Ein ordentliches Durcheinander

herrscht auf diesen beiden Fotos. Besonders im Vergleich zu dem etwas später entstandenen Schwesternbild mit bereits neu gezogenen Straßenzügen.

In der Roßau, besonders in dieser Ecke, waren von den 1930er bis in die 1960 Jahre eine Mischung aus härtester Lagerrealität, bitterer Armut und Wohnungsnot bestimmend, aber mittendrin gabe es gelegentlich auch etwas wie Wild-Ost Stimmung. Zum Rondell der Luftbild-fotogenen Aral Tankstelle kommen bei dieser Befliegung noch drei Ringelspielvarianten, mindestens ein Puffautodrom, drei Schießbuden und eine Liliputeisenbahn hinzu. Zeit für Lyrik!

Blauboad 1

i bin a ringlgschbüübsizza
und hob scho sim weiwa daschlong
und eanare gebeina
untan schlofzimabon fagrom.

heit lod i ma r ei di ochte 
zu einen libesdraum –
daun schdöl i owa s oaschestrion ei 
und bek s me n hakal zaum!

so fafoa r e med ole maln
wäu ma d easchte en gschdis hod gem –
das s mii amoe darwischn wean
doss wiad kar mendsch darlem!

i bin a ringlgschbüübsizza
(und schlof en da nocht nua bein liacht
wäu i mi waun s so finzta is
fua de dodn weiwa fiacht..)

In Innsbruck hat man HC Artmann geschätzt aber vielleicht hat ihn in den Nuancen besser verstanden, wer eine Wiener Mutter vorweisen konnte.

Auf beiden Fotos fast schon verschwunden sind die Baracken des Lagers Reichenau wie jene der Bocksiedlung. Innsbruck nähert sich der perfekten Illusion des Fortschritts und des Wohlstands und wer heute beim Recyclinghof sein Samstagsprogramm für Ordentliche beginnt, erahnt nur noch wie rau und ungeordnet hier die Welt vor 60 Jahren war.