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Don’t Mess With Mr. Booze (II.)

Don’t mess with Mr. Booze (II.)

Im Juli 1909 erschien ein kleiner Artikel im Allgemeinen Tiroler Anzeiger in dem festgehalten wurde „dass alle Vorwände für den Alkoholgenuss einer ernstlichen Prüfung nicht standhalten“. Nicht, dass sich diese Einsicht in den 116 Jahren, die seitdem vergangen sind, durchgesetzt hätte – der (Rein-)Alkoholkonsum liegt in Österreich heute wie damals bei 11-12l pro Kopf und Jahr, womit unsere Heimat im weltweiten Vergleich je nach Statistik im oberen Mittel- oder gar dem Spitzenfeld rangiert.

Der anfänglich zitierte Artikel trägt übrigens den Titel „Im Lande der Opiumesser“ (wohl eine Anspielung aus die Lotosesser in der Odyssee) und erforscht die Parallelen zwischen dem Alkoholkonsum in unseren Gefilden und dem Gebrauch von Opium in Indien. Er beschreibt, zu welchen Anlässen man auf dem Subkontinent Opium zu sich nimmt und stellt fest:

Es ist wohl völlig überflüssig, den Vergleich dieser Zustände mit dem heimischen ins Einzelne durchzuführen: man braucht beim Lesen nur anstatt „Opium“ „Alkohol“ zu setzen und glaubt die Gebräuche in dem oder jenem Winkel unseres lieben Vaterlandes geschildert zu sehen. […] Wenn wir uns aber daran erinnern, dass der mehr oder weniger reichliche Alkoholgenuss bei allen festlichen und geselligen Anlässen mit dem Hinweise auf seine Vorzüge gerechtfertigt wird, auf die Förderung der Geselligkeit und der Heiterkeit, auf die Erweckung des Humors und des Witzes, dann muss es wiederum gewaltig wundernehmen, dass man sich zu offenbar ganz gleichen Zwecken da drüben eines ausgesprochenen Narkotikums bedient, dem niemand nachsagen kann, dass es geistreich und gemütlich mache. Erweckt dieser Parallelismus nicht den Verdacht, dass es sich auch beim Alkohol um nichts Anderes handelt als um Narkose, hervorgerufen durch die Betäubung einzelner Seelenfunktionen?

Der hier beschriebene Opiumkonsum war übrigens keine alte Tradition in Indien. Unter den gesellschaftlichen Eliten hatte man zwar immer wieder diesem Laster gefrönt, aber für den Großteil der Bevölkerung war der Konsum dieses arbeitsintensiven Produkts schlichtweg unerschwinglich (außerhalb von medizinischen und rituellen Verwendungen). Die starke Verbreitung von Opium war ein Produkt forcierter Anstrengungen der Kolonialmächte, v.a. der East India Company und der Vereenigden Oostindischen Compagnie. Die britische EIA legte riesige Mohnplantagen im Nordosten von Indien an und vervielfachte die Exporte nach Indonesien und v.a. nach China. Im Laufe des 19. Jahrhunderts führte Großbritannien sogar zwei Kriege gegen das Reich der Mitte, um den Drogenhandel ungestört fortsetzen zu können.

(Signatur Ph-23425)

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