremonie. Über Jahrhunderte wurde der Rektor aus dem Professorenkollegium gewählt, wobei zunächst die drei höheren Fakultäten (Theologie, Jurisprudenz, Medizin) jeweils abwechselnd den Rektor stellten. Das Amt war in den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Universität zwar mit einer hohen Würde, aber auch mit viel Arbeit verbunden. Deshalb war das Amt offenbar nicht sehr beliebt. Erst als man 1696 dem Rektor einen Teil der Matrikelgelder bzw. später eine fixe Vergütung zugestand, hatte sich das geändert.

Das Rektorenszepter aus dem Jahr 1672, gestiftet von Kaiser Leopold. Das Bild stammt von einer Weihnachtskarte des Rektors Rainer Sprung. Div-5390.

Die Ehrenzeichen des Rektors: Talar, Szepter und Kette (seit 1737) reichen ebenfalls bis in die Frühzeit der Universität zurück. Das Szepter symbolisierte ursprünglich die Unterstellung unter den Schutz des heiligen Leopold und den Anspruch auf Autonomie vor direkter Einflussnahme der Obrigkeiten auf die Universität. Heute ist es hauptsächlich ein Symbol der gemeinsamen Geschichte und Identität der Universität, aber auch ein Zeichen der universitären Freiheit. Auch die Talare gehen auf die Gründungsphase der Universität zurück. Allerdings gab es auch eine mehr als ein Jahrhundert andauernde Phase, in der es keine Talare gab, denn Joseph II. hatte in seiner Regierungszeit angeordnet, dass die bei „offentlichen Feüerlichkeiten gewöhnliche Tragung der fliegenden Haaren [Perücken], und der reichen, und bebrämten sammetenen Mäntelchen der Rectoren, und Dekanen“ aufhören sollte. Erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs führte die Universität die Talare wieder ein; in dieser krisenhaften Zeit bot ein Rückgriff auf Tradition wohl Sicherheit.

In der langen Geschichte der Universität gab es einige bekannte Professoren, die das Amt des Rektors bekleideten. Eine Sonderrolle nimmt unter diesen Erzherzog Johann, der im Jahr 1800 als besondere Ehrenbezeugung zum „beständigen Rektor“ gewählt wurde. Ab 1806, als die Bayern die Herrschaft in Tirol und damit auch über die Universität, übernahmen, wurde das zum Problem: die neuen Machthaber fanden es „sehr unschicklich, daß ein ein fremder Prinz die hiesige Rektorswürde“ bekleidete. Da man den Erzherzog aber auch nicht einfach so absetzen konnte, löste man die Universität förmlich auf, um sie gleich wieder neu zu gründen.

Titelblatt der Rede von Joseph Stapf anlässlich der Wahl Erzherzog Johanns zum Rector perpetuus im Jahr 1800.

Einen wichtigen Bestandteil der feierlichen Inauguration bildete stets die Rede des neuen Rektors. Diese Reden wurden ab dem 19. Jahrhundert in der Regel auch gedruckt. Da diese Ansprachen oftmals Gedanken zur Aufgabe und Funktion der Universität beinhalten, sind diese auch wichtige Quellen, wenn wir nach dem Selbstverständnis der Universität zu der jeweiligen Zeit fragen.

Titelblatt der gedruckten Rektoratsrede von Johann Baptist Wenig SJ, 1863.

(Titelbild: Inauguration von Rektor Josef Kolb im Studienjahr 1971/72, Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-9349)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Sehr interessant, besonders auch das altehwürdige Rektoren-Szepter, was man nur selten so nahe bewundern kann.
    Im Text steht: „Da man den Erzherzog aber auch nicht einfach so absetzen konnte, löste man die Universität förmlich auf, um sie gleich wieder neu zu gründen.“
    Wann erfolgte die Auflösung und Neugründung der Universität?

    1. Lieber Herr Auer,
      das Zitat im Text oben entstammt aus einem Bericht des bayerischen Hofkommissärs Graf Arco aus dem August 1807. Damals wurde die Situation der Universität intensiv analysiert, um entscheiden zu können, ob die Universität gänzlich aufgelassen würde oder nach bayerischen Gesetzen umorganisiert werden sollte. Die Neugründung als königlich-bayerische Universität erfolgte im Herbst 1808, als die Universität ein neues Statut erhielt (dasselbe wie jene in Landshut). Damit wurde beispielsweise auch die Finanzierung durch den Salzakzis, die vorher schon nicht wirklich funktioniert hatte, dauerhaft abgeschafft, aber auch die Organisation der Universität in vier Fakultäten hörte auf, sodass es nun zwei Klassen (allgemeine und besondere Wissenschaften) mit je vier Sektionen gab.

  2. Bei der Ernennung zum „beständigen Rektor“ war Erzherzog Johann erst 18 Jahre alt, wohl der jüngste Rektor in der Geschichte der Universität….

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