Das unbekannte Tor
Am Standort der heutigen Seilergasse / Ecke Marktgraben stand bis zum Jahr 1779 das sogenannte Picken- oder Frauentor als Verbindung zwischen Altstadt und Innrain. Das Tor wird 1345 und 1348 noch als neues Tor bezeichnet, deshalb ist seine Entstehungszeit mit dem Jahr 1340 anzusetzen. Durch das Pickentor konnte man nicht nur schnell die Felder und Wiesen, die sich damals am Innrain befanden sondern auch den Holzrechen und die Lände auf schnellstem Wege erreichen.
Das Pickentor wurde aus einfachem Mauerwerk aufgebaut. Bis 1646 besaß das Frauentor einen Spitzturm der bedeutend höher war als die anderen Tortürme. Auf einer Stadtansicht von 1665 ist das Pickentor an der flachen Turmdecke mit Zinnen ausgestattet, die aber im 18. Jahrhundert vier Erkertürmchen mit zugespitzten Dächern und einer diese verbindenden Mauer weichen mußten.
Der Name „Frauentor“ ist wohl auf die Freskendarstellung eines Marienbildes zurückzuführen das direkt über dem Tor gemalt war. Außerdem war noch der österreichische Bindenschild und zwei weitere Wappenschilde in Fresko gemalt. Am oberen Ende, in der Mitte des Turmes, prangte noch die obligatorische Sonnenuhr. Die Bezeichnung „Pickentor“ geht auf die in diesem Turm aufbewahrten Lanzenspitzen zurück.
Wie schon Anfangs vermerkt wurde das Pickentor und sein Turm im Jahre 1779 abgebrochen. Mit dem gewonnenen Schutt füllte man den davor liegenden Stadtgraben auf. Im Jahre 1955 stieß man bei Grabungsarbeiten in der Seilergasse auf die Grundmauern des Tores. Am Haus Seilergasse 16 befindet sich heute eine Erinnerungstafel, die 1995 auf Initiative des Innsbrucker Verschönerungsverein angebracht wurde.
Das Foto zeigt das im Jahre 1900 auch im Auftrag des Innsbrucker Verschönerungsvereins entstandene Ölgemälde des Pickentors. Es war am sogenannten „Rainerhaus“ (=Marktgraben 3) angebracht und wird heute im Stadtarchiv verwahrt.
Verfasser: Bernhard Andergassen
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-26472)