Ein echter Sir
Spricht man heute mit Pensionisten der Innsbrucker Berufsfeuerwehr über Anton Stolz (1913-2002), so bekommt man – neben der ein oder anderen humorvollen Anekdote – viel Anerkennung für seine Leistungen zu hören. Er hatte maßgeblichen Anteil am Aufschwung der Innsbrucker Berufsfeuerwehr nach dem Zweiten Weltkrieg. Wenig verwunderlich also, dass er uns da und dort bei unseren Ausflügen in die Innsbrucker Feuerwehrgeschichte schon begegnet ist. Heute wollen wir es allerdings genauer wissen und ein Blick auf die Biographie dieses Feuerwehrpioniers werfen.
Anton Franz Karl Stolz kam am 9. Jänner 1913 als Sohn des Gastwirtes Engelbert Stolz (Besitzer des Kerschbuchhofes) und dessen Frau Elisabeth, geb. Haslwanter in Völs zur Welt. Nach der Volkksschule wechselte er auf die Bürgerschule und von dort in die Gewerbeschule (Hochbau), die er am 28. Juni 1933 mit der Maturaprüfung abschloss. Noch im selben Jahr trat er in das Bundesheer ein, wo er nach Ableistung des Präsenzdienstes die Offizierslaufbahn einschlug. Am 20. März 1937 wurde er von der Theresianische Militärakademie (Wiener Neustadt) als Leutnant ausgemustert und dem Alpenjägerbaon 4 in Bregenz zugeteilt. Dort dürfte er auch seine spätere Frau, die Generalstochter Elisabeth Kobbe (geb. 1917), kennengelernt haben. Die beiden sollten am 20. Dezember 1938 in Linz heiraten.
Nach dem „Anschluss“ wurde Stolz in die Wehrmacht übernommen. Während des Zweiten Weltkrieges diente er bei einer Pioniereinheit als Offizier; zuletzt als Major. Bei Kriegsende geriet er in Gefangenschaft, aus der er allerdings bereits Ende Juni 1945 zurückkehren sollte. Nur wenige Monate später, am 1. Oktober 1945, trat er eine Stelle bei der Bau- und Feuerpolizei in Innsbruck an. Seine Vorgesetzten attestierten ihm eine „rasche Auffassung, erzieherische Begabung und zielbewusstes Anordnungs- und Ausgestaltungsvermögen.“
Bereits im Jahr 1947 wurde er zum technischen Leiter der Innsbrucker Berufsfeuerwehr bestellt. Vom 15. April bis zum 31. Juli 1955 absolvierte er erfolgreich die Offiziersausbildung bei Berufsfeuerwehr Wien. Weitere Ausbildungen bei den Berufsfeuerwehren von Graz und Salzburg folgten, ehe er mit 1. Jänner 1956 zum Kommandanten der Berufsfeuerwehr und zugleich zum Innsbrucker Branddirektor bestellt wurde.
Mit Anton Stolz begann der geordnete Schul- und Ausbildungsbetrieb. Zu nennen sind hier etwa der 2. Grundlehrgang im Jahr 1958 (der erste, der mit einer kommissionellen Abschlussprüfung abgeschlossen wurde) oder der erste Chargenkurs (damals noch als „Unterführerlehrgang“ bezeichnet) im Jahr 1963. Bereits im Jahr 1958 holte BD Stolz seinen einstigen Mitarbeiter bei der Bau- und Feuerpolizei, Thomas Angermair, zur Berufsfeuerwehr, der in weiterer Folge die Aufgaben des Ausbildungsoffiziers übernahm. Eine durchaus weitsichtige Personalentscheidung.
Stolz zeichnete ein umfangreiches technisches Wissen und Verständnis aus, das insbesondere bei der Modernisierung und Erweiterung der Ausrüstung und des Fuhrparks zum Tragen kam. Nicht selten machte er den Herstellern mit Blick auf die bestellten Fahrzeuge konkrete technischen Vorgaben. Geradezu legendär ist seine Rolle bei der Weiterentwicklung der Tanklöschfahrzeuge. Die drei berühmten „Stolz-Tanker“ wurden Anfang der 1960er-Jahre nach seinen Vorgaben von der Firma Rosenbauer aufgebaut. Sie verfügten jeweils über einen 4.000 Liter fassenden Löschwassertank. Anfänglich als „Fahrzeuge zum Straßenwaschen“ belächelt, setzten sie neue Maßstäbe. Sie standen bis in die 1990er-Jahre in Innsbruck im Dienst. Auch als es galt, die neue Hauptfeuerwache in der Hunoldstraße zu planen, brachte sich Anton Stolz aktiv ein. Er hat dabei stets den Blick in die Zukunft gerichtet. Schließlich gehörte er auch dem Fachausschuß für Feuerwehrtechnik des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes an.
Nach 16 Jahren an der Spitze der Berufsfeuerwehr legte Anton Stolz mit 1. Juli 1972 sein Amt in die Hände von Thomas Angermair. Am 1. Juli 1972 dankte der ressortzuständige Vizebürgermeister vor der versammelten Mannschaft dem scheidenden „Branddirektor Ing. Anton Stolz für seine außerordentlichen
Leistungen, die sowohl den Stand der Ausrüstung [..] als auch in der Disziplin und Kameradschaft der Mannschaft ihren Niederschlag finden.“ Tatsächlich war Stolz‘ Führungsstil militärisch, aber er hatte Handschlagqualität und gewann sich so Respekt und Vertrauen.
Auch nach seiner Pensionierung blieb Branddirektor Anton Stolz der Innsbrucker Feuerwehr und insbesondere natürlich ’seiner‘ Berufsfeuerwehr eng verbunden. Mit seinem Tod am 22. Juni 2002 verlor die Innsbrucker Feuerwehr einen ihrer bedeutensten Pioniere.
Mehr über die Innsbrucker Feuerwehrpioniere erfahren Sie in unserer aktuellen Ausstellung „Mit vollem Einsatz. 165 Jahre Innsbrucker Feuerwehrgeschichte“ im Stadtarchiv/Stadtmuseum.
(StAI, Archiv der Feuerwehr Innsbruck, Archiv der BFI)