Der französische Friedhof
Die französische Militärbesatzung legte für die von Ihnen in Tirol zu beklagenden Toten, insgesamt 141 Militärangehörigen und 98 Zivilisten, bereits 1945 auf Wunsch des Besatzungskommandos einen Friedhof an der Ecke Kapuzinergasse-Bienerstraße an. Die Stadtverwaltung war mit der Wahl des Platzes nicht einverstanden, da es sich hier „um wichtige Baugründe der Stadtgemeinde, auf keinem Fall aber um eine Friedhofsanlage handelt.“ Deshalb nahm die Stadt bereits im Frühjahr 1947 Verhandlungen mit dem Hochkommissariat der Französischen Republik in Österreich auf, mit dem Ziel eine Verlegung des Friedhofs zu erwirken.
Die Vorschläge der Stadt zur Anlage der neuen Ruhestätte in Pradl südlich des italienischen Kriegerfriedhofes oder auf einem Platz nördlich des Mühlauer Friedhofes lehnte das Hochkommissariat jedoch allesamt ab. Stattdessen wählten die Franzosen selbst ein Grundstück und favorisierten eine Parzelle in Mühlau an der Arzler Straße südlich des dort bestehenden Friedhofes.
Nach zähen Verhandlungen mit dem Grundbesitzer konnten sich aber alle Beteiligten darauf einigen eine neue Parzelle mit insgesamt ca. 2188m2 zur Nutzung als Friedhof zu schaffen. Die Kosten im Falle eines Ankaufes des Grundstückes hätte die Stadt übernommen, doch dieser wurde letztendlich nicht durchgeführt. Die französische Militärbehörde ging nämlich ab Oktober 1947 dazu über, die Verstorbenen zu exhumieren und die sterblichen Überreste zurück zu den Familien nach Frankreich zu überführen. Diese Entscheidung machte die Neuanlage eines dauerhaften französischen Friedhofes obsolet. Der Friedhof in der Kapuzinergasse blieb vorerst bestehen. Erst Mitte der 1950er Jahre rückte eine endgültige Auflassung des von der Stadtverwaltung ungeliebten Friedhofes wieder in den Bereich des Möglichen. Die zu diesem Zeitpunkt noch dort begrabenen Personen sollten exhumiert und bis zur Überführung nach Frankreich am Westfriedhof „eingestellt“ werden. Für ca. 40 von ihnen wurde am Westfriedhof ein Gräberfeld angelegt, da die betroffenen Familien eine Überführung ihrer verstorbenen Verwandten voraussichtlich nie fordern würden. Die Gräber am Westfriedhof bestanden noch bis Mitte der 1960er Jahre und wurden nach Ablauf der 10-Jahrespacht aufgelöst.
Der Friedhof Ecke Bienerstaße – Kapuzinergasse wurde Anfang 1955 endgültig geräumt und das Grundstück am 1. Mai 1955 der Stadt übergeben. Danach war hier lange Zeit der Bauhof Saggen beheimatet. Wie am Titelbild zu sehen stehen heute an der Stelle mehrere Wohnhäuser, von denen die letzten erst 2018 wurden fertiggestellt wurden. An den Friedhof und dessen Geschichte erinnert leider nichts mehr.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, IV-2416/S/1947, Ph-Dig-1006)