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Eine Zauberhafte Postkarte

Eine zauberhafte Postkarte

Mit erdverbundener Robustheit und geschmackvoll verstrebten Fassaden tritt uns auf dieser Postkarte – sie haben es erraten – das Sanatorium Igls entgegen. Nicht nur als Kur-und Erholungsort für physisch wie psychisch Angeschlagene, auch als sonnendurchflutete Basis für Skiadventüren in den umliegenden Bergen erfreute sich die Einrichtung vor allem in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts großer Beliebtheit.

So muss unsicher bleiben, zu welchem Zweck sich der Absender hier aufgehalten haben mag. Ob zur Genesung eines lästigen Infekts oder aus harmloser Freude am Hinabgleiten schneeumwehter Hänge – die hinterseitige Beschriftung gibt uns keinen eindeutigen Aufschluss. Den einzigen Hinweis liefert uns der Wunsch des Absenders, er würde „hoffentlich bald kommen“ – nach Hause zu den Adressaten der Karte, wie wir mit einiger Zuversicht annehmen dürfen.

Nicht nur den Grund des Aufenthalts verschweigt uns aber der oder die geheimnisvolle Urheber/in der Karte – wir erfahren darüber hinaus weder den Namen noch, womit er oder sie sich die Zeit im Sanatorium vertrieb. Ob nun ans Bett gefesselt an unheilbarer Krankheit darbend oder im Freien weit angenehmerem Zeitvertreib nachhängend – die Unsicherheit darüber muss andauern.

Wie können unsre unbefriedigte Neugier aber vielleicht ein wenig beschwichtigen, indem wir die Zauberhaftigkeit der Berge bedenken, zu deren Füßen das Sanatorium ruht: Dann vermögen wir uns unter Hinzuziehung einer gewissen umfangreichen literarischen Zusatzquelle mit Leichtigkeit auszumalen, dass der Urheber so krank dann wohl nicht sein konnte und insofern mehr als ausreichend Gelegenheit hatte, sich den Aufenthalt mit russischen Romanzen, Extrembergtouren und ideologischen Fortbildungen zu füllen. Und so schnell, wie er es sich wünschte, wird er zu seinen Lieben dann wohl auch nicht zurückgekehrt sein.

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