Ein Spiegel seiner Zeit
Bei diesem Beitrag geht es nicht so sehr um das „wo“, sondern es soll auf den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg hingewiesen werden. Der rechte Teil des Gebäudes ist offensichtlich durch einen Bombentreffer zerstört worden. Man kann am Verlauf der wieder aufgemauerten Teile genau den Grad der Zerstörung sehen. Man hat also nicht weitere Teile abgebrochen um eine gerade „Linie“ zu schaffen, sondern es wurde kein Ziegel zu viel verwendet.
Die dabei „gesparten“ Ziegel blieben aber nicht ungenutzt: Wenn man schon bauen musste, dann kann man ja aufstocken. Dann kann man gleich an Studenten vermieten. Damals noch nicht an zahlungskräftige Germanen. Noch dazu bei der Lage.
Dass dabei auch die ausgefallene Architektur – oder was man dafür hielt – nicht zu kurz kommt, hat man am rechten Rand eine Art Türmchen aufgesetzt, das aber irgendwie zu niedrig geraten ist.
Am erhaltenen Bauteil sind mehrere Elemente des zur Gründerzeit üblichen Hausschmuckes zu sehen. Aber was ist denn da dargestellt (gewesen)?
Wer genau recherchieren will, sieht links unten eine fragmentarische Überschrift über dem Erdgeschoss. Was für eine Firma mag da wohl residiert haben? Damit klärt sich auch die Frage der Adresse des Hauses.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum, Ph/A-24.372-113)
war das am Marktgraben? Nr. 25-27?
Nix Marktgraben, hierbei handelt es sich um das Haus am Innrain Ecke Josef-Hirn-Straße.
Die Mosaike am Erker zeigen im 1. Stock das Wappen der Stadt Innsbruck mit dem Spruch „An Gottes Segen ist alles gelegen.“
Im 2. Stock befindet sich die Darstellung eines Bienenkorbs, wohl eine Allegorie des Fleißes.
An der Fassade im Erdgeschoß findet sich der Schriftzug Käse und Butter. Der restliche Schriftzug ist leider nur fragmentarisch erhalten und leider kaum lesbar.
Gut möglich, dass jedes Fenster im 2. Stock mit einem Mosaik geschmückt war.
In den Medaillons links vom Erker sieht man wohl ein Hufeisen sowie einen Hammer mit einem weiteren Gegenstand, möglicherweise eine Zange.
Diese Mosaike sind heute nicht mehr vorhanden.
Aufschlussreich sind auch die weißen Dreiecke auf dunklem Grund.
Diese haben wohl irgendetwas mit dem Luftschutz zu tun, andere wissen da vielleicht mehr und können das besser erklären.
An den Fassaden alter Häuser kann man dieses weiße Dreieck bis heute vereinzelt noch antreffen. Am Haus Innrain 121 findet man dieses Symbol z.B. noch immer oberhalb vom Klingelschild. Die Bedeutung dürfte den meisten Passantinnen und Passanten jedoch verborgen sein.
Im Hintergrund sieht man die Turmspitze des Austria-Hauses in der Josef-Hirn-Straße.
bei genauem Studieren, ja.
Ich dachte auf den ersten Blick, das unleserliche dritte Wort nach Käse und Butter sei vielleicht „Innsbruck“, was aber schon aufgrund der beiden Bindestriche keinen Sinn ergab.
Inzwischen rate ich, dass hier ursprünglich „Käse- und Butter- Erzeugung“ stand. Aber raten heißt ja bekanntlich nix wissen 😉
Laut dem Findbuch Innsbruck 1940 gab es in diesem Haus Innrain Nr. 36 eine Lebensmittel-Gemischtwarenhandlung der Maria Hirn