Der Zauberkünstler Frascati, Teil 3
Aus den Tiroler Nachrichten vom 31. Oktober 1939 erfährt man, dass Willy Mair, der unter dem Künstlernamen Frascati mittlerweile schon sehr bekannt und bei seinem Publikum überaus beliebt war, am 17. Oktober 1939 in Galizien auftrat. „Aus Krosno in Galizien erhalten wir folgenden Bericht: Im Rahmen des Kriegswinterhilfswerkes fand am 17. d. M. ein Kameradschaftsabend statt. Hunderte von Soldaten und Volksdeutschen strömten in den großen Kinosaal, um dort unseren bekannten Tiroler Zauberkünstler Frascati, der jetzt als Soldat bei uns weilt, zu bewundern. Bis auf den letzten Platz war der Saal gefüllt. […] Ein wahrer Beifallssturm zeigte dann das Erscheinen Frascatis an. Trotz der einfachen Mittel, die zur Verfügung standen, hatte er mit seinen Kunststücken großen Erfolg. Wir vergaßen an diesem Abend alle Mühen der letzten Tage und auch ein wenig die Sehnsucht nach der Heimat […].„
Einige Monate später, am 23. Mai 1940, erschien in den Innsbrucker Nachrichten ein Artikel in dem Willy Mair über seine zahlreichen Auftritte vor Soldaten berichtete: „Seit Monaten bin ich nun am Westwall als Zauberkünstler für unsere braven Soldaten eingesetzt und habe trotz mancherlei Strapazen herrlich schöne Stunden verlebt. Wieviele Zuschauer ich während der Zeit bei insgesamt siebzig Vorstellungen hatte, weiß ich nicht, es sind mehrere tausend, aber eines weiß ich bestimmt, daß ich mit meiner Arbeit unseren braven Soldaten viel Freude bereiten konnte. Ich wünsche manchem von denen, die in der von eben diesen Soldaten geschützten Heimat über kleine Unannehmlichkeiten meckern, daß sie nur ein einziges Mal diese leuchtenden und dankbaren Augen sehen könnten! Mancher könnte sich ein Beispiel von diesen Menschen nehmen. Alle sind guter Dinge und frohen Mutes. […] Ja, und nun geht es mit meinem „Westwall-Gastspiel“ dem Ende entgegen. Ich habe hier auf manche Annehmlichkeit, die ich daheim als selbstverständlich beachtete, verzichten müssen. Trotzdem war es eine schöne Zeit, und ich bin glücklich, daß ich Gelegenheit hatte, unseren tapferen Männern der Wehrmacht einige nette Stunden bereiten zu können.“
Nach seinen Auftritten an der Front trat Willy Mair wieder vermehrt vor zivilem Publikum auf. Im Jahr 1942 bestritt er zum Beispiel eine „Reichstournee“ von der die Innsbrucker Nachrichten am 14. April 1942 Folgendes berichteten: „Der bekannte heimische Zauberkünstler Willi Mair-Frascati findet auf seiner Gastspielreise durch das Reich überall freudige Aufnahme und beste Anerkennung, wie eine Anzahl Artikel aus den verschiedensten führenden deutschen Tageszeitungen beweisen. Zwei ausverkaufte Abende im Berliner Beethovensaal hatten so großen Erfolg, daß im Mai vier weitere Abende angesetzt werden mußten. Weit über die Grenzen seiner engeren Heimat hinaus hat sich W. M. Frascati den Ruf eines hervorragenden Könners in seinem Fach erworben.“
Auch in Innsbruck trat der Zauberkünstler mehrfach auf, so zum Beispiel im Juni 1947 im Innsbrucker Laurin-Kino.
Das Titelbild zeigt Willy Mair bei der Vorführung eines Zaubertricks. Das Foto erschien am 31. Dezember 1938 in den Innsbrucker Nachrichten.
Ein Mitläufer, der nur seine wahrscheinlich ehrliche Leidenschaft leben wollte und den „Anschluss“ und seine offensichtliche Nähe zur NS-Administration für seine Karriere nutzte? Oder doch überzeugter Nationalsozialist? Wie ging es weiter? Konnte er sich moralisch rehabilitieren? Ich bin gespannt auf den nächsten Teil. Danke für die spannende Serie!
Aus dem Kontext der bisherigen Beiträge geht schon hervor, daß er zuerst PG und dann erst Zauberer gewesen ist. Wobei es genug Verblendete gegeben hat, die die Nazis anfangs in völlig falschem Licht gesehen haben. Die Berichte von den leuchtenden Heldenaugen hat ihm sicher ein NS-Ghostwriter untergejubelt. Die moralische Rechtfertigung ging nach dem Krieg in einer allgemeinen und menschlich verstehbaren „Schwamm drüber, Schnee von gestern“ Mentalität unter.
MEiner Meinung wäre es auch gescheiter gewesen, einmal die Anfänge, die Gehirnwäschemethoden, die Einschüchterungen, die blitzblöde Borniertheit auf der einen Seite und die Anfälligkeit der menschlichen Seele für „Starke Führertypen“ auf der anderen Seite hervorzuheben. Die recht billige Selbsterhebung zum Humanisten von Format auf dem Rücken der Holocaustopfer wehrt nicht den Anfängen sondern verurteilt das Ende, wenns schon passiert ist.