Die Mühlauer Pfarrkirche, Teil 3
Im Jahr 1933 erfolgte eine Restaurierung der Mühlauer Kirche bei der ein Großteil der historistischen Veränderungen im Innenraum wieder rückgängig gemacht wurden. Besonders wichtig erscheint in diesem Zusammenhang die Freilegung der im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts von Johann Michael Strickner gefertigten Deckenfresken durch den Tiroler Künstler Toni Kirchmayr.
Der Großteil der freigelegten Fresken war in einem ziemlich guten Zustand. Das als Titelbild dienende Fresko, war weniger gut erhalten, weswegen einige fehlende Teile der Malerei ergänzt werden mussten. Das Fresko zeigt die beiden Kirchenpatrone – die Heiligen Leonhard und Antonius – als Fürbitter der Menschheit. Beide knieen auf einer Wolke. Auf der linken Seite ist der Heilige Leonhard in seiner Rolle als Fürsprecher der Gefangenen und auf der rechten Seite der Heilige Antonius als Nothelfer in Feuersgefahr und als Viehpatron dargestellt. Unter dem Heiligen Leonhard sind Gefangene in Ketten abgebildet, unter dem Heiligen Antonius Tiere, Hirten und ein brennendes Gebäude. Über einer Baldachinarchitektur ist eine Marienkrönungsszene dargestellt: Maria, der Heilige Geist, Gottvater und Jesus thronen von Engeln umgeben auf Wolken.
Weitere Restaurierungen und Umgestaltungen folgten in den nachfolgenden Jahrzehnten. Auf der folgenden Abbildung ist die im Jahr 1956 von Franz Staud für den Hochaltar geschnitzte Figurengruppe zu sehen.
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-6591, Ph-6597)
…und welche Thematik der figürlichen Darstellung im Schrein zugrunde liegt, darüber schweigt auch der Dehio Tirol.
(Am ehesten das Leben Jesu – im Zeitraffer)
So seh ich das auch. Vlnr: Anbetung der drei Könige, Taufe Jesu, in der Mitte Auferstehung flankiert von Erstaunten, erschrockenen und andächtigen Figuren, möglicherweise Himmelfahrt (??) und ganz rechts die Schlüsselübergabe durch Jesus an Petrus, gleichzeitig mit der anderen Hand auf einen Turm weisend, welcher wohl die Kirche symbolisiert.
Daß der Hl. Antonius Abt (nicht Padua, vulgo „Fackentoni“, weil man ihn häufig mit einem Schwein darstellt) dem Hl. Florian die Feuerlöschkompetenz streitig macht, wußte ich nicht.
Mich läßt das Deckengemälde nicht los: Der Hl.Antonius Einsiedler (Eremitenstab mit Glöckchen, hier nur eines) als Nothelfer in Feuersnöten – aber nirgends sein 2.Attribut, das herzige Neujahrsschweinchen an seinem rechten Bein
(Symbol für die Versuchung des Hl.Antoniue durch „unreine Geister“)
Soll durch das brennende Haus diese Krankheit, das „Antoniusfeuer“, dargestellt werden – hervorgerufen durch den Mutterkornpilz im Getreide – besonders häufig in feuchten Sommern-?
Der „Isenheimer Altar“, den Mathias Grünewald für den Krankenpflege-Orden der Antoniter dieses Klosters – nahe bei Colmar im Elsaß – geschaffen hat, zeigt auf 2 Seitenflügeln einerseits „Die Versuchung des Hl.Antonius“ (in der linken unteren Ecke kauert eine kleine entblößte Gestalt, der aufgedunsene Leib ist von Geschwüren und Pusteln übersät)
und andererseits das Gespräch des Hl.Antonius mit dem greisen Einsiedler Paulus, neben dem eine kleine Gruppe verschiedener Pflanzen wächst.
In der TT Nr.75, Seite 11, vom Samstag, 30.März 1957, erschien ein Artikel von Dr.med. Wolfgang Kühn:
„Meister Mathis malte das Antoniusfeuer – Der Isenheimer Altar medizinisch enträtselt“
Da diese Krankheit (hoffentlich!) erloschen ist, könnte St.Antonius Einsiedler als „Feuerpatron“ im Deckengemälde der Mühlauer Pfarrkirche (spiegelbildlich zum „Gefangenen“ des St.Leonhard links bittet ja rechts der „Kranke“ (von einem Mönch gebracht) den Hl.Antonius um Heilung) eine letzte Erinnerung an diese Seuche sein – gerade in Mühlau mit seinen Getreidemühlen –
Entschuldigung! Da War der Wunsch der Vater des Gedankens – nein – der Kranke wird von einem vornehm gekleideten Herrn dem HlAntonius empfohlen – eine Überlieferung, daß sich in Mühlau ansässige Adelsgeschlechter der Kranken angenommen haben?