Ein Bild aus längst vergangenen Tagen
An einem sonnigen Sommertag vor mehr als 100 Jahren entstand dieses wunderschöne Bild, das mit einer Plattenkamera aufgenommen wurde. Die Glasplatte überdauerte die Jahrzehnte und gelangte zuerst in die Sammlung Walter Kreutz, danach in die Sammlung des Innsbrucker Stadtarchivs.
Der Fotograf nahm drei von Baumeister Josef Retter zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtete Villen an der Schumannstraße im Innsbrucker Villensaggen auf. Links im Bild sieht man das Eckhaus Rennweg Nummer 30, die spätgründerzeitliche „Villa Spängler“. In der Bildmitte ist das Haus Schumannstraße Nummer 4 abgebildet, die sogenannte „Villa Just“, die von Josef Retter im Heimatstil errichtet wurde. Auf der rechten Bildseite sieht man die im Jahr 1911 ebenfalls im Heimatstil errichtete Villa in der Schumannstraße Nummer 3.
(Stadtarchiv Innsbruck, KR-PL-297)
Das Haus rechts schaut aber recht mürrisch drein…zumindest der Pseudoturm.
Der mürrische Blick von Schumannstr 3 rührt wohl von der Überdachung der „ovalen leere Ornamentkartusche“ (lt. Kunstkataster) verursacht sein.
Die Villa Spängler links war in den 80´er Jahren noch in einem weitgehend verwilderten Garten in Dornröschenschlaf. Sah in meiner Schulzeit sehr romantisch aus – sodass wir damals befürchteten, das Bauwerk könnte abgerissen werden.
Das Gartenhäuschen im Vordergrund dürfte zum Haus Richard-Wagner-Straße 9 gehören
„Just“ hab ich im Ohr als „erste Radiosprecherin in Tirol“(War da nicht einmal ein Bild von einem ersten Radio“studio“ in der Grillparzerstraße?
Vielleicht wäre eine kurze Biografie (zumindest nicht un-) interessant.
Am rechten Bildrand neben dem „mürrischen Pseudoturm“ erhebt sich im Hintergrund stolz die Mühlauer Kirche.
Es gibt im Internet einen Abschlussbericht zum ORF-geförderten Forschungsprojekt am Institut für Zeitgeschichte der
Universität Innsbruck:
Die Geschichte des Rundfunks in Tirol zwischen Demokratien und
Diktaturen (1927–1972)
von Mag. Benedikt Kapferer
Darin findet man folgendes ungekürzt über die Radiosprecherin Just von Radio Tirol:
Helene Gastgeber (später verwitwete Just, verheiratete Kranebitter) wurde ca. 1906
geboren. Sie war die Schwester von Margarete Gastgeber und verbrachte ihre Kindheit und
Jugend ebenfalls in Österreich und in Ungarn. Nachdem ihre Schwester 1933 aufgrund ihrer
Heirat von Radio Innsbruck ausgeschieden war, löste Helene sie ab. „Hella“ wurde danach zur
beliebten „Stimmte Tirols“. Gemeinsam mit Sendeleiter Swoboda simulierte sie
atmosphärische Geräusche im Studio und begeisterte das kleine regionale Publikum. Auch nach dem „Anschluss“ war sie noch für den Nebensender Innsbruck tätig. Bei der Sendung
„Hier spricht Tirol“ Ende Dezember 1938 wirkte sie als Ansagerin mit. Danach scheint sie
nicht mehr für den Rundfunk gearbeitet zu haben. Laut Auskunft ihrer Stieftochter heiratete sie
einen Professor Just, der während der NS-Zeit im Krankenhaus Hall tätig gewesen sei. Dabei
handelte es sich wohl um den Chirurgen Emil Just (1892–1946). Er war im Rahmen der
repressiven NS-Gesundheitspolitik an der Seite von Burghard Breitner für Zwangssterilisierungen im Gau Tirol-Vorarlberg verantwortlich. Nach dem Tod ihres
Mannes heiratete Helene Gastgeber als verwitwete Just erneut und nahm den Namen
Kranebitter an. Sie starb im Jahr 1989.
„Kranebitter“ klingt wie das einstige Möbelgeschäft in der Müllerstraße – und scheint mit dieser Schumannstraßenvilla nichts zu tun zu haben.
Mittlerweile hat einer der Erben ja den auf diesem Foto sichtbaren großen Garten verbaut – muß auch schon wieder an die 30 Jahre her sein….
Verzeihung! Das Geschäft war natürlich in der Glasmalereistraße!
(Die Müllerstraße ist mir deswegen hineingerutscht, da Josef Kranebitter in erster Ehe mit einer Tochter des Dominikus Bridrolli verheiratet war – sie ist jung verstorben.
Eine Schwester von ihr war einmal mit dem Clemens Holzmeister verheiratet.
Beider Tochter, die (Burg)schauspielerin Judith Holzmeister war mit „Teufels General“ eine Zeit lang verheiratet
(= Schauspieler Curd Jürgens)
Ihre zweite Schwester hat den Installateut Engele geheiratet, der die Installationsfirma Bridarolli weitergeführt hat.
Aber zurück zur Familie Kranebitter:
Josef Kranebitter (in 2.Ehe mit Frau Just verheiratet) hatte eine Schwester Irmgard, die an der „Urania“ Englischkurse gegeben hat (Zwischenkriegszeit!). Irmgard hat den Dr. Karl Belcsak (Adolf-Pichler-Platz!) geheiratet und mit ihm in der (schon längst verschwundenen!) „Tonwerkvilla“ in Fritzens gelebt. Herr Dr.Belcsak wurde mit „Herr Direktor“ angesprochen. Bei dieser Villa war ein „Schwimmbad“ (-becken, westseitig, unter einem Weichselbaum an der Wand)
und eine Garage (damals!!!) ostseitig außerhalb des großen Gartens (Gemüse vor dem Haus, die große Obstwiese dahinter ging bis zum steilen Waldhang dahinter. Bilder damaliger Künstler gabs auch – z.B. von Ernst Nepo.
Im Sommer 1947 übernahm ein Herr Zacke den Direktorsposten am Tonwerk Fritzens. Familie Belcsak schränkte sich auf e i n Stockwerk ein. Im Sommer 1948 erfolgte dann die Übersiedlung auf den Adolf-Pichler-Platz 2, weil die Franzosen die Wohnung wieder freigegeben hatten.
Herr Dr. Belcsak war damals leider schon chronisch schwerkrank, Frau Belcsak gab Englisch-Nachhilfeunterricht.
Das Schild für diesen Nachhilfeunterricht, rechts negen der Haustüre, sah aus, als hätte es die Tochter Christl Belcsak selbst geschrieben. Ich kannte ihre Schift von der Volksschule in Fritzens her, wo wir 2 1/2 Jahre miteinander zur Schule gegangen waren.
So.
Und wenn sich (außer meiner verstorbenen Mutter und mir) noch irgendjemand bei diesem Familiengeflecht Just – Kranebitter – Bridarolli – Belcsàk noch auskennt – meine Hochachtung!!!