skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Eine Wechselhafte Und Lückenhafte Schulgeschichte II (Erratum Und Ergänzung)

Eine wechselhafte und lückenhafte Schulgeschichte II (Erratum und Ergänzung)

Erinnern Sie sich an mein zufriedenes Fazit vom Mittwoch bezüglich der Fischerschule?

„Das wichtigste für die Einträge in der Datenbank ist aber somit geklärt: Einige Jahre kombinierte Knaben- und Mädchenvolksschule, mehrere Jahrzehnte als zwei geschlechtergetrennte Schulen, die aber, unabhängig der wechselnden Adressen immer die gleichen beiden Institutionen waren.“

Schön wärs gewesen. Doch tags darauf schlug ich im Zuge des Verpackens die „Schulchronik von 1904/05 bis 1951/52“ auf. Auf der Innenseite: „Chronik der sechsklassigen Mädchen-Volksschule in der Leopoldstraße“. Die einfache Lösung: Ist halt irgendwann einmal in der falschen Schule gelandet. Ein verlockender Gedanke, wäre da nicht der zweite Band: „Schulchronik von 1953 bis 1968“ mit dem Innentitel „Chronik der viertklassigen Mädchenvolksschule mit Abschlußklassen in Innsbruck, Speckbacherstraße 34“.

Die Chronik der Leopoldstraße nahtlos fortgeführt in der Speckbacherstraße? Das erfordert neue Recherchen. Und siehe da, mein Fazit von Mittwoch war falsch.

Bis zum Adressbuch von 1925 beherbergte die Leopoldstraße 15 nämlich die städtische Knabenbürgerschule II, ebenso wie eine städtische Mädchenvolksschule. Ab 1926 wurde es eine (bzw. zwei) reine Bubenschulen – die Städt. Knabenbürgerschule II (später Städtische Knaben-Haupt- und Bürgerschule II) und eine städtische Knabenvolksschule.

Die Mädchenvolksschule Leopoldstraße übersiedelte – Überraschung, Überraschung – in die Speckbacherstraße (in den ersten Jahren übrigens noch ohne Adressangabe). Von 1926 bis 1938 existierten also am heutigen Standort Franz-Fischer-Straße gleich zwei Mädchenvolksschulen, die Fischergasse 24 und die Speckbacherstraße 34.

Mit Beginn dieses Schuljahres wird die Mädchenvolksschule Speckbacherstraße in die Mädchenvolksschule Fischergasse eingegliedert„, notierte Schulleiterin Valerie Schraffl im Schuljahr 1938/39 in die Chronik. „Demgemäß wird die Chronik nur an der Fischerschule weitergeführt.“ Das mag zunächst so gewesen sein, kam aber letztendlich anders als geplant. Auf den Eintrag aus dem Jahr 1938/39 folgt – das Erinnerungsvermögen mancher Österreicherinnen und Österreicher widerspiegelnd – ein Eintrag aus dem Jahr 1945/46: „Da nach Angabe der früheren Schulleiterin Valerie Schraffl das Chronikbuch der Fischerschule bei dem 1. Fliegerangriff verbrannt sein soll, wird die Chronik nach einem Zeitraum von 8 Jahren in diesem alten Buch weitergeführt.“ Die eher lauten als leisen Zweifel der Nachfolgerin sind nachvollziehbar. Von den Chroniken der Fischerschule fehlt ausschließlich der die NS-Zeit beinhaltende Band ab 1934 – die drei Bände von 1904 bis 1933 überlebten den Bombenangriff unbeschadet…

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, KR-NE-5006)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Ja, merkwürdig. Aber es gilt eben nur als „geschichtlich wahr“, was sich schriftlich belegen läßt. Aus den „Standesführungen“ mancher Ämter und Behörden seien merkwürdigerweise auch einzelne Personalakten verschwunden…. und hat nicht ein Professor behauptet, die Südtiroler Dinamitardi seien keineswegs, wie fälschlicherweise dauernd behauptet, in den staatlichen (italienischen) Gefängnissen mißhandelt und gequält worden – das könne unmöglich sein, denn es fehle darüber jeder amtliche schriftliche Hinweis.
    Jaa, schon der gute alte Pilatus fragte sich dereinst: „W A S I S T W A H R H E I T ? „

  2. Ach jeh, wäre mir als Insider schon aufgefallen, aber aus einer immer häufiger werdenden Kommentierunlust hab ich es unterlassen, das kleine Erratum mit einem Satz „Ich bin in die Knabenhauptschule in der Haspingerstraße gegangen und sah jeden Tag hinüber zur Rückseite der Mädchenschule“ zu korrigieren.

    Ich hab mich immer gewundert, dass für die Mädchenvolkschule ein viel größeres Bauvolumen als für die Buben in der recht schmalen Haspingerschule zur Verfügung stand, Die Zusammenlegung mit einer weiteren Mädchenschule erklärt mir das endlich.

    Die Entnazifizierung mittels Feuertod der Schulchronik war ein genialer Einfall.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche