Der Innsbrucker Künstler Rafael Thaler
Der Innsbrucker Maler und Restaurator Rafael Thaler wurde zwar in einigen Beiträgen – als Erschaffer zahlreicher Fresken an Häusern in Innsbruck – bereits thematisiert, aber es gibt noch keinen Artikel, der sich näher mit seinem Leben und seinem künstlerischen Schaffen befasst. Dies soll nun in diesem Beitrag nachgeholt werden.
Rafael Thaler wurde am 1. September 1870 in Innsbruck geboren. Er besuchte die Staatsgewerbeschule in Innsbruck. Danach machte er eine Lehre bei dem Maler und Restaurator Alfons Siber in Hall in Tirol. Von 1893 bis 1894 studierte Rafael Thaler an der Accademia di belle arti di Venezia. Nach dem Studienabschluss kehrte er im Jahr 1896 nach Innsbruck zurück und arbeitete ab diesem Zeitpunkt bis zu seinem Tod am 18. März 1947 als freischaffender Künstler. In den Tiroler Heimatblättern (Heft 5/6, 1.5.1947) erschien ein Nachruf in dem sein künstlerisches Schaffen gewürdigt wurde: „Seine Hauptstärke war die schwierige Freskomalerei, in der sich seine sichere Pinselführung, sein gesunder Farbensinn und seine Beherrschung der Technik voll bewährten. Namentlich als Kirchenmaler besaß er einen weithin reichenden Ruf, der ihn auch ins Ausland, sogar nach Rußland und Istrien führte. Rund an 50 Kirchen und Kapellen sind es in Tirol und Vorarlberg allein, in denen er seine Kunst ausübte, sei es durch Wandmalereien nach eigenen Entwürfen oder nur dekorativer Art, sei es als gesuchter Restaurator älterer Werke. In derselben Weise leistete er auch in einer Anzahl historisch bedeutender Burgen und Schlösser, zum Beispiel in Amras, Churburg, Tratzberg, wertvolle und dauerhafte Arbeit. Was seinen Namen besonders volkstümlich machte, war seine Vorliebe dafür, seine Kunst in den Dienst des Hausschmuckes zu stellen. Vor allem an seinen eigenen Häusern in Pradl, Igls und Innsbruck (Rennweg), aber auch in anderen Häusern in und um Innsbruck und anderwärts verewigte er sich durch treffliche Wandmalereien mit Motiven aus der Tirolischen Geschichte, aus der Volkssage oder aus dem Bereiche der Symbolik und der religiösen Vorstellung. […] Gelegentlich betätigte er sich auch als Porträtist in Oel oder Pastell mit Erfolg, und als guten Kopisten konnte man ihn beispielsweise an den heute, soweit sie vom Kriege verschont geblieben, leider stark rauchgeschwärzten Grützner-Bildern in Hentschels Bierstube am Innrain (Innsbruck), sowie an den Defregger- und anderen Kopien im Speisesaale des Gasthofes „Schwarzer Adler“ (Innsbruck) kennenlernen.„
Die folgende Abbildung zeigt ein von Rafael Thaler geschaffenes Fresko aus dem Jahr 1945 am Haus Kranewitterstraße 34.
Wie in seinem Nachruf bereits erwähnt, schuf Rafael Thaler auch Porträts in Öl und Pastell. Ein Beispiel dafür ist das im Jahr 1919 entstandene Porträt einer jungen Dame, das ich als Titelbild für diesen Artikel gewählt habe. Er fertigte aber auch Entwürfe für Neujahrsentschuldigungskarten und Kopien von Werken anderer Künstler – wie zum Beispiel von Franz Defregger – an. Als Restaurator war er unter anderem in Schloss Ambras, Schloss Tratzberg und der Churburg tätig.
Die folgende Abbildung zeigt eine Postkarte, für die als Motiv ein Gemälde von Rafael Thaler aus dem Jahr 1911 verwendet wurde. Abgebildet ist die Pradler Kirche und Teile des dazugehörenden Friedhofs.
Rafael Thaler war zwei Mal verheiratet. Die erste Ehe schloss er mit Anna Vögele, die aber bereits 1917 verstarb. Zwei Jahre später heiratete er Anna Schoderböck.
(Stadtarchiv Innsbruck, Bi-3299, Ph-31103, Ph-30543)
Die oben erwähnte erste Frau von Rafael Thaler, Anna Vögele, war eine Altpradlerin. Die Familie Vögele bewohnte das letzte Bauernhaus des Pradler Dorfkerns Richtung Süden – das Haus Pradl 20 bzw. später Pradlerstraße 31. Schon in mehreren Beiträge von „innsbruck.erinnert.at“ wurde es erwähnt Am 15.12.1944 wurde es durch Bomben zerstört.
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