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Ein Kaiserjäger-Begräbnis

Ein Kaiserjäger-Begräbnis

Am 7. September 1929 starb überraschend Oberst a.D. Ludwig Tschan, ehemals Kommandant des 2. Regiments der Tiroler Kaiserjäger, während eines Kuraufenthaltes. Er war am 17. Februar 1865 in St. Nikolaus als Sohn des Weißgärbermeisters Eduard Tschan (†1884) und der Maria, geb. Glätzle zur Welt gekommen und hätte eigentlich einmal das väterliche Geschäft übernehmen sollen.

Im Stadtarchiv finden sich einige, wenige Dokumente zur Familie Tschan, darunter diese Quittung (?) mit folgendem Text (Auszug): „Ludwig Vinzens Eduard, geboren am 17. Februar 1865 um 10 Uhr 55 Minutten [sic] Mittag im Zeichen den Skorpion.“ Als Taufpatin fungierte Philomena Tschan, geborene Schneider, Metzgermeisterin.

Es kam jedoch anders. Tschan absolvierte die k.u.k. Kadettenschule zu Innsbruck und begann seine Laufbahn als Berufsoffizier im Jahr 1885 bei den Kaiserjägern. In den folgenden Jahren erklomm er Schritt für Schritt die militärische Karriereleiter. Mit 36 Jahren war er Hauptmann, mit 47 Jahren schließlich Major und Kommandant des Ersatzbataillons des 2. Regiments der Tiroler Kaiserjäger in Brixen.

Am 28. September 1914 ging er mit dem 3. Marschbataillon seines Regiments nach Galizien ab. Sein Regiment war bereits am 7. September 1914 bei Hujicze nahezu vollständig aufgerieben worden. Auch in weiterer Folge blieben die Verluste hoch – auch unter den Offizieren, sodass Tschan bereits am 5. Dezember 1914 das Regimentskommando übernahm.

Wenn man den publizierten Nachrufen glauben darf, genoss der hochdekorierte Tschan bei seinen Untergebenen großes Ansehen. In den letzten 24 Stunden des Krieges waren auch Tschan und sein Regiment – wie rund 300.000 andere Angehörige der k.u.k. Armee – in italienische Kriegsgefangenschaft geraten, aus der er 1919 nach Innsbruck zurückkehrte.

Hier wohnte er in der Grillparzerstraße 7 und wurde erster Präsident des Alt-Kaiserjäger-Klubs. Gesundheitlich angeschlagen, verstarb er am 7. September 1929 im 65. Lebensjahr. Vier Tage später wurde er mit großem militärischen Geleit am Westfriedhof beigesetzt. Den Leichenwagen begleiteten, wie auf unserm Titelfoto zu sehen, ehemalige Kaiserjägeroffiziere.

Gottfried Newesely, der als Einjährig-Freiwilliger im 1. Regiment der Tiroler Kaiserjäger am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, dokumentierte mit seinem Fotoapparat den Trauerkondukt.

Die Wiltener Schützen marschierten an der Spitze des Trauerzuges.
Ein Kaiserjäger mit dem Grabkreuz.
Die hohe Geistlichkeit, darunter der Abt von Wilten.
Die Fahne des 2. Regiments der Tiroler Kaiserjäger.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Sammlung Gottfried Newesely)

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