Ein Foto – viele Blickwinkel
Eine Baustelle wie wir sie auch heute täglich mehrfach begegnen. Am unteren Ende der Museumstraße wird gerade ein komplexes Weichenkonstrukt verbaut. So weit so gut.
Doch in diesem Bild können ganz verschieden Interessierte Spannendes entdecken. Da sind einmal die Straßenbahner, die wohl die 3er von hinten bewundern. Die Bautechniker können dem händischen Einrichten der Schienen sicher allerlei abgewinnen. Unter dem Gesichtspunkt der Arbeitssicherheit fallen uns die Zipfelmützen und Lodenhüte auf.
Damals dürften viele der Bauarbeiter vermutlich eine seltsame Fremdsprache gesprochen haben: Osttirolerisch. Ich glaube, das Phänomen dieser Binnen-Gastarbeiter ist im allgemeinen Bewusstsein auch schon lange verloren gegangen.
Die Autofreaks erfreuen sich am VW-Käfer, wenn auch die Frage offen bleibt, was ein Kärntner in Innsbruck verloren hat.
Handelsnostalgiker erinnern sich an das Konsum-Kaufhaus. Durstige Seelen haben vielleicht das ein oder andere Bier in der Kundler Bierhalle getrunken.
Am linken Bildrand kann man einen Einbrecher bei seiner Arbeit beobachten. Vielleicht will der Mann auch nur bei seiner Freundin Fensterln.
So gibt dieses eigentlich recht unspektakuläre Foto doch einen Haufen von Beobachtungen her. Aber Sie finden sicher noch mehr.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-2098)
Hurra, der Beitrag ist wieder da.
Der Kärntner VW hat grade 3 Osttiroler abgeliefert.
Die Geschichte (das Narrativ) mit den Osttiroler Bau. und sonstigen Arbeitern ist mir schon noch in Erinnerung. Auch in der Mittelschule hatte ich Mitschüler aus dem fernen Land, es gab kein Gymnasium in Lienz, zumindest kein humanistisches mit Latein und Griechisch. Sie wohnten im sogenannten Konvikt, dem Schülerheim des Stiftes Wilten. Ja, die Sprache! Buich und Schuiche, Semm isch a zwaaaz Buich gewenn, semm! Das steht woanders, wollte mein Kartitscher Arbeitskollege einmal klarstellen.
Der Favorit unter den dutzenden Details dieses Wimmelbildes ist eindeutig das sonnenbeschienene Antlitz der älteren Dame auf der Plattform des 3er Beiwagens, die in fensterguckerischer Attitüde die unter ihr zum Vorschein kommenden Schienenstränge betrachtet. Hinter ihr im Schatten, mit Krawatte und weißem Hemd, der Schaffner(?), ich glaube ein Dienstkappel zu erkennen.
Der Herr im Kleppermantel (mit Fink’scher Sitzspalte) gehört zwar zur Baustelle, wirkt aber wie ein Fremdkörper. Wahrscheinlich der mit dem Motorrad herbeigeeilte Chef.
Die Schutzhelme gehen mir jetzt nicht so ab, da war in diesem Paradies der Stolperfallen der Knöchel gefährdeter. Ein Detail, welches damals neu gewesen sein mag, ist das in den Boden gesteckte Eisen mit dem „Ohr“ am Ende. Da steckte man Absperrplanken durch. Die Fußgänger direkt bei der Baustelle wären heute undenkbar.
Nun widme ich mich mit Vergnügen der Betrachtung des transviaduktischen Hintergrundes.
Kann es sein, dass im „Transviduktischen Hintergrund“ eine Tankstelle war und daneben der Eingang zur Weberei Rhomberg. Im weiteren Hintergrund ist dann oberhalb des Viadukt der gasspeicher vom Gaswerk zu sehen. Und Herr Morscher irrt, wenn er den Fensterputzer (oder Jalousien – Pfleger) der damaligen Gebietskrankenkasse als liebeskranken Fensterler bezeichnet. Auch war dann im ersten Stock des Konsum das Zollamt der Bahn versteckt. Schwierige Beamte einigten mit mir um 30 Groschen Stempel Marken……
Ob das alles zu den 60/70ern paßt – hoffentlich. Ansonsten bitte nicht böse sein
Ja richtig – da war eine Tankstelle. Sie existierte noch, als es bereits den City-Interspar gab und wurde irgendwann um 1984 abgerissen.
Lieber Herr Hirsch,
Als gebürtiger Lienzer eine kleine Richtigstellung: Das dortige Bundesrealgymnasium war und ist, wie schon der Name sagt zwar kein humanistisches, aber Latein hatte ich dort immerhin ab der 3. Klasse, und humanistische Bildung bekam ich dort mindestens so viel ab wie meine beiden Kinder im Akademischen Gymnasium Innsbruck.
Und vor Allem das erwähnte Konvikt, übrigens „liebevoll“ KZ benannt, wurde 1947 als Bundeskonvikt eröffnet, hatte also als staatliche Einrichtung nichts mit dem Stift Wilten zu tun.
Wunderbar treffend sind allerdings ihre sprachlichen Beispiele aus dem Pustertal.
Richtig oag ist aber erst, was danach noch alles passiert ist!
https://www.youtube.com/watch?v=t3IovAptDzg
Das schaut aber doch etwas gefäkt aus. In dem Bereich gab es schon Mal in den 60er Jahren einen Zug Unfall am Frachten Bahnhof. Damals kullerten auf der Seite des jetzigen Sillparks massenhaft Orangen auf der Straße herum. Aber dass da aus dem Untergrund ein Zug auftaucht ????? Schaut eher nach Videoexperiment aus oder ?
https://images.app.goo.gl/qY5VgjSw8QdJqU1C7
Innsbruck erinnert war natürlich schneller.
Zugunfall Hauptbahnhof – Museumstraße.
Irgendwo im Haufen bin ich als 5 jähriger umher gestanden.
Herr Mann, Sie haben mich erwischt, eine KI hat erträumt, was da passiert sein könnte. Sie scheint zu dem Schluss gekommen zu sein, dass die Szenerie irgendwie nach Zweitem Weltkrieg aussieht.
Zum Ausgleich habe ich bei dem von Ihnen ausgegrabenen Beitrag zu dem Eisenbahnunglück 1958 in den Kommentaren zwei Fotos von diesem Ereignis aus meinem Archiv gepostet: https://innsbruck-erinnert.at/eisenbahnunglueck-beim-bahnhof-innsbruck/comment-page-1/#comment-44711
Auf einem davon sind am rechten Bildrand ein paar kleine Kinder, sind Sie da vielleicht dabei?
zum „Fensterler“, das ist ein IVB Fahrleitungsarbeiter. Er steht auf der, normalerweise in den Schienen stehendem, fahrbaren Leiter und hängt die Abspannung der neuen Fahrleitung auf.
Leider hat mein Mann wieder kein Datum dazugeschrieben – aber zwischen dem 31.10.1964 und dem 3.1.1965 (Sternsinger) gab es ebenfalls einen „Zugsabsturz“ eines Güterwagens am Viadukt in Dreiheiliegen.
https://photos.app.goo.gl/xgHhwR1SSzzqTG1Y8
Sehr interessante Fotos, danke! Ich kann zu dem Unfall in meiner Bibliothek leider nichts finden, aber vielleicht ja jemand anderes?
ich bezweifle, dass dieser Unfall am Innsbrucker Viadukt war. Es sind nur deutsche Waggons beteiligt, das kann irgendwo in Deutschland sein – Hamburg, Berlin ?
Nein, nein, das war schon drüben in Dreiheiligen! Ein paar Jahre später, nach 68, als wir schon verheiratet waren, kamen zwei Burschen zu uns und fragten meinen Mann: „Du, Heini, du hasch decht damals fotografiert, wo der Waggon vom Viadukt abagfalln isch – da bei der Werkstatt vom…“
Aber erschießen’S mich bitte nicht – ich könnte nicht mehr sagen ob „Schlosser“ oder „Tischler“ – oder ganz was Anderes.
Ergänzung: Es war – meiner Erinnerung nach! – der Bereich zwischen Dreiheiligenstraße und Kapuzinergasse.
Ich habe das heute meiner Mutter (83) gezeigt. Sie erinnert sich an dieses Ereignis, da es in direkter Sichtachse der Familienwohnung in Dreiheiligen stattgefunden hat, was die Unfallstelle geografisch stark eingrenzt, nämlich auf diesen Abschnitt und diese Seite: https://maps.app.goo.gl/Kop9AcHU3SdkC6up6
Der Waggon sei mit Tieren beladen gewesen, die erbärmlich gebrüllt hätten. Es sei nachts passiert. Sie würde das nie vergessen. – Ich gehe davon aus, dass Züge zum Schlachthof genau hier durchgeschoben wurden, zumal die Schlachthofschleppbahn ca. 300 m weiter nördlich abzweigte. Auch das passt ins Bild. Zum Datum konnte sie nur sagen, dass auf der Nordkette kein Schnee gewesen sei. Das ließe November 1964 m.E. am wahrscheinlichsten erscheinen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das nicht in den Medien landete.
„Kein Schnee auf der Nordkette“ – ich werde dazu morgen meiner Mutter nochmal fragen, vielleicht habe ich da etwas falsch verstanden, denn Schnee ist ja sogar auf den Fotos zu sehen.
Und noch ein Nachtrag: aus dem überstrahlten Hintergrund lassen sich bei diesem Foto Strukturen herausfiltern, die ich mir nur als Bergkulisse erklären kann, was Hamburg oder Berlin ausschließt: https://postimg.cc/9zFxCdJP
Den Zugunfall den ich meine, der war bei der Museumstraße – Durchfahrt Pradl. Aufgefallen ist mir auch noch der Kamin von der Rhombergfabrik. Als zeitliche Einordnung vielleicht noch der VW Käfer. Mit dem großen Rückfenster wurde der erst ab 1955 ? oder 1960 gebaut . Davor waren da 2 kleine Fenster bzw. ein kleines ovales Fenster. (Bin aber kein Autoexperte).