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Der Erste Branddirektor

Der erste Branddirektor

Im Jahr 1897 beging die Innsbrucker Feuerwehr nicht nur ihr 40. Gründungsfest, sondern stellte sich auch neu auf. Neben der „Auflösung der bezahlten Feuerwehr im alten städtischen Wachlocale (beim Stadtthurm) und Errichtung der Tag‐ und Nachtwache der freiw. Feuerwehr im Hauptmagazine“ (= Geburtsstunde der Berufsfeuerwehr) wurden die vier Züge in vier Kompanien umgewandelt; „jede derselben commandiert von einem Feuerwehrhauptmann, bezw. Stellvertreter; jede Compagnie besteht aus 2 vollständigen Löschzügen mit je einem Zugsführer an der Spitze; entsprechend dieser Eintheilung werden auch die übrigen Chargen, Rottenführer und deren Stellvertreter bestimmt. Die ganze Wehrmacht steht unter dem Obercommandanten, oder wie er im österreichischen Feuerwehrreglement heißt ‚Branddirector‘.“

Maßgeblichen Anteil an dieser Re- bzw. Neuorganisation hatte Viktor Freiherr von Graff sen. (1853-1930), der seit 1882 an der Spitze der Innsbrucker Feuerwehr stand. Er entstammte einer katholischen Familie, die 1763 von Maria Theresia in den Freiherrenstand erhoben worden war und deren Mitglieder als Beamte im Dienst der Habsburgermonarchie standen. Im Gegensatz zu seinem Vater schlug Viktor Graff nicht die Jusitzlaufbahn ein, sondern wurde städtischer bzw. akademischer Turnlehrer in Innsbruck. Von 1899 bis 1914 war er zudem Gemeinderat („Deutschfortschrittlich“).

Bereits in den 1870er-Jahren trat der junge Turner der hiesigen Feuerwehr bei, in der er rasch aufsteigen sollte. 1880 wählten ihn die Mitglieder des I. Zuges zum „Steiger-Rottenführer“ und im Jahr darauf jene des III. Zuges zu ihrem Zugskommandanten. Nach dem Rücktritt von Josef Melzer wurde er schließlich 1882 zum Oberkommandanten gewählt. In dieser Eigenschaft führte er ab 1897 den Titel „Branddirektor“.

Festkarte für den VI. österr. Feuerwehrtag in Klagenfurt (1896). StAI, Div.-4495.

In den 30 Jahren, die er das Kommando führte, prägte er die Entwicklung der Feuerwehren in und um Innsbruck maßgeblich. In einem Nachruf hieß es: „Großes Talent für sachliche Feuerwehrführung bewies Baron Graff aber auch als Branddirektor der Stadt Innsbruck. Die Schaffung einer ersten Bereitschaft durch Berufsfeuerwehrmitglieder sowie die Einrichtung einer elektrischen Feuermeldeanlage wurde seinerzeit von der gesamten deutschen Fachwelt bestaunt. Die Innsbrucker Feuerwehr, die auch für damalige Verhältnisse einen reichen Gerätebestand hatte, der besonders in den vielen Leitern zum Ausdruck kam, weshalb sie auch als die relativ ‚reichste Leiternfeuerwehr‘ gewertet wurde, war aber auch wegen der exakt übenden Mannschaft bekannt.“

Viktor Graff sen. hatte überdies maßgeblichen Anteil an der Gründung des Bezirksfeuerwehrverbandes Innsbruck Nr. 4, dessen erster Obmann er war. Von 1896 bis 1922 amtierte er zudem als Obmann des Landesfeuerwehrverbandes von Tirol.

Einladung für Viktor Freiherr von Graff zum 8. österr. Feuerwehrtag in Wien. StAI, Div-4489.

Für sein unermüdliches Engagment im Feuerwehrwesen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. Am 12. Mai 1930 starb Viktor Freiherr von Graff sen. in Innsbruck. Er wurde am Westfriedhof begraben.

Mehr über Innsbrucker Feuerwehrpioniere erfahren Sie in unserer aktuellen Ausstellung „Mit vollem Einsatz. 165 Jahre Innsbrucker Feuerwehrgeschichte“ im Stadtarchiv/Stadtmuseum.

(Stadtarchiv Innsbruck, Archiv der Feuerwehr Innsbruck)

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