Eine wechselhafte und lückenhafte Schulgeschichte
Vor einiger Zeit konnten wir Bestände aus dem Schularchiv der Volksschule Franz-Fischer-Schule übernehmen. Das Titelbild zeigt das Gebäude nach einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg. Die Verzeichnung der Chroniken und Klassenbücher gestaltete sich gar nicht so einfach, fanden sich doch darin gleich eine Reihe unterschiedlicher Benennungen und Adressen.
- Entlassungszeugnisse der Knaben u. Mädchenvolksschule Speckbacher Straße
- Klassenkatalog der Knabenvolksschule Speckbacher Straße
- Entlassungszeugnisse Knabenschule Haspingerstraße
- Schulchronik der Mädchenvolksschule Fischergasse
- Konferenzprotokolle der Mädchenvolksschule Speckbacherstraße
Wie passt das alles zusammen? Um wie viele Schulen handelt es sich hier eigentlich? Dies sind zentrale Fragen, um den Bestand in der Datenbank korrekt abzubilden. In den Büchern der Schule scheinen die unterschiedlichen Namen zum Teil zeitlich überlappend auf. Zusammenlegungen? Umzug aufgrund eines Bombenschadens?
Im Adressbuch für 1904 lautet der Eintrag noch „Knaben- und Mädchen-Volksschule Wilten II, Speckbacherstraße 34“. (Im Gegensatz zur Online-Schulchronik, wurde die Schule 1902 nicht vom Innsbrucker Bürgermeister Wilhelm Greil eingeweiht, an seiner Stelle erschien der Vizebürgermeister, um das gute Verhältnis zwischen Innsbruck und der damals noch selbständigen Gemeinde Wilten zu betonen. IN, 15.09.1902, S. 4-5)
Ein Jahr später finden sich im Adressbuch bereits zwei Schulen und Adressen, nämlich einerseits die städtische Knabenvolksschule weiterhin in der Speckbacherstraße 34 und andererseits die städtische Mädchenvolksschule in der Fischergasse 24. Laut Schulchronik erfolgte die Teilung „wegen großer Schülerzahlen“, es stellt sich die Frage, welche Rolle die Eingemeindung von Wilten 1904 hier gespielt hat.

So blieb es für das nächste Jahrzehnt, ab dem Adressbuch: für 1921 wechselte jedoch die Adresse der Knabenvolksschule auf Haspingerstraße 5; während jene der Mädchen bei Fischergasse (ab 1925 Fischerstraße) 24 blieb.

1953, im ersten Adressbuch der Nachkriegszeit lautete die Adresse der Knabenvolksschule unverändert Haspingerstraße 5, dafür hatte die Mädchenvolksschule auf die ursprüngliche Adresse der gesamten Schule, Speckbacherstraße 34, gewechselt. Dort blieb sie bis 1970, trug damals aber bereits den der Adresse zuwiderlaufenden Namen „Mädchenvolksschule Fischerstraße“. Sechs Jahre später, in der letzten Ausgabe der Adressbücher, lautete die Anschrift dann Fischerstraße 36.
Die Vereinigung der beiden Schulen fällt erst in die Zeit nach den Adressbüchern; laut Schulchronik fand sie 1981 statt.
Das wichtigste für die Einträge in der Datenbank ist aber somit geklärt: Einige Jahre kombinierte Knaben- und Mädchenvolksschule, mehrere Jahrzehnte als zwei geschlechtergetrennte Schulen, die aber, unabhängig der wechselnden Adressen immer die gleichen beiden Institutionen waren.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, KR-NE-5006)