Die Wünsche der Sommerfrischler
Kühlschränke sind heute in unseren Breitengraden aus keinem Haushalt mehr wegzudenken. Dabei verbreiteten sie sich im privaten Bereich erst langsam nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Bedürfnis, Lebensmittel zu kühlen und so vor dem Verderben zu bewahren, hatten die Menschen aber schon vorher (auch wenn das trotz oder vielleicht gerade wegen der Kühlschränke bis heute nicht so recht funktioniert…). Vor der Erfindung des Kühlschranks behalf man sich daher vor allem mit Eis und Schnee, die man an kühlen Orten lagerte, um sie möglichst lange im Jahr zur Kühlung nutzen zu können. Das Eis wurde oft in Form von Eisblöcken aufbewahrt, die im Winter aus Seen geschnitten und in Eiskellern und -höhlen gelagert wurden. Diese Blöcke legten die Menschen dann in isolierte Eisschränke, die als Vorläufer der Kühlschränke angesehen werden können. Spätestens ab der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich daraus ein eigener Wirtschaftszweig entwickelt, in dem einige Akteure weltweit agierten und Eis über den halben Erdball verschifften. Zumal in Tirol Eis und Schnee auch im Sommer nie ganz so weit weg waren, war die Versorgung mit Eis zur Kühlung hier nicht ganz so problematisch. Dennoch gab es auch in Innsbruck ein eigenes Eiswerk, das die Bevölkerung mit Eis versorgte.
Ein Brief aus dem Herbst 1904, den ich kürzlich bei der Suche nach etwas anderem gefunden habe, wirft ein Licht auf diese Praxis. Damals stellten einige „Sommerfrischler“ aus Lans (darunter Beamte und Professoren) beim Innsbrucker Magistrat den Antrag, künftig Eis aus dem städtischen Eiswerk beziehen zu dürfen, um auch während der Sommerfrische die Annehmlichkeiten der Stadt genießen zu können. Um das Ansuchen für die Stadt noch attraktiver zu machen, schlugen die Herren vor, auch Gastwirte oder andere Abonnenten mit Eis zu beliefern.
Leider ist nicht überliefert, ob dem Ansinnen willfahren wurde, allerdings war man beim Städtischen Eiswerk, das sich am Innrain 4 (Schlachthaus) befand, skeptisch, was die Ausführbarkeit des Wunsches betraf.
„Die Lieferung einzelner Eisblock’s von Seite des städt. Eiswerkes an so weit entfernte Punkte, lässt sich mit Rücksicht auf die Zustellungsschwierigkeiten überhaupt nicht durchführen, und eine Abgabe von voraussichtlich mindestens 40 Block per Woche, könnte nur bei Übernahme derselben durch einen Mittelsperson (z.B. einen Wirt oder Krämer in Lans etc.), welche das Eis (auf ihr Risiko) beziehen – erfolgen.“
Städt. Gefällsamt an Magistrat, 16. Februar 1905
Leider ist der Ausgang der Sache nicht überliefert, da keine Antwort an die Sommerfrischler in den Akten zu finden ist. Das städtische Eiswerk war allerdings für den kommenden Sommer zuversichtlich, da auf Grund des harten Winters in Lans selbst genug Eis für die Sommerfrischler eingelagert werden könne. Das Schreiben liefert aber auch so einen interessanten Einblick in den Handel mit Eis und damit eine Praktik, die heute weitgehend obsolet geworden ist. Aber vielleicht gibt es in der Leserschaft noch jemanden, der noch persönlich mit diesem System in Berührung gekommen ist. Das städtische Eiswerk werde ich einem anderem Beitrag dann noch einmal näher behandeln.
(Stadtarchiv Coml. 47547/1904)
Diese Unterschriftensammlung – wie ein Stück K u. K – Monarchie – in einem „glasklaren Eisblock“ frisch erhalten!
„C H I A R I “ aus P r a g , C Z E R M A K aus I n n s b r u c k , desgleichen R A D O V A N O V I C , – nur von O. Teischer oder Peischer und dem Herrn Dekasbaerl wissen wir nichts Näheres –
– wobei ich allerdings den nicht gänzlich von der Hand zu weisenden Verdacht hege, daß ein schwerhöriger Standes-
beamter einst den Namen „Degasperi“ so verstanden hat…
Vielleicht hieß er ja auch De Kasperl…?
Darf ich raten? Einer Ihrer (adeligen!) Vorfahren?
Durchaus möglich, Thomas De Kasperl klingt ja auch nicht schlecht, birgt aber die große Gefahr, daß böse Leut dann immer Thomas der Kasperl sagen…
Ich denke, dass bei „Herrn Dekasbaerl“ wohl Dr. Kastner zu lesen ist, in Kombination mit dem Titel darunter, den ich als k.k. Postsekretär lese, könnte das wohl Johann Kastner. Auch für die Entscheidung zwischen Peischer oder Teischer gibt der Titel „Gaswerksdirektor“ den Hinweis. Hier hat der Direktor des Gaswerks, Oswald Peischer unterschrieben.
Sie haben natürlich recht. Trotzdem tut mir das damit verbundene obsolet Werden des köstlichen Namens Dekasbaerli und dessen Deutung als verballhorntes Degasperi seitens Frau Stepanek leid. Auch wenns ein anderer Degasperi war, man kann den Gedanken weiterspinnen und sich ein Italien voller Via, Calle, Piazza oder Lungomare Dekasbaerli vorstellen. Kindisch, gell?