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Das Größte Aller Möglichen Wesen (II.)

Das größte aller möglichen Wesen (II.)

Vielleicht geht es Ihnen wie vielen Menschen, die dieses Argument zum ersten Mal hören – man ist nicht überzeugt, aber man kann nun auch nicht so richtig sagen, worin das Problem liegt.

Über die Jahrhunderte haben Theologen und Philosophen so manche Einsprüche gegen das Argument erhoben, wiederum andere haben es neu formuliert, aber gegen diese Form des Arguments gibt es einen simplen Einwand. Das Problem liegt im ersten Satz: „Gott ist (…)“. Denn hier handelt es sich um etwas, das Philosophen Petitio Principii nennen – was frei übersetzt so viel wie „Annahme des zu Beweisenden“ bedeutet. Konkret heißt das, dass eine der Prämissen des Arguments – „Gott ist…“ – seine Existenz voraussetzt, denn wie könnte er irgendetwas sein ohne selbst zu sein. Aber genau das will das Argument ja beweisen. Also muss der erste Satz so formuliert werden: „Wenn Gott existiert, dann ist er…“ Also sieht das Argument nun so aus:

  • Wenn Gott existiert, dann ist er das größte Wesen, das gedacht werden kann
  • In Wirklichkeit und in Gedanken zu existieren ist größer als nur in Gedanken
  • Würde Gott, wenn er existiert, nur in Gedanken existieren, wäre er nicht das größte denkbare Wesen
  • Demnach existiert er, wenn er existiert, in Gedanken und in Wirklichkeit
  • Wenn Gott existiert, existiert Gott in Wirklichkeit

Somit ist das Argument zwar logisch korrekt, aber nicht sonderlich aufschlussreich und vor allem kein Beweis mehr.

Aber wie anfangs erwähnt, haben viele spätere Philosophen das Argument abgewandelt, um es stichfest zu machen. Darunter auch einige der bekanntesten Größen ihrer Disziplin wie Descartes (1596–1650) und Leibniz (1646–1716). Aber selbst im 20. und 21. Jahrhundert wurden und werden noch neue Argumente dieser Art vorgebracht. Eines davon ist der „modale ontologische Gottesbeweis“ von Alvin Plantinga (*1932).

Letztlich liegt die Schwäche all dieser Argumente jedoch an einem Punkt, den Kant in seiner Kritik der reinen Vernunft hervorgehoben hat, wo er schreibt „Sein ist kein reales Prädikat“. Gemeint ist damit, dass es sich bei „sein“ oder „existieren“ etc. offensichtlich nicht um eine Eigenschaft wie jede andere handelt, was auch intuitiv ist. Wenn ich die Eigenschaften meiner Katze aufzähle: „Sie ist schwarz-weiß, nicht sonderlich intelligent, hat grüne Augen und sie existiert“ dann fällt auf, dass eine dieser „Eigenschaften“ nicht wie die anderen ist. Etwas salopp formuliert, sind die anderen Eigenschaften Teil des Begriffes, während „sie existiert“ das Verhältnis des Begriffes zur Wirklichkeit beschreibt. Und dabei liegt eben das Problem der ontologischen Argumente, sie versuchen dieses Verhältnis zum Teil des Begriffes zu machen, was aber kategorisch ähnlich unsinnig ist, wie einem Ton eine Farbe oder einer Zahl einen Geruch zuzuschreiben.

(Signatur KR-NE-1800)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Die Rechte streckt ich schmerzlich oft in Harmesnächten
    und fühlt gedrückt sie unverhofft von einer Rechten.
    Was Gott ist, wird in Ewigkeit kein Mensch ergründen,
    doch wird er treu sich allezeit mit uns verbünden.
    Ja, Lesebuchgedicht.
    Ja, von Conrad Ferdinand Meyer.
    Aber können wir ohne dieses Urvertrauen – und wenn es nur ein kleiner Funke davon ist – denn überhaupt
    ÜBERLEBEN?

  2. Interessant ist, dass das Wort glauben nur einmal in verbaler Form vorkommt.
    …glauben wir, dass Du (Gott) „etwas bist, über dem nichts Größeres gedacht werden kann“

    Der religiöse Glaubehat mit dem umgangssprachlichen glauben nicht mehr zu tun als das Geldinstitut mit der gleichnamigen Sitzgelegenheit. Ich glaube, er wohnt jetzt in Janbach, ich glaube, sie haben geheiratet, ich glaube, die Tochter heißt Karin, und eben auch “ glauben wir, dass Du (Gott) „etwas bist, über dem nichts Größeres gedacht werden kann“ ist ganz etwas anderes. Verrückt, ich weiß.

    Religiöser Glaube ist (wenn schon) eine sensitive Funktion des Gehirns wie sehen und hören. Und das ist eben der Anstoß zu einer Bezeichnung wie Gott. Wenn ein Prophet einst behauptete, Gott habe mit ihm gesprochen, dann wußte jeder, dass damit keine akustische Äußerung gemeint ist, sondern das Gehirn die Stimme gehört hat. Verrückt, ich weiß.

    Wenn ich mir eine Gottheit vorstellen kann, dann ist sie die bislang höchste Stufe einer Evolution, die weit über die stümperhaften Gedanken Darwins hinausreicht und beim Menschen mit seinem Gottgefühl in Primitivform beginnt, wodurch wir eben auf niederem Niveau, aber eben doch dazugehören. Wenn man dann noch bedenkt, daß die handvoll verschiedener Elementarteilchen nur Namensstellvertreter für verschiedene Kräfte sind (wir messen und spüren nur Kräfte) und es, wenn es jenauerweise also gar keine Materie jibt, die nur ein ähnlicher Sammelbegriff ist wie Partikel, dann tut man sich nicht einmal ganz schwer damit, das so zu sehen.
    Verrückt, ich weiß. Aber anders kann ich mir dieses Gott nicht vorstellen. Das Gott bitte. Das hat weder Vulva noch Zipfele.

    Fern schon klingt das Tatütatü der Ambulance, die mich in Irrenhaus bringt 🙂 .

  3. Bin noch ziemlich neu auf dieser Plattform, aber ich möchte gern einen Beitrag zu Menschen und Arbeit senden.
    Leider schließt wieder ein Betrieb in Innsbruck, der unersetzbar ist und zugleich das Ende eines alte Handwerks bedeutet, des Taschners.
    Herr Schmarder, versteckt in der M. Theresienstrasse, von mir aber oft gefunden 85Jahre alt(Wer so lang arbeitet liebt seinen Beruf über alles) ist eine Instution in Ibk. Wie oft war der Schmarda meine letzte Rettung, Zipps, Druckknöpfe, Rucksack, Zelt und Lieblingstaschen, alles kein Problem er konnte einfach alles, ansonsten gab es wertvolle Tipps.
    Leider,leider kann das nun niemand mehr. Ich weine jetzt schon in mein Taschentuch, wo geht man jetzt hin????
    Alles wegwerfen, keine Option, so wurde ich nicht erzogen, es ist traurig
    LG. aktuelles Bezirk Latz lesen

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