Der Ahnenpass (IV.)
In den verschiedensten Editionen des Ahnenpasses finden sich wie in den vorhergehenden Artikeln zu sehen verschiedene Begleittexte neben den Richtlinien und Ratschlägen für das Ausfüllen des Passes. Ein besonders interessanter findet sich in der hier zu sehenden Ausgabe, in der zu lesen ist:
„Die im nationalsozialistischen Denken verwurzelte Auffassung, dass es oberste Pflicht eines Volkes ist, seine Rasse, sein Blut von fremden Einflüssen rein zu halten und die in den Volkskörper eingedrungenen fremden Blutseinschläge wieder auszumerzen, gründet sich auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Erblehre und Rassenforschung. Dem Denken des Nationalsozialismus entsprechend, jedem anderen Volke volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, ist dabei niemals von höher- oder minderwertigen, sondern stets nur von fremden Rasseneinschlägen die Rede.“
Die Behauptung, die Ideologie des Nationalsozialismus würde „Rassen“ keine „Höher- oder Minderwertigkeit“ zuschreiben, ist wahrscheinlich eine der schamlosesten Lügen, die je zu Papier gebracht wurden. Es erscheint eigentlich nahezu lächerlich, Argumente gegen diese absurde Behauptung dazulegen, aber der Vollständigkeit halber sei der Prophet des Nationalsozialismus selbst zitiert:
„Sie [die völkische Bewegung] glaubt somit keineswegs an eine Gleichheit der Rassen, sondern erkennt mit ihrer Verschiedenheit auch ihren höheren oder minderen Wert und fühlt sich durch diese Erkenntnis verpflichtet, gemäß dem ewigen Wollen, das dieses Universum beherrscht, den Sieg des Besseren, Stärkeren zu fördern, die Unterordnung des Schlechteren und Schwächeren zu verlangen“
Adolf Hitler, Mein Kampf, S. 421, München 1940.
Das Interessante hier ist ja eigentlich weniger die Lüge selbst, sondern die Frage, weshalb der Autor sie überhaupt niederschrieb. Gemeinhin würde man annehmen, der Sinn eine Lüge liege darin, dass sie zumindest den Anschein der Wahrheit hat und dem Lügner somit einen irgendwie gearteten Vorteil verschafft, wenn der Belogene sie für wahr hält. Aber wo ist der Sinn im strömendem Regen zu stehen und zu behaupten die Sonne schein?
Der Begleittext gibt auch darüber Aufschluss, weshalb 1800 der gängige Endpunkt für die staatlich verordnete Ahnenforschung war. Freilich waren dafür auch praktische Gründe ins Feld zu führen, aber zur ideologischen Untermauerung erklärt uns eine Fußnote:
„Die französische Revolution (1789) brachte zuerst in Frankreich, in der Folgezeit aber auch in den meisten anderen Staaten die liberalistische Weltanschauung zum Durchbruch. Der oberste Grundsatz dieser Weltanschauung ist das Vorrecht des Einzelnen (Individuum) vor der Gesamtheit. Ihre Ideale waren die Freiheit (Ungebundenheit) und Gleichheit („alles ist gleich, was Menschenantlitz trägt“). Auf diese Anschauungen sind die Judenemanzipation und die meisten Mischehen, aber auch die heute als überaus schädlich erkannte Vernachlässigung der Begriffe Familie, Sippe und Volk zurückzuführen. Erst die geistige Revolution des Nationalsozialismus vermochte diese Weltanschauung in Deutschland zu besiegen.“
Die Hinweise zum Vorgehen baum Ausfüllen des Ahnenpasses decken sich weitgehend mit denen der anderen Editionen – man beginnt mit den Heirats- und Geburtsurkunden der Eltern und arbeitet sich von einer Generation zu nächsten vor. Enthalten sind auch die jeweiligen Tarife für Abschriften von Urkunden der Ämter, sowie Anweisungen zu den nötigen Angaben in Schreiben an die Behörden.
(Ahnenpass von Wilhelm Gritsch. Ich darf mich für die Bereitstellung dieses Ahnenpasses herzlich bei Frau Stolz bedanken.)




