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Das Wärmste Dach Der Stadt

Das wärmste Dach der Stadt

Der Ort dieser Aufnahme von Jörg Thien sieht heute ganz anders aus, allerdings ist er seit 100 Jahren fast immer eine Baustelle. In der Statistik der am öftesten umgebauten Kreuzungen dürfte der Verkehrsknotenpunkt Museum-und Amraserstraße weit vorne liegen. Zur Orientierung für jüngere Leser*innen: Rechts ist heute der Sillpark.

Hier steht ein muskulöser Arbeiter in damals üblicher Schutzbekleidung neben einem modernen Caterpillar und sein Kollege kontrolliert die Temperatur des Teers Bitumens.

Die beiden Häuser im Hintergrund stehen heute noch mehr oder weniger unverändert an der selben Stelle. Bei den in letzter Zeit häufiger gewordenen Spaziergängen vom Olympiastadion in die Stadt ist dem Schreiber dieser Zeilen aufgefallen, dass auf der Ostseite der linken Hauses immer ein großer Taubenschwarm rastet, und dies besonders bei Temperaturen unter Null. Warum das so ist? Es könnte eine Reihe von Gründen geben. Direkt darunter backen die „Brotbuben“ (vormals Lener) ihr Gebäck… also vielleicht riecht es für Taubenschnäbel hier einfach gut. Oder das Dach ist alt und schlecht isoliert und die Ziegel sind wenigstens ein, zwei Grad wärmer als die Umgebung. Oder die Orgelpfeifen-Kamine tragen auf dieser Lee-Seite der Westströmung ein wenig zum Komfort bei. Vielleicht werden die Vögel hier auch nur weniger intensiv verjagt als anderswo.

Für die Gruppe der Freunde der Innsbrucker Tankstellen ist auch noch die Aral König-Laurin-Allee ins Bild gerutscht, mit ihrer fünfarmigen Lüftungsrohr-Installation ein wenig italienischen Schick und mit der leichten Säulenbauweise die quasi-religiöse Verehrung des Automobils in den 1950er Jahren ausstrahlend.

Dieser Beitrag hat 16 Kommentare
  1. Bemerkenswert finde ich vor allem den für die damalige Zeit (ca. 1960?) hochmodernen Radlader mit hydraulisch betätigter Ladeschaufel.

  2. Das Haus links mit dem „wärmsten Dach der Welt“ war zu meinen Zeiten die Kundler Bierhalle – die Innsbrucker Niederlassung der Brauerei Kundl. In der Mitte des Hauses war der Eingang über ein paar Stufen in das Gasthaus, rechts am Eck zur Weinhartstraße (heute Zubau Hartlauer) war ein schöner Biergarten mit Kastanienbäumen.

    Ich glaube nicht, dass die „Brotbuben“ hier Brot backen (vielleicht „aufbacken“ wie es heute leider üblich ist) – habe gar nicht gewusst, dass die hier eine Filiale haben.

    Da, wo man auf diesem Foto das Tankstellengebäude sieht, war früher in etwa der Eingang ins Herrenschwimmbad, welches ja im Krieg zerstört und nicht mehr in Betrieb genommen wurde. Das Eingangsgebäude selbst war danach lange der Don Bosco Kindergarten.

    Die zwei Männer hier heizen Bitumen auf – sicher keinen Teer – bzw. einer wird mit seiner Schöpfkelle Fugen vergießen. Der Mann rechts am Bitumenkocher trägt einen Lederschurz, der andere wenigstens an einer Hand einen Schutzhandschuh – es geht ja dabei um ganz nette Temperaturen!

    Ich sehe zwar keinen Mann, der gleich wieder an seinen „Caterpillar“ schrauben wird, aber dieses Baufahrzeug ist ein Radlader der Firma Caterpillar im Besitz der Innsbrucker Baufirma Berger&Brunner. Es gäbe noch allerhand zu „Caterpillar“, Radlader / Raupe, Traxcavator zu schreiben

    1. Lieber Herr Ing. Roilo,

      ich würde natürlich nie so weit gehen und Ihnen in Baustellenfragen widersprechen. Wenn Sie sagen der Mann mit der Schwarzen Hand gehört auch zum Bitumen, dann ist das so.
      Der abgebildete Traxcavator ist übrigens ein Modell 966 A, der so viel ich eruieren konnte erstmals 1960 auf den amerikanischen Markt kam.
      https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/A1yNdQKNoEL._AC_SL1500_.jpg

      Beim Backen muss ich aber widersprechen. Ich bin in den 1990ern einige Jahre als Werksstudent in der Nacht mit dem Taxi unterwegs gewesen, und wir wussten recht genau ab wann man wo etwas Gutes bekam. Die Bäckerei Lener lag genau hier und machte zu dieser Zeit die besten Salzstangerl der Stadt, die einem müden Chauffeur um vier, halb fünf in der Früh den Elektrolyte-Haushalt wieder aufbauten. Ich gehe jetzt einfach davon aus dass hier weiterhin gebacken wird. Der Firmensitz ist ja noch Museumstraße 37.

