Der Herr der Rottenburg
Innsbruck verdankt seinen Status als Residenzstadt bekanntlich Herzog Friedrich IV. Seinen Spitznamen, „Friedl mit der leeren Tasche“, hatte er damals aber beinahe bereits überholt, als er starb, war er ja nicht zuletzt dank der Schwazer Bergwerke einer der reichsten Habsburger. Doch in seiner frühen Regierungszeit hatte er in der Tat mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, eine davon war der Besitzer der hier zu sehenden Feste, Heinrich von Rottenburg. Als Friedrich im Jahre 1406 die Herrschaft über Tirol übernahm, war Heinrich von Rottenburg vermutlich der mächtigste Adelige des Landes, dessen Residenz auch die des Landesfürsten selbst übertraf. Tausende Dukaten prasselten jährlich in seine Taschen und über dutzenden Burgen in Tirol und außerhalb wehten seine Banner. Zu Beginn nahm ihn der neue Landesherr als Hofmeister in seinen Dienst und verlieh ihm weitere Würden, doch als ihm diese wieder entzogen wurden, lehnte er sich gegen den Herzog auf. Er führte Fehden im Lande, seine Gefolgsleute plünderten Kaufmänner aus, die auf ihrer Reise von Italien nach Deutschland durch das Land zogen und erstürmte sogar die Stadt Trient. Um der Vergeltung Friedrichs zu entfliehen, suchte er erst in Italien und anschließend in Bayern Zuflucht, wo er bei den Wittelsbachern ein williges Ohr fand. Mithilfe bayrischer Truppen fiel er 1410 in Tirol ein, doch das Heer wurde durch einen hohen Inn am Weitermarsch gehindert. Erfolglos belagerte man die Burg Matzen, ehe man durch Vermittlung des Passauer Bischof einen Waffenstillstand schloss. Seine bayrischen Verbündeten zogen daraufhin wieder ab und der Herr von Rottenburg wurde von seinen eigenen Gefolgsleuten festgesetzt und nach Innsbruck gebracht. Als Bedingung für seine Freilassung musste er neben anderen Festungen auch die Rottenburg an Friedrich abtreten. Wenig später verstarb er ohne Nachfolger, und auch der Großteil seines verbleibenden Besitzes fiel an den Landesfürsten. Sie wurde noch an eine Reihe weiterer Herren verpfändet, ehe sie ab dem 17. Jahrhundert ihrem allmählichen Ruin anheimfiel.
Team Stadtarchiv (Signatur Bi-g-1594)
In Südtirol gibt es in Kaltern heute noch ein Seniorenheim namens „Altenheimstiftung Heinrich von Rottenburg“.
Diese wohltätige Stiftung geht auf das Jahr 1404 zurück, als Heinrich das Spital von Kaltern stiftete.