Die FIS-Wettkämpfe 1933 (I.)
Die Stadt Innsbruck versteht sich selbst als Sportstadt. Dieses Image wurde besonders mit den beiden Olympischen Winterspielen geprägt und wird bis heute intensivst vermarktet. Das Bild von Innsbruck als Wintersportzentrum ist allerdings schon älter und wurde bereits vor dem ersten Weltkrieg grundgelegt. Einen besonderen Schub erlebte diese Imagebildung dann im Zuge der FIS-Wettkämpfe von 1933, die damals schon damals als inoffizielle Weltmeisterschaft angesehen wurden und heute auch offiziell als 3. Alpine Skiweltmeisterschaft geführt wird.
Vom 6. bis zum 13. Februar 1933 versammelte sich die internationale Elite des alpinen und nordischen Skisports in Innsbruck, um die Besten der Disziplinen zu küren. Zu Medaillenentscheidungen kam es damals im alpinen Skilauf (Abfahrt und Slalom), der Kombination aus Skisprung und Langlauf und in beiden Disziplinen als eigenständigen Wettkämpfen. Dass sowohl alpine als auch nordische Sportler:innen gemeinsam an Wettkämpfen teilnahmen war neu.
Die Vorbereitungen für die Wettkämpfe hatten schon im Herbst 1931 begonnen, als Innsbruck den Zuschlag für die Wettkämpfe erhalten hatte. Die Leitung des Organisationskomitees lag in den Händen von Anton Tschon, Jurist und Präsident des Skiklubs Innsbruck. Das Komitee war in mehrere Untergruppen unterteilt, die für „Propaganda“ (also Werbung), die Unterbringung von Sportler:innen und Gästen, die Planung des Transports, das Rahmenprogramm (vor allem geführte Skitouren in ganz Tirol) oder auch die medizinische Versorgung der Sportler:innen zuständig waren.
Besonders intensiv arbeitete das Komitee für die Werbung, da Skiverband und Stadt die Gelegenheit nutzen wollten, Innsbruck als Wintersportdestination und Österreich als Skination zu positionieren. Hierzu wurden nicht nur Pressevertreter:innen aus zahlreichen Ländern eingeladen und diese mit Material versorgt, sondern bereits im Vorfeld eine riesige Werbemaschinerie angeworfen. Während der Wettkämpfe wurden dann Hörbilder und Live-Übertragungen aufgenommen und gesendet. Das damalige Massenmedium Rundfunk sollte das Skifahren und Österreichs Rolle in dieser Sportart weltweit bekanntmachen.
Zur Bewerbung der Wettkämpfe wurden, 120.000 Broschüren in drei Sprachen gedruckt, außerdem ließ man mehr als 40.000 Plakate in unterschiedlichen Größen drucken und anbringen. Daneben gab es noch umfangreichere Informationsprospekte in 11 verschiedenen Sprachen. Knapp 20.000 Betten in Hotels, bei Privatpersonen oder in Massenunterkünften standen in Innsbruck und Umgebung für den Zeitraum der Wettkämpfe zur Verfügung. Sonderzüge brachten Gäste aus ganz Europa nach Innsbruck.
Anfang Februar war schließlich alles bereit: die Stadt war dekoriert, die Ski gewachst, überall tummelten sich Sportler:innen, Presse, Funktionäre und Gäste – einzig der Schnee fehlte. Nachdem es im Jänner ausreichend Schnee in und um Innsbruck gegeben hatte, raffte anhaltendes Tau- und Regenwetter diesen massiv dahin, sodass die Wettkämpfe ernsthaft in Gefahr waren. Die Internationale Berichterstattung drehte sich daher im Vorfeld der Wettkämpfe in erster Linie um den Schneemangel und Entscheidung der Veranstalter, dass die Wettkämpfe in den Februar und nicht in den kälteren Jänner gelegt worden waren. Die Südtiroler Alpenzeitung schrieb am 7. Februar sogar: „Bedauerlicherweise hat man aber wieder einmal die Sportinteressen den Fremdenverkehrsinteressen untergeordnet.“ – Eine Feststellung, die in Tirol – ersetzt man den Begriff ‚Sportinteressen‘ mit beinahe jedem anderen – wohl bis heute in unterschiedlichem Ausmaß Gültigkeit hat.
Die Wettkämpfe konnten schließlich mit einigen Einschränkungen aber doch stattfinden. In den kommenden Beiträgen zu diesem Ereignis werde ich Ihnen dann den Ablauf der Wettkämpfe, die Stars und einige Fotos präsentieren.
(Titelbild des Programmheftes für FIS-Wettkämpfe, Stadtarchiv/Stadtmuseum SammelA-275)