      1. @Niko Hofinger

        Auch ich war bis 1993 als Nebenerwerbstaxler unterwegs, der Lener war in der Früh immer Sammelpunkt. Für Sonderaufträge und natürlich Eigenbedarf fürs Frühstück nach der Nachtschicht. Denk noch immer gern dran.

      2. Meines Wissens ist die Backstube der Bäckerei Lener immer noch im Innenhof des Hauses Museumstraße 37.

        Einer der wenigen handwerklichen Bäcker, die in Innsbruck noch überlebt haben. Neben Kröll, Widmann und natürlich Moschen.
        Wär vielleicht auch einmal eine Thematik, der man hier auf dieser Homepage ein bissl auf den Grund gehen könnte. 😉

      3. Ich lebte bis zu meiner Matura ständig in Innsbruck, danach einige Jahre nur noch in den Wintermonaten, und dann verschob sich mein Lebensmittelpunkt ins Oberland. So kann ich in erster Linie nur über meine Erinnerungen von den Vierzigern bis zu den Sechzigern schreiben – und das ist halt auch schon länger her. Deshalb auch „Kundler Bierhalle“, „Männerschwimmbad“ und „Don Bosco Kindergarten“. Eine Bäckerei vor dem Viaduktbogen ist mir eigentlich nie aufgefallen, also muss der Bäcker Lehner erst später mit seinem Betrieb hier begonnen haben. Möglich wäre ja auch, dass seine Backstube dahinter, also hinter dem Gasthaus bzw. an der Ostseite der Viaduktbögen war – und auch heute noch ist. Aber ein Ladengeschäft?? Ich bin ja schließlich die ganzen fünf Jahre Gewerbeschule (HTL) Anichstraße diesen Weg gegangen oder mit dem Radl vorbeigefahren. Vielleicht hat mich der Bäckerladen, falls es ihn schon gegeben hat, gar nicht so interessiert, da wir ja selbst eine Bäckerei (zumindest meine Tanten und Onkel) hatten und ich somit mit Brot eingedeckt war.
        Aus der Firmengeschichte der Bäckerei Lener bzw. der Brotbuben im Internet bin ich auch nicht schlauer geworden. Vielleicht weiß jemand mehr aus der Zeit vor den Nachttaxifahrern 😉

          1. Herr Hirsch, ich habe erst jetzt gesehen, dass Sie einen Eintrag über Brotbuben / Lener gemacht haben. Wissen Sie, ob hier der Backbetrieb selbst auch war oder ist?

      4. Lieber Herr Hofinger, da heute auf einen Oktoberbeitrag des Teams Stadtarchiv über das Eisenbahnunglück in der Amraserstraße http://innsbruck-erinnert.at/eisenbahnunglueck-beim-bahnhof-innsbruck/comment-page-1/#comment-6709 ein Kommentar eingestellt wurde, habe ich mir diese Seite nochmals angeschaut. Auf dem dazugehörigen Bild sieht man den Zubau zur Kundler Bierhalle, in dem jetzt die Brotbuben untergebracht sind. Leider kann ich auf dieser Kopie außer „E.Martin“ (??) nichts entziffern – vielleicht ginge es auf dem Original?

        1. Grüß Gott Herr Roilo,
          können Sie sich erinnern, dass hinter dem Gebäude der Kundler Bierhalle, samt Zubau,
          das Kolping Heim, zumindest bis Anfang der 70er, stand?

          1. Grüß Gott Herr Pritzi! Das Kolpingheim war ‚einen Stock tiefer‘ – also in der Dreiheiligenstraße visavis der Dreiheiligenkirche. Was hinter der Kundler Bierhalle war und was jetzt ist, das würde mich ja so interessieren!

          2. Ich spring jetzt ungern zwischen Ihre Anfrage und die Antwort von Herrn Roilo, aber das Kolpinghaus war doch eine Straße weiter im Haus des Forum Kinos?Ja, irgendwie auch „hinter der Bierhalle.

  3. Sehr geehrter Herr Hofinger,
    danke für den Verortungshinweis. Vielleicht eine Reaktion auf meine Nachfrage über die SHELL-Tankstelle.
    Wobei ich kein jüngerer Leser, sondern nur ein unwissender Zugereister bin.
    Sogar ein paar Jahre älter als sie.
    Und da es hier ja auch Rätsel gibt: Wir kennen uns und Ihre Eltern sind mir auch gut bekannt. 🙂
    Somit wurde die Sie-Form hier nur aus formalen Gründen gewählt.

    Ich möchte aber diese Seite nochmals loben.
    Insbesondere die Beiträge aus lange vergangenen Jahrzehnten (sogar Jahrhunderten) sind für mich äußerst interessant.
    Danke dafür …

  4. ich durfte auch einige Zeit Taxln. Nach der Schicht konnte man immer frisches Brot besorgen. Damals am besten eben hier, man fuhr von der Museumstrasse den knappen Durchlass in den Innenhof und erst hier hinten waren/sind die Backstuben. Danach fuhr man normalerweise bei dem Durchlass in der Weinhartstrasse 3 hinaus.

  5. Ich erinnere mich, daß da wo heute der Verkauf von Lener- Brot (=Brotbuben) ist, einmal eine Lichtpausanstalt war. Das wird Ende der 70er und den 80ern gewesen sein.

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