Das „Politische Schatzkästlein“, Teil 1
Das Titelbild dieses Artikels stammt aus einem Sammelwerk historischer Stadtansichten, das einen lateinischen und einen deutschen Titel trägt: „Thesaurus philopoliticus. Hoc est: Emblemata Sive Moralia Politica, Figvris Æneis Incisa Et Ad Instar Albi Amicorvm Exhibita, Versibus quoq; Latinis ac Rhythmis Germanicis conscripta. […] „Das ist: Politisches Schatzkästlein guter Herren und bestendiger Freund.“ Das mehrbändige Werk, das ab dem Jahr 1623 erschienen ist, beinhaltet eine Sammlung von Kupferstichen und Radierungen mit Stadtansichten und einigen Ansichten von Burgen und Klöstern, die aber nur als schmückender Hintergrund für die Emblem-Szenen und die daran anknüpfenden Sinnsprüche in Versform dienen.
Das Konzept für das in mehreren Teilen erschienene Buchprojekt stammte von Daniel Meisner, der im Jahr 1585 in der böhmischen Stadt Komutov geboren wurde. Meisner war (Mit-)Herausgabe des Werkes und bis zu seinem Tod am 11. März 1625 verantwortlich für die Texte der ersten Hefte, die Gestaltung der Embleme und die inhaltlichen Leitlinien der Abbildungen. In den Widmungen zu den ersten Heften bezeichnet sich Meisner selbst als Autor, Inventor, Poeta Laureatus Coronatus, Verleger, Herausgeber und Stecher. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand war er allerdings bei diesem Projekt nicht selbst als Stecher tätig.
Der Goldschmied, Kupferstecher und Verleger Eberhard Kieser, der im Jahr 1583 in Kastellaun im Hunsrück geboren wurde, sorgte für die Herstellung und den Vertrieb des Werkes. Ein Teil der Stiche stammt von ihm selbst, für die restlichen engagierte er namhafte Künstler wie zum Beispiel Sebastian Furck, Georg Keller, Matthäus Merian und Johann Eckard Löffler. Nach dem Tod Daniel Meisners waren erst fünf Teile des ersten Buches gedruckt, doch waren zahlreiche Texte aus seiner Hand noch nicht veröffentlicht worden. Mit diesen „Vorräten“ ausgestattet, setzte Eberhard Kieser die Herausgabe des Werkes fort. Als alle Texte Meisners verwendet waren, beauftragte er den Pfarrer Johann Ludwig Gottfried mit dem Verfassen weiterer Texte. Für das zweite Buch konnte Kieser dann seinen Schwager, den Anwalt Heinrich Kornmann, als Autor gewinnen. Die Buchserie trug aber weiterhin den Namen seines Erfinders Daniel Meisner.
Das Titelbild dieses Artikels zeigt eine Ansicht Innsbrucks aus dem „Politischen Schatzkästlein“. Die Abbildung trägt den Titel „Nec sinit esse feros. Insprugk in Tyrol.“ In der linken, oberen Ecke befindet sich das Innsbrucker Stadtwappen. Unter dem Kupferstich ist folgender Sinnspruch in lateinischer Sprache zu lesen: „Instiione feras docet hic mitescere stirpes, Artis idem Puero generosa scientia proestat.“ Darunter stehen folgende Verse, die zwar keine Übersetzung des lateinischen Textes sind, aber sinngemäß in etwa das selbe ausdrücken:
„Der Gärtner auf den wilden Stamm
Impft gute Zweig und macht ihn zam
Also ein jung von wildem Sinn,
wirt zam durch Kunst und Disciplin.“
Der zweite Teil des Artikels wird am 1. Mai 2023 erscheinen.
(Stadtarchiv Innsbruck, 04.02.15-5)