Die abenteuerliche Reise des Ritters Theuerdank nach Burgund. Teil 2
An der Entstehung des „Theuerdank“ waren eine ganze Reihe von Personen beteiligt: Das Konzept und die Überwachung des Inhalts gehen höchstwahrscheinlich auf Kaiser Maximilian I. zurück, redaktionell wurde der Stoff unter anderem von seinen Sekretären Marx Treitzsauerwein und Melchior Pfintzing bearbeitet. Fast alle Holzschnitte können Leonhard Beck, Hans Burgkmair und Hans Schäufelein zugeordnet werden, der Text ist in Versform verfasst.
Maximilian I. ließ für den „Theuerdank“ sogar eine eigene Drucktype entwerfen. Die handschriftliche Vorlage zu dieser ältesten bekannten Frakturschrift lieferte Maximilians Sekretär Vinzenz Rockner, die Lettern schnitten der Hofbuchdrucker Johann Schönsperger und Jost de Negker aus Antwerpen. Aus der gut lesbaren und kunstvoll gestalteten „Theuerdank-Fraktur“ entwickelten sich eine Reihe bis heute bekannter und teilweise verwendeter Frakturschriften. Das Werk wurde 1517 vollendet und in einer exklusiven Auflage von 40 Pergament- und 300 Papierexemplaren 1517 von Johann Schönsperger in Nürnberg gedruckt. Auch die zweite Auflage im Jahr 1519 druckte Johann Schönsperger, aber diesmal in Augsburg. Die Auslieferung erfolgte aber erst nach dem Tod Maximilian I. im Jahr 1519. Nach der Erstausgabe 1517 erschienen bis 1693 elf weitere Ausgaben des „Theuerdank“, bei denen es nach und nach zu Überarbeitungen des Textes kam und die Holzschnitte mehr in den Vordergrund rückten.
Bei der Ausgabe, die sich im Besitz des Stadtarchivs Innsbruck befindet, handelt es sich um die sogenannte „Augsburg-Ulmer Ausgabe“ von 1679. Die Entstehungsgeschichte dieser Ausgabe ist recht interessant: Der Drucker und Verleger Matthäus Schultes wurde von einem Freund auf einen Stapel alter Holzschnittplatten aufmerksam gemacht. Er erkannte den Wert der größtenteils gut erhalten Platten, die er nur reinigen und vom Holzwurm befreien musste. Für den Druck des Textes verwendete Schultes aber eine an den Geschmack der Zeit angepasste Fraktur und setzte unter die Holzschnitte jeweils eine kurze Inhaltsangabe des Kapitels. Die Verse des „Heldenromans“ verlegte er auf die Rückseite des jeweiligen Blattes. Am Ende des Buches fügte er zudem eine „Kurtze Geburts- Lebens- und Todtes-Beschreibung des Allerdurchleuchtigsten Ritters Maximiliani I.“ hinzu. Interessant ist auch, dass Schultes annahm, dass alle Holzschnitte von Hans Schäufelein stammten und dies auch so auf der Titelseite vermerkte. Außerdem scheint ein Holzschnitt verloren gegangen zu sein, denn Schultes verweist auf 117 anstatt der ursprünglichen 118 Drucke. Diese Ausgabe wurde sowohl in Augsburg in seinem eigenen Betrieb als auch in seinem Auftrag in Ulm bei Matthäus Wagner gedruckt. Die Abbildungen in diesem Artikel zeigen die Frontispiz-Seite und die Titelseite dieser Ausgabe.
(Stadtarchiv Innsbruck, AD-204)