Ein unberechenbares Risiko
„Acetylengasflasche und Werkstätte brennt in vollem Ausmaß.“ Diese Meldung ging am 26. Mai 1970 um kurz nach 10:00 Uhr vormittags in der Nachrichtenzentrale der Innsbrucker Berufsfeuerwehr ein. Nur eine Minute nach dem Meldungseingang rückten sieben Feuerwehrfahrzeuge, darunter vier Tanklöschwagen, von der Hauptfeuerwache zur Einsatzstelle am Innrain aus.
Angesichts der brisanten Eigenschaften von Acetylen war und ist die Lagebeurteilung für den Einsatzleiter enorm schwierig. Eine Aceytlengasflasche, die einer hohen Wärmeeinwirkung ausgesetzt war, kann bereits nach wenigen Minuten oder eben erst nach Stunden zerknallen. Dementsprechend ist es für den Einsatzleiter praktisch unmöglich, das Risiko abzuschätzen, das von einer havarierten Flasche ausgeht. Zerknallt so eine Acetylengasflasche, hat das verheerende Folgen. Es entsteht ein riesiger Feuerball (bis zu 30 Meter im Durchmesser) und die Splitterwirkung erstreckt sich auf einen Umkreis von bis zu 300 Metern.
Um die Gefahr zu bannen, blieb den Feuerwehren einst nichts anderes übrig, als die havarierte Flasche zu kühlen. So wurden auch in diesem Fall zwei HD-Rohre eingesetzt, um den Brand in der Werkstatt zu löschen bzw. die Flasche zu kühlen. In einem weiteren Schritt wurde die Flasche ins Freie gebracht und nach erneuter Kühlung schnellst möglich zum nahegelegenen Inn gebracht, wo sie zur weiteren Abkühlung verankert wurde. Unsere Fotostrecke zeigt den Ablauf dieses brandgefährlichen Einsatzes.
Auch Peter Pescoller, der spätere Ausbildungsoffizier der Berufsfeuerwehr (wir sehen ihn auf der letzten Aufnahme im Inn stehen), war als Gruppenkommandant bei diesem Einsatz dabei. Er war maßgeblich daran beteiligt, eine neue, wegweisende Methode zum Umgang mit havarierten Acetylengasflaschen in Österreich zu etablieren. Wie es dazu kam und wie diese Methode aussieht, erzählt er Ihnen in unserer neuen Ausstellung „Mit vollem Einsatz. 165 Jahre Innsbrucker Feuerwehrgeschichte“ im Stadtarchiv/Stadtmuseum. Vorbeikommen und anhören lohnt sich!
(StAI, Archiv der Feuerwehr Innsbruck, Diasammlung der BFI)
Schauplatz des Geschehens dürfte die Schlosserei der Fa. Huter gewesen sein.
In den 70ern habe ich als Lehrling bei Umbauarbeiten an einer Gastwirtschaft in der Herrengasse gearbeitet. Bei Schweißarbeiten gab es mehrere starke Rückzündungen, wir hatten den Eindruck die Flasche wird warm. Ein anderer Lehrling und ich nahmen die Acetylengasflasche dann auf die Schulter und ab ging es im Laufschritt zum …. Brunnen am Domplatz. Hinein damit zu Kühlzwecken. Stellte sich aber Gott sei Dank als falscher Alarm heraus!