Die Große Kreuzkapelle am Tummelplatz
Der Bau der im neugotischen Stil gehaltenen Großen Kreuzkapelle am Tummelplatz wurde im Jahr 1897 beschlossen. Das Gebäude wurde durch Josef Spörr nach den Plänen des Architekten, Landeskonservators und Gewerbeschule-Direktors Johann Deininger errichtet.
Ursprünglich befanden sich in der Kapelle folgende aus dem Mittelalter stammende Holzplastiken: Eine um 1430 herum entstandene Madonna mit Kind und ein um 1510 herum entstandener Gnadenstuhl, der Gottvater mit dem vom Kreuz abgenommenen Sohn in den Armen darstellt. Beide Objekte wurden 1968 verkauft und befinden sich nun im Besitz des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Der Verkaufserlös wurde für die kurz darauf stattfindende Renovierung der Kapelle verwendet. Ein zum ursprünglichen Inventar gehörendes, aus der Zeit um 1500 herum stammendes Schnitzrelief, das die Beweinung Christi darstellt, befindet sich heute in der Pfarrkirche Amras.
Wie man auf dem Titelbild und den nächsten Fotografien sehen kann, wurde die Außenfassade zwanzig Jahre nach Fertigstellung der Kapelle stark verändert. Die folgende schwarz-weiß Fotografie zeigt den Zustand der Fassade vor dem Jahr 1917.
Das folgende Foto zeigt die Fassade nach der Renovierung im Jahr 1917. Über dem Portal befindet sich nun ein vom Tiroler Kunstmaler Toni Kirchmayr im Jahr 1917 angefertigtes Fresko. Im unteren Bildteil ist ein von Soldaten, einem Kapuzinerpater und der Witwe und dem Kind des gefallenen Soldaten begleiteter Leichenzug vor dem Hintergrund der Dolomiten zu sehen. Durch ein Wolkenband getrennt, ist darüber die Schmerzhafte Muttergottes, die von Soldaten aus den Tiroler Freiheitskriegen und dem Ersten Weltkrieg angebetet wird, dargestellt. Unter dem Fresko befindet sich folgende Inschrift: „All den Kämpfern für Kaiser und Reich, die seit den Befreiungskriegen Tirols bis zum entsetzlichen Ringen des Weltkrieges ihr Blut und Leben liessen; all den Helden zumal, die hier begraben liegen, oder dem Namen nach auf Kreuzen und Grabscheiten in heiliger Erinnerung fortleben; sowie allen den Tausenden der Heldensöhne Tirols die fern der Heimat in namenlosen Gräbern vergessen ruhn – zu fortwährendem Gedächtnis und ewigem Nachruhm. Das dankbare Vaterland“. Unter der Inschrift, jeweils seitlich des Portals, wurde ein mehrere Strophen umfassendes Gedicht von „Bruder Willram“ (Professor Anton Müller) angebracht.
Das Foto weiter unten zeigt das Innere der Kapelle nach einer grundlegenden Renovierung, die in den Jahren 1969 bis 1971 stattfand. Der Hochaltar wurde bei dieser Gelegenheit entfernt und durch einen sogenannten Volksaltar ersetzt. Hinter dem Altar entstand ein Fresko, auf dem der Auferstandene Jesus Christus mit ihm zugewandten, betenden Männern dargestellt ist. Das Kunstwerk ist mit A. Plattner (Anton Plattner) und der Jahreszahl 1970 signiert. Rechts darunter befindet sich die Abbildung eines in mehrere Teile zerfallenen Wappens (Österreichischer Doppeladler), das die Gräuel der Kriege zwischen 1767 und 1918 symbolisieren soll. Das auf selber Höhe auf der linken Seite angebrachte – und auf diesem Bild durch einen Kerzenhalter teilweise verdeckte – zerbrochene Hakenkreuz soll an die Opfer des Zweiten Weltkrieges erinnern. Die seitlichen Spitzbogenfenster wurden in den Jahren 1969 bis 1970 durch die Tiroler Glasmalerei-Anstalt neu verglast.
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-7128-1, Ph-20950, Ph-35677, Ph-35671)