Ein höchst verdächtiger Rauchfangkehrer
In der Sammlung des Stadtarchivs Innsbruck befindet sich der hier in diesem Artikel als Titelbild verwendete Steckbrief, der am 28. Februar 1810 von Carl Theodor Beck in seiner Funktion als Landrichter und provisorischer Polizeikommissär in Innsbruck herausgegeben wurde. Gesucht wurde ein „auf verdächtige Weise herumschwärmender“, in der Schweiz geborener Rauchfangkehrer mit dem Namen Gottlieb Mock. Der circa 48 Jahre alte Mann wurde wie folgt beschrieben: „Er ist von Glarus aus der Schweiz gebürtig, bey 48 Jahre alt, mehr kleiner aber stark untersetzter Statur, hat ein volles stark blatternarbigtes Angesicht, schwarze abgeschnittene stark gekraußte Haare, und seine Augen verrathen einen frechen Blick.“ Wie Zeugen und Behörden einen Menschen mit „frechem Blick“ von einem Menschen mit „normalem Blick“ unterscheiden konnten, ist nicht ganz klar. Verräterischer dürfte dann wohl der ausgeprägte Schweizer Dialekt des Gesuchten gewesen sein.
Auch die Kleidung des Mannes wurde genau beschrieben: „Am Leibe trägt er gewöhnlich einen blauen Frack oder Kaput, schwarze, oder grüne manschesterne kurze Beinkleider, Stiefel und einen schwarzen runden Hut mit einem mittelmäßig hohen Gupfe, darüber auch bisweilen ein Futter von grünem Wachstaffet.“
Aus dem Steckbrief geht nicht klar hervor, aus welchem Grund Gottlieb Mock eigentlich gesucht wurde. Vermutlich war ihm aber seine politische Gesinnung zum Verhängnis geworden. Im Steckbrief wird nämlich erwähnt, dass er gerne viel redete „und manchmal sehr geheimnißvoll und prophetisch in Bezug auf die politischen Zeitverhältnisse“ einging.
(Stadtarchiv Innsbruck, VO-1695)