Ein Vampir in Innsbruck (II.)
Vlad wurde um 1430 in Sighișoara (dt. Schäßburg, in Siebenbürgen) als zweiter Sohn des Woiwoden (etwa Herzog oder Fürst) der Walachei geboren. Das Herzogtum befand sich damals in der wenig beneidenswerten Lage, im Süden an das aufstrebende Reich der Osmanen und im Norden an das Königreich Ungarn zu grenzen, die beide stets ein Auge darauf hatten. Vlad II. betrieb daher ein gefährliches diplomatisches Spiel, bei dem er einmal der Stephanskrone und einmal der Hohen Pforte die Treue schwor. Obwohl er damit lange Zeit Erfolg hatte, wurde er schließlich während einer ungarischen Invasion seines Landes ermordet, ebenso wie sein ältester Sohn.
Während die Ungarn anschließend gegen die Osmanen ins Feld zogen, zusammen mit dem von ihnen in der Walachei eingesetzten Vladislav II., konnte Vlad das Herzogtum für sich beanspruchen. Als der von Ungarn unterstützte Woiwode zurückkehrte, musste er jedoch ins Exil fliehen. Als erstes begab er sich zum Sultan nach Edirne (Konstantinopel sollte erst im Jahr darauf fallen). Anschließend suchte er in Moldawien nach Unterstützung, ein Umsturz in diesem Herzogtum zwang ihn jedoch erneut zu fliehen. Diesmal versuchte er sein Glück bei denjenigen, die ihn ursprünglich vertrieben hatten – den Ungarn. Er ließ sich in Siebenbürgen nieder und suchte Hilfe bei den deutschen Städten der Region (v.a. Hermannstadt und Kronstadt).
Mit der Unterstützung die er dort fand marschierte er im Sommer 1456 in seiner Heimat ein. Er tötete seinen Rivalen im Zweikampf und begann seine Herrschaft mit einer Säuberungsaktion unter den Bojaren (den Adeligen) des Herzogtums. Er bemühte sich den Handel zu fördern und verteilte das Land der ermordeten Bojaren an im treu ergebene Adelige oder Klöster. Gegen Verbrechen jeder Art ging er mit drakonischen Strafen vor, seine „Lieblingsstrafe“ wird durch seinen Beinamen ja bereits verraten.
Vielleicht kennt der eine oder andere Leser die Anekdote von Joseph II., der von Adeligen bedrängt wird, weil er den Prater dem gemeinen Volk geöffnet hat und daraufhin erwidert, dass wenn er unter seinesgleichen sein wolle, er nur in der Kapuzinergruft Spazierengehen könne. Nun, von Vlad III. gibt es eine ähnliche Geschichte, die jedoch einen etwas düstereren Ton hat. Der Woiwode geht eines Tages unter seinen gepfählten Opfern spazieren als ihn ein Mann fragt, wie er denn den Gestank aushalte, woraufhin er ihm für den Hinweis dankt und ihn auf einen besonders hohen Pfahl spießen lässt, da dort oben die Luft hoffentlich besser sei.
Das Pfählen wurde in unterschiedlichen Gegenden verschieden praktiziert, Vlad hielt sich an die „orientalische“ Variante, die wohl als eine der grausamste Ideen gelten kann, die je dem menschlichen Geist entsprungen sind und deren Details wir unseren Leser*innen hier nicht zumuten wollen.
(Wappen der Bukowina, damals der nördliche Teil des Herzogtums Moldau, in dem Vlad III. residierte, bis er über den Borgo-Pass nach Siebenbürgen fliehen müsste – den Pass über den Jonathan Harker im ersten Kapitel von Dracula reist, Signatur Bi-K-1036)