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Der Holzhändler Von Köpenick

Der Holzhändler von Köpenick

Vor hundert Jahren stand in Innsbruck ein gewisser Franz Chonn vor Gericht. Der gebürtige Wiener hatte während des Ersten Weltkrieges in der österreichischen Armee gedient und war im Krieg verwundet worden. 1921 fand er eine Anstellung in der Verwaltung der Werkgenossenschaft Fulpmes. In dieser Funktion gelang es ihm, über gefälschte Rechnungen und nicht autorisierte Geschäftsabschlüsse Geld zu unterschlagen. Als seine Aktivitäten aufflogen, erlaubte ihm die Genossenschaft, den entstandenen Schaden aufzulisten und zurückzuzuzahlen und ihn unter dieser Bedingung nicht anzuzeigen. Er gab zu, rund zweieinhalb Millionen Kronen (über 100.000 Euro) unterschlagen zu haben, Verwandte vom ihm streckten die Summe vor. Bald stellte sich jedoch heraus, dass auch diese stolze Summe nicht ganzen Umfang seiner kriminellen Unternehmungen abdeckte, woraufhin er entlassen, aber scheinbar nach wie vor nicht angezeigt wurde.

Nachdem er in seiner bisherigen Anstellung so viel Eigeninitiative gezeigt hatte, fühlte er sich berufen, selbst als Unternehmer aufzutreten. Das Gewerbe, welches er wählte, war der Holzhandel. Unbeirrt von kleinen Details wie seinen mangelnden Fachkenntnissen, der fehlenden Gewerbekonzession oder der Tatsache, dass er kein Holz besaß, dass er verkaufen konnte, machte er sich daran, Verträge mit Konsumenten abzuschließen. Zu seinen Klienten zählten u.a. das Innsbrucker Invalidenheim, eine örtliche Buchdruckerei und das Kloster der Barmherzigen Schwestern. Er kassierte die Anzahlung und tat anschließend alles, um seine Opfer hinzuhalten, bis hin dazu die wütenden Käufer nach Telfs mitzunehmen und beliebige Holzlager dort als seine eigenen auszugeben; oder auch Telegramme zu fälschen, die beteuerten, dass die Ware auf dem Weg sei. Gleichzeitig gelang es ihm, von verschiedenen Firmen Güter zu erschwindeln ohne zu bezahlen – insgesamt konnte er 37 Millionen Kronen (fast 1,5 Millionen Euro) veruntreuen, ehe man ihm schließlich auf die Schliche kam!

Vor Gericht gestand er und wurde zu drei Jahren schwerem Kerker verurteilt.

(Titelbild: Sanatorium Kettenbrücke der Barmherzigen Schwestern, Signatur: Ph-30826)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. verglichen zum derzeitigen (Zweck-) Anbau doch wirklich ein wunderschönes Gebäude. auch die Zimmer sind dort nach wie vor sehr großzügig.

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