Eine heilige Verwirrung
Diese Kapelle erkennen Sie natürlich sofort. Es handelt sich um jene am Kapelle am Areal des Berchtoldshofs, mittlerweile wurde sie restauriert (hier zu sehen). Das heutige Titelbild wurde von Margarethe Hye-Weinhart aufgenommen und ging im Jahr 1973 im Stadtarchiv ein. Hye-Weinhart beschreibt die Kapelle als „St. Korbinians- und Georgskapelle beim Berchtoldshof“.
Und hier beginnt meine Verwirrung: Seit der Hl. Korbinian das Inntal dem 8. Jhdt. soll es am Gebiet von Allerheiligen eine Korbinianskapelle gegeben haben. Er soll nach den Ausführung in seiner vita das Inntal mehrfach durchreist haben und Wunder gewirkt haben – und das sogar noch, als er schon verstorben war. Auf ein solches Wunder des Korbinianischen Leichnams soll eine Kapelle zurückgehen, die als Vorgängerin der Allerheiligenkirche gilt. Vermutlich kommt aus dieser Legende heraus auch die Verbindung zu Korbinian, die Hye-Weinhart hier trifft. Der Hl. Georg ist auch aus der Umgebung herleitbar, 1936 wurde für die wachsende Allerheiligener Gemeinde eine „Übergangskirche“ für den Hl. Georg errichtet.
Nun aber zurück zum Berchtoldshof: Der Tiroler Kunstkataster weist die Kapelle explizit als „Leonhardskapelle“ beim Berchtoldshof aus. Immerhin ist ja der Leonhardsweg nicht weit und der Nähe befindet sich noch eine andere dem Hl. Leonhard geweihter Bildstock. Die Kapelle selbst scheint allerdings weder zu Korbinian, noch zu Georg oder Leonhard einen Bezug herzustellen. Auf der Außenmauer findet sich heute eine Madonna (die am Alten Bild aus dern 60er/70er Jahren noch nicht zu sehen ist).
Die Altarausstattung im Inneren zeigt in der Mitte ebenfalls die Gottesmutter, und ansonsten klar eine Tendenz zu heiligen Johannes-sen, in diesem Fall ist der Täufer (links) und der Evangelista (rechts) und obenauf Gottvater. Zumindest war das der Stand von 1988, als dieses Foto des Interieurs aufgenommen wurde. Ob es heute noch weiteren Kapelleninhalt gibt, der auf Leonhard, Korbinian oder Georg Bezug nimmt, weiß ich nicht. Kapelle und Altarausstattung stammen vermutlich aus dem 18. Jhdt.
Wer also zu der Heiligen Diskussion etwas beitragen kann, der möge sich hier melden.
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph6726, Ph-20223)