Der Griff nach den Sternen
Peter Anich ist wohl eine der bedeutendsten Tiroler Persönlichkeiten aus dem 18. Jahrhundert. In Innsbruck ist er besonders durch die nach ihm benannte Straße wohl den meisten zumindest vom Namen her bekannt. Viele werden aber auch die außergewöhnliche Landkarte von Tirol aus seiner und Blasius Huebers Feder kennen und sich beim Darin-Schmökern verloren haben. Wenn nicht, gibt es hier dazu ausreichend Gelegenheit – das Erscheinen der Karte jährt sich heuer übrigens zum 250. Mal.
Das Leben des Bauern, der sich als Kartograph, Astronom und Globenbauer unvergesslich gemacht hat, hat Zeitgenossen und Nachwelt stets fasziniert. So ist es nicht verwunderlich, dass das Leben Anichs auch für die Theaterbühnen adaptiert worden ist. Erstaunlicher ist hingegen schon eher, dass dies ausgerechnet mitten im Zweiten Weltkrieg erfolgte. Am 13. März 1942 feierte das Stück „Peter Anich“ von Max Tribus am Tiroler Landestheater seine Premiere und einige Bilder von diesem Theaterstück sind bei uns im Archiv gelandet.
Auf der Bühne wird der Ausbruch Anichs aus der bäuerlichen Lebenswelt thematisiert und ein Konflikt zwischen Anich und seinen Dorfgenossen konstruiert: hier das Genie, das sich gewissermaßen selbst zu den Sternen hochgearbeitet hat – dort die sturen Bauern, die ihn als Verräter betrachten und nicht den Wert seiner wissenschaftlichen Arbeiten erkennen, sondern in seinem Kartenwerk lediglich die Möglichkeit besserer staatlicher Durchdringung und höherer Besteuerung sehen. Anich muss – anders als in Wirklichkeit – in der Bearbeitung deshalb sogar aus Oberperfuß fliehen, und kann erst zurückkehren als die Regierung in Innsbruck die Bevölkerung von der herausragenden Leistung Anichs überzeugen konnte. Einen Bericht über die Aufführung lesen Sie hier.
Der Tag der Premiere war dabei nicht zufällig gewählt, war der 13. März doch der Jahrestag des Anschlusses. Wenig überraschend prägten daher auch die Zeitumstände die Deutung Anichs. Mitten im Krieg musste Anich als Beispiel für einen Menschen mit außergewöhnlicher Willenskraft herhalten. Seine Biographie sollte nun allen ein Beispiel und Vorbild dafür sein, wie man unter aufopfernden „Einsatzes aller Kräfte im Dienste von Heimat, Volk und Vaterland“ Großes zu leisten im Stande war, wie Karl Paulin in den Innsbrucker Nachrichten im Vorfeld der Premiere schrieb. In diesem Sinn ist es nicht verwunderlich, wenn das Stück, anders als Anich, heute weitgehend vergessen ist.
(Die Himmelsgloben Ansichs spielen im Bühnenbild eine wichtige Rolle. Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-A-994)
Auf der selben verlinkten Seite der Innsbrucker Nachrichten findet man lustige Annoncen.
z. B. : „Frühjahrs- bzw. Sommermantel, neu oder wenig getragen, von großem Herrn gesucht…“
Im Frühjahr trug man noch lange diese Staubmäntel, Sommermäntel sind heutzutage jedenfalls out.
Eine „Medizinstudentin sucht
Zimmer mit Morgenkaffe.“
Eine „Fabrikantenstochter, anmutige Dreißigerin, sucht gebildeten Lebenskammeraden, dem auf Wunsch Einheirat in den väterl. Betieb geboten ist.“
Die nicht mehr ganz taufrische Tochter sucht also einen Freund, wenn’s sein muss, kann er auch die Firma heiraten…