Drei vorm Haus
Vor einigen Jahren haben wir eine kleine Sammlung von Dokumenten aus Familienbesitz erhalten und in unserer Datenbank verzeichnet. Sie reichen von der Jahrhundertwende bis in die 1970er-Jahre und bewegen sich zwischen Fulpmes und Innsbruck. Darunter finden sich auch zwei Fotografien. Auf dieser hier ist wohl die Mutter mit zwei Kindern vor dem Wohnhaus abgebildet. In der rechten hält sie einen Holzkübel, den linken Arm um den kleineren Sohn gelegt, die etwas größere Tochter steht auf ihrer anderen Seite. Alle in sauberem Festtagsgewand, soweit ich das beurteilen kann. Haben Sie eine Idee, wo diese Aufnahme entstanden sein könnte? Und wann?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, SammelA-307-1)
Die kreative Zaunerhöhung sollte wohl Hühner abhalten abzuhauen, auch wenn man keine (mehr) sieht.
Zeitlich würde ich auf die zwanziger oder dreißiger Jahre tippen.
Bezüglich des Aufnahmezeitpunkts kann ich auch nur nach der Kleidung des Mädchens gehen.
Das Kleid wirkt „selbstgenäht“, vielleicht hat man es zuschneiden lassen von der Schneiderin. Mit dem Stoff hat man „gespart“, die Ärmel sind „gerade“ und nicht oben „eingereiht“, was einen breiteren Zuschnitt erfordert und mehr Stoff verbraucht hätte.
Auch der Rock scheint aus 2 (und nicht aus 3) mal die Länge zu bestehen, ist also keineswegs ausschwingend und der Föhn kann ihn auch nicht „hinaufblasen“ (was bei den ab 1954/55 aufkommenden weiten Röcken – und erst recht den „Kreisröcken“ nur zu sehr der Fall war…
Aber man hat das Kleid mit Zackenlitzen um den Halsausschnitt gefällig aufgeputzt.
Ob man im Oberteil anstelle eines „Abnähers“ diese 2 „aufspringenden Falten“ von der Taille aufwärts auch schon in den 30er Jahren „hatte“, bin ich mir nicht sicher – in der (aus Nahrungsmangel!) „flachbrüstigen“ Nachkriegszeit machte man das dagegen „gerne“, um wenigstens ein bißchen „Figur“ vorzutäuschen….
Zum Kleid der Frau und der Bekleidung des Buben kann ich nichts sagen – ist zu dunkel am Bild.
Ob das Kleid für das Mädchen und den Buben extra angefertigt – oder ob es „geerbt“ wurde? Wäre damals üblich gewesen.
Mit zwei Dingen kann ich gar nichts anfangen:
1) Die Schürze des Mädchens. Was, bitte, hat man da – zur Schonung des schönen Kleides mit (sogar!) Zackenlitzen am Halsauschnitt – für ein Stoffstück dem Mädchen vorgebunden? Dieser vorne in einer leichten Spitze zusammenlaufende weiße Stoffteil mit einer nach unten ragenden „Lasche(?)“ und
2) Was steht da am Brunnen? Für mich siehts aus wie eine Stofftasche.Das wäre meine (von keiner wie immer gearteten Fachkenntnis getrübte) Meinung zum Foto.
Ergänzung: zeitlich anzusetzen = am ehesten Nachkriegszeit bis 1954.
Dank Frau Stepaneks Expertise wissen wir nun über die schnereitechnischen Hintergrund des Vordergrunds recht gut Bescheid, auch dem Datierungsintervall würde ich zustimmen, und Herr Pechlaner hat recht mit der Beschreibung des Hennenzauns. Man glaubts nicht, wie hoch die Viecher flattern können wenns drauf ankommt.
Fehlt „nur“ noch der Ort. Glücklicherweise ist mit der Angabe „zwischen Fulpmes und Innsbruck“ der Irrtumsbereich auf wenige Meter eingeschränkt.
Als erstes ist mir Hötting eingefallen. Bauchgefühl.
…..und mir „Bildgasse“, aber da ich mich an keinen Brunnen in der Bildgasse erinnern kann, habe ichs nicht angeführt.
Und was den „Textilbereich“ angeht – natürlich langweilt das heute auch Frauen – und Männer langweilte es schon immer – aber es sollte doch festgehalten werden, welche Kenntnisse und Fähigkeiten von einer einfachen Frau früher verlangt wurden….
Lauter „altes Wissen“, das ebenso verloren geht wie die Kenntnis der früheren Auto- (oder Brief-)marken…..