Ein feierlicher Umzug anno 1850
Das Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach dem Älteren befindet sich – als Schenkung vom Tiroler Landesfürsten Erzherzog Ferdinand Karl – seit dem Jahr 1650 im Dom St. Jakob in Innsbruck. Zum 200-Jahre Jubiläum dieser Schenkung fanden am 7. Juli 1850 große Feierlichkeiten in Innsbruck statt. Die Innsbrucker Zeitung vom 9. Juli 1850 berichtete ausführlich von diesem Ereignis für das keine Kosten und Mühen gescheut wurden: „Bei dem großen Volksfeste, welches gestern mittelst einer feierlichen Prozession durch die bunt geschmückten Strassen der Stadt Innsbruck zu Ehren der vor 200 Jahren stattgehabten Uebertragung des von Lukas Kranach gemalten, aber nach Professor Fernbachs Versicherung durch eine unglückliche Restauration ziemlich verdorbenen Madonnenbildes „Mariahilf“ aus der damaligen Hofburg in die Stadtpfarrkirche, mit außerordentlichem Pompe abgehalten wurde, begünstigte der heiterste Himmel die große Zahl der Andächtigen und die noch größere Menge der Schaulustigen. Die Detailbeschreibung dieses religiösen Erinnerungsfestes den kirchlichen Zeitschriften und Historiographen der Stadt Innsbruck überlassend, bemerken wir nur, daß Klerus und Einwohnerschaft im Schmucke und in der Ausstattung desselben sich überboten. Ganze Wälder von Fichten und Tannenzweigen waren in die Stadt geliefert und alle Gärten weitumher ihrer Blumen entkleidet worden, um die Thüren und Fenster zu schmücken. Große Gasthöfe hiengen theure Teppiche, reiche Kaufleute ganze Ballen kostbarer Stoffe, Kunsthändler seltene Originalgemälde vermengt mit kopirten Rafaels und Correggio’s, ärmere Leute ihre besten Tücher und ihre sämtlichen Madonnenbilder zu den Fenstern heraus. […]
Das Titelbild dieses Artikels zeigt eine Lithographie, die diesen Festzug für die Nachwelt festgehalten hat. Sie wurde in der Lithographieanstalt Johann Kravogl in Innsbruck hergestellt. In der Innsbrucker Zeitung erschien mehrfach ein Inserat der Kunst-, Musikalien-, Landkarten- und Schreibmaterialienhandlung J. A. Möst, die das Blatt zum Preis von 24 Kronen zum Kauf anbot.
(Stadtarchiv Innsbruck, Bi-g-1580)