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Die Kapuzinermadonna

Die Kapuzinermadonna

Ein Landschaftsausblick im Hintergrund, zwei Engel, die einen Vorhang zurückziehen, um den Blick auf eine stillende Muttergottes (Madonna lactans) frei zu geben: So präsentiert sich das von Lucas Cranach dem Älteren geschaffene Gemälde in der Kapuzinerkirche.

Cranach malte das Bild zwischen 1525 und 1535. Seinem Besitzer – Freiherr Ferdinand Khuen von Belasy – gefiel es so gut, dass er es versteckte, weil er befürchtete, dass sich andere ,,darein verlieben“1 könnten.

Nach seinem Tod schenkte es seine Gattin – Freifrau Maria Euphemia von Maxlrain – 1628 dem Kapuzinerkloster in Straubing. Schon bald kam es aber in die Niederlassung des Ordens in Innsbruck, um es vor den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges zu schützen. Dort fand es rasch viele Verehrer:innen.

Somit war es der Innsbrucker Bevölkerung früher in einer Kirche zur ständigen Verehrung zugänglich als das bekanntere Mariahilf-Bild von Lucas Cranach dem Älteren, das sich seit 1650 im heutigen Dom befindet.

Zu den prominentesten Verehrer:innen der Kapuzinermadonna zählten Erzherzog Leopold V. und seine Gattin Claudia de‘ Medici, die auch einen Altar für das Bild stiftete. Auch Maria Theresia betete während ihres Aufenthalts in Innsbruck im Jahr 1765 vor dem Marienbild.

Das Gemälde erlebte eine wechselvolle Geschichte, die eng mit jener des Kapuzinerklosters verbunden ist. So musste das Bild öfters in Sicherheit gebracht werden – nach der Aufhebung des Klosters durch Kaiser Josef II. im Jahr 1787 war es in der Kapuzinerkirche in Meran aufgestellt und während des Zweiten Weltkrieges befand es sich zunächst im Schloss Ambras und dann – da man Bombenangriffe auf das Schloss fürchtete – im Stift Stams.

Die Madonna erhielt Ende des 19. Jahrhunderts einen Brustschmuck, der an das Bild angeheftet wurde, und 1901 auch geraubt wurde. Seit den 1920er Jahren trug sie einen besonders wertvollen Schmuck mit einem Diamanten, der in der Zeit des Nationalsozialismus verloren ging. Der Brustschmuck diente wohl nicht nur der Verehrung der Muttergottes, – wie es von adeligen Geschenken in Form von kostbaren Kleidern für bekleidete Marienstatuen bekannt ist – sondern auch der Verdeckung der nackten Brust.

Kapuzinermadonna mit Brustschmuck, um 1930

Autorin: Maria-Gracia Winkler

(Foto Gemälde: Maria-Gracia Winkler; Foto Gemälde um 1930: Bundesdenkmalamt Tirol, Neg. 639, unbekannter Fotograf)

  1. Hetzenauer, Michael: Das Kapuziner-Kloster zu Innsbruck. Das erste dieses Ordens in Deutschland. Innsbruck 1893, 70. ↩︎

